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Olaf und der gelbe Vogel von Erik Neutsch
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
01.08.2014
ISBN:
978-3-86394-786-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 118 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Tiere/Vögel, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Anfänger, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Bücher mit Kapiteln
Kinder/Jugendliche: Natur- und Tiergeschichten, Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft
Pirol, Allee, Freundschaft, Vandalismus, DDR, Pioniere, Bäume pflanzen
6 - 10 Jahre
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„Erst dein Ehrenwort, dass du es keinem weitersagst.“

„Ehrenwort.“

Sie schlagen die Hände ineinander und sehen sich feierlich an. Dann erzählt Olaf seinem Freund Hansi die ganze Geschichte. Von dem gelbschwarzen Vogel, von Atze, und wie er Susanne getroffen hat. Von ihren Besuchen an der Fernstraße und von dem Gewitter, und wie Susanne und er auf die Idee gekommen sind, an der Straße Bäume zu pflanzen. Nur die Fünf auf dem Zeugnis verschweigt er. Aber es war ja gar keine richtige Fünf. „Siehst du, und Susanne hat sogar an dich gedacht, dass auch du Bäume mit pflanzen sollst.“

Für Hansi ist das alles ein bisschen viel auf einmal. Eine solche lange Geschichte! Die muss erst in seinen Kopf hinein. „Erzähl’s noch mal“, bittet er.

Olaf beginnt von vorn. Und Hansi fragt, wenn er etwas nicht versteht. Dann sagt er: „Hast du gar keine Angst vor der Polizei?“

„Vor wem?“

„Vor der Polizei.“

„Warum denn?“

„Weil du die Kirschbäume aus dem Schulgarten klauen willst.“

„Ich klau sie doch nicht. Ich pflanze sie nur von einem Fleck an den anderen. An der Straße stehen sie besser. Die Leute können sich drunterstellen, wenn es regnet. Und der Zaubervogel hat einen Platz zum Ausruhen. Wir müssen sie nur tüchtig gießen, damit sie groß werden und viele Blätter kriegen. Im Schulgarten braucht sie keiner. Du weißt ja. Als wir Unkraut zupfen sollten und es fing an zu regnen, sind wir mit Frau Franke zurück in unsere Klasse gegangen.“

„Hm ... Ob aber die Polizei das weiß?“

„Dann gehen wir eben hin und sagen’s. Herr Kulike von nebenan könnte Wache stehen, wenn wir die Bäume ausgraben.“

„Herr Kulike soll Wache stehen? Warum denn? Er ist doch selber bei der Polizei.“

„Vor Herrn Pitzig, dem Hausmeister, damit der uns nicht erwischt.“

„Siehste“, sagt Hansi, „du hast doch Angst. Wir klauen also doch.“

„Aber nicht, wenn die Polizei uns hilft“, sagt Olaf. Ein schwieriges Problem, das die beiden zu lösen haben. Stehlen sie oder stehlen sie nicht?

Zwei Tage gehen darüber hin. Olaf zeigte Hansi die Stelle, an der er sich immer mit Susanne getroffen hat. Sie malen eine Sonne auf den Weg. Olaf sagt: „Man müßte Susanne fragen können, was sie dazu meint. Ich schreib’s ihr im Brief.“

„Bis du Antwort hast“, erwidert Hansi, „sind die Ferien um.“

„Ja. Das stimmt.“

„Warum fragst du nicht einfach deinen Papa?“

„Geht nicht. Unsere Idee soll ein Geheimnis sein. Besonders für die Großen.“

Endlich beschließen sie, die Polizei einzuweihen. Herr Kulike von nebenan, der Abschnittsbevollmächtigte ihres Wohnviertels, soll Wache halten. „Aber nur, wenn er vorher sein Ehrenwort gibt, nichts zu verraten“, sagt Olaf. Hansi nickt. Sein Freund hat wie immer das Richtige getroffen. Und Bello macht: Wauwau. Es hört sich an, als sagte er: Genau.

Herr Kulike jedoch ist im Urlaub! Sie klingeln vergebens an seiner Wohnungstür.

Und sie haben nur noch eine Woche Ferien.

Hansi hat einen Einfall. „Wieso brauchen wir zum Wachestehen einen Volkspolizisten?“, fragt er.„Keine Spur. Das macht Bello. Der nimmt’s mit jedem Polizeihund auf. Und eine bessere Nase und bessere Ohren als Herr Kulike hat er auch. Wir binden Bello an den Zaun. Und wenn Herr Pitzig kommt, dann bellt er. Und wenn Herr Pitzig uns verhauen will, dann beißt er ihn ins Bein.“

Das war eine lange Rede. Er ist ganz außer Atem. Bello macht dazu: Wauwau. Er hat seinen Namen gehört, und wiederum klingt es, als sage er: Genau. Alle Entscheidung liegt bei Olaf. Die beiden gucken sich an.

„Dass wir darauf nicht gleich gekommen sind“, ruft er aus. „Natürlich!“ Und nach einer Weile fügt er hinzu: „Aber beißen darf der Bello den Herrn Pitzig nicht. Das ist ...“ Er sucht nach dem richtigen Wort. „Strafbare Handlung ist das. Und dann kriegen wir es wirklich mit der Polizei zu tun. Herr Kulike würde den Herrn Pitzig ja auch nicht beißen.“

„Nein“, sagt Hansi. „Das stimmt.“ Und plötzlich fragt er, und ganz wohl ist ihm dabei nicht: „Du! Warst du schon mal im Gefängnis?“

„Ich? Wie kommst’n darauf?“, sagt Olaf.

„Es soll nicht schön dort sein“, sagt Hansi. „Da kriegste nur trocken Wasser und nicht mal Marmelade aufs Brot.“

„Quatsch“, sagt Olaf. „Ins Gefängnis kommen nur Verbrecher. Diebe, die was klauen, und so.“

Ihr Entschluss ist gefasst. Noch am selben Abend, als schon die Dämmerung alle Häuser grau macht, gehen sie zur Schule. Hinter dem Seitenflügel, dort, wo Herr Pitzig wohnt, befindet sich der Garten.

 

Olaf und der gelbe Vogel von Erik Neutsch: TextAuszug