Eine Erzählung für und über Gertrud Kolmar - EDITION digital erinnert zum 10. Todestag an Uwe Berger
GODERN bei Schwerin Gertrud Kolmar war eine der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts, die als Jüdin Anfang März 1943 in das KZ Auschwitz deportiert und dort im Alter von 48 Jahren wahrscheinlich sofort nach ihrer Ankunft in der Gaskammer umgebracht wurde. Während sich im Westen der Schriftsteller und Dichter Hermann Kasack (1896 bis 1966) um ihr Werk verdient machte, engagierte sich im Osten für die Erinnerung an Kolmar der Lyriker, Essayist und Erzähler Uwe Berger, der am 16. Februar 2014 in Berlin verstarb. In seiner erstmals 1990 beim Aufbau-Verlag erschienenen Erzählung Flammen oder Das Wort der Frau zeichnet er unter Verwendung authentischen Materials wie den Briefen an ihre Schwester Hilde, die sich 1938 in die Schweiz in Sicherheit hatte bringen können, und den wenigen bis dahin bekannten Lebensdaten das Bild einer sensiblen und entschlossenen Frau. An ihre Schwester schrieb Kolmar, dass sie den Weg gehe, der ihr von innen her bestimmt ist. Bereits 1978 hatte Berger das Nachwort zu dem im Buchverlag der Morgen erstmals als Ganzes erschienenen Gedichtzyklus Das Wort der Stummen verfasst. Er war zwischen August 1933 und Oktober 1933 in atemloser Verzweiflung und Empörung niedergeschrieben worden. Insgesamt liegen bei EDITION digital 12 Bücher von Uwe Berger vor. Dazu gehören die literarischen Miniaturen aus der Mark Brandenburg Backsteintor und Spreewaldkahn (1975), der Paul-Fleming-Roman Das Verhängnis (1983), Pfade hinaus. Episoden der Erinnerung (2005) und das Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 Ungesagtem lauschen (2013). Alle E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.
Uwe Berger, der ein Abkömmling von Karlshafener Hugenotten war, wurde am 29. September 1928 in Eschwege geboren. Karlshafen war 1699 von Landgraf Karl von Hessen-Kassel als Exulantenstadt zur Ansiedlung von Hugenotten, protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, an der Mündung der Diemel in die Weser gegründet worden. Sein Vater war Direktor bei der Deutschen Reichsbank. Seine Jugend verlebte er in Emden, Augsburg und Berlin. Mit 15 Jahren wurde er als Flakhelfer in der Umgebung von Berlin eingesetzt. Anfang 1945 meldete er sich, um nicht zur Waffen-SS gezogen zu werden, freiwillig zur Kriegsmarine und war bei Kriegsende als Marineoffizieranwärter in Dänemark. Im selben Jahr vorzeitig aus britischer Gefangenschaft entlassen, schrieb er nach seiner Rückkehr erste Gedichte und Prosaversuche. Bereits während eines Studiums der Germanistik und Kunstwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität arbeitete er im Verlag Volk und Wissen, kurz danach wurde er in den Aufbau-Verlag geholt, wo er von 1949 bis 1955 als Lektor tätig war. Danach war er freischaffend. 1973 wurde er Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. Zugleich war er von 1982 bis 1989 parteiloser Vizepräsident des DDR-Kulturbundes. Für sein Schaffen wurde Uwe Berger mehrfach ausgezeichnet, so 1961 mit dem Johannes-R.-Becher-Preis, 1968 mit dem Heinrich-Heine-Preis, 1972 mit dem Nationalpreis der DDR und 1988 mit dem Theodor-Körner-Preis sowie mit dem Professorentitel h. c. der humanistischen Disziplinen der Interamerican University of Humanistic Studies.
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