Liebes- und andere Geschichten - EDITION digital erinnert zum 80. Geburtstag an Jutta Schlott
GODERN bei Schwerin Die Schweriner Schriftstellerin Jutta Schlott, die am 21. Oktober 80 Jahre alt geworden wäre, hat gern über die Liebe geschrieben, auch über die erste Liebe junger Menschen - in ihrer ganz eigenen Sprache und sehr einfühlsam. Nachlesen lässt sich das zum Beispiel in dem 1985 erschienenen Band mit Erzählungen Roman und Juliane: In der Nähe des Schlossparks sah Juliane zum ersten Mal auf die Uhr. Sie erschrak. Sie hätte seit zwei Stunden zu Hause sein müssen. Trotzdem machte sie keine Einwände, als Roman fragte, ob sie sich noch auf ihre Bank setzen wollten. Den Gedanken, dass sie zu spät nach Hause kommen würde, schob sie von sich. Alles war heute fröhlich, leicht. Sie dachte nur zwei Worte: Roman und Juliane. Sie redeten, krakelten Zeichen und Buchstaben in den Sand. Sie verstanden jedes Wort und jede Geste. Sie erzählten von dem, was ihnen lieb war, das Liebste bisher. Sie ahnten, mit diesem Sonntag hatte eine neue Zeitrechnung angefangen. Andere Texte handeln von Frauengeschichten und von Kinderschicksalen wie Klare Verhältnisse (1989) und Der Sonderfall. Eine Geschichte mit gutem Ende (1981). 20 Jahre nach dem Verschwinden des kleineren deutschen Landes erschien im Jahre 2000 der Band Ich sah etwas, was du nicht siehst. Erinnerungen aus Ostdeutschland. Über ihre konträren Antriebe für dieses Buch schrieb die Autorin: Sie schwankten zwischen zielloser Neugier und dokumentarischer Pflicht, die sich seit 1989 radikal verändernden Lebensumstände Ostdeutschlands in Biografien als Zeitdokumente zu bewahren. Jutta Schlott hat sich aber auch mit Künstlerbiografien wie in Farbenspiele. Das Leben des Malers Heinrich Vogeler (1989) und Spaniens Himmel. Auf den Spuren Picassos. Ein Reisetagebuch (2009) auseinandergesetzt. Alle zehn E-Books von Jutta Schlott sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.
Jutta Schlott wurde am 21. Oktober 1944 in Kolberg im heutigen Polen geboren und schrieb unter Anspielung auf ihren Geburtsort gelegentlich auch unter dem Pseudonym Ruth Kolberg. Schlott wuchs an unterschiedlichen Orten in Mecklenburg auf. Sie studierte bis 1969 Germanistik und Slawistik an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow und arbeitete danach einige Jahre als Lehrerin und später als Dramaturgin am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, als freie Mitarbeiterin beim Rundfunk und bei verschiedenen Zeitungen. Seit 1979 war sie freiberufliche Autorin. Zwischen 1993 und 2003 lebte und arbeitete sie in Cottbus, einige Jahre auch als Pressereferentin und im PR-Bereich am Staatstheater Cottbus. Seit 2003 war sie wieder in Schwerin zu Hause. Seit 2001 hatte sie den bundesweiten Arbeitskreis LITERATUR UM WELT geleitet. In ihren letzten Lebensjahren engagierte sie sich auch in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Für ihre Texte war Jutta Schlott mehrfach ausgezeichnet worden. So erhielt sie 1972 den Fritz-Reuter-Kunstpreis des Bezirkes Schwerin, 1981 den Regiepreis der Kritiker beim DDR-Kinderhörspielpreis für Vielleicht, vielleicht auch nicht und 1982 den Sally-Bleistift-Preis des Kinderbuchverlags Berlin. Die Schweriner Schriftstellerin starb am 5. Januar 2024 in einem Berliner Hospiz.
EDITION digital war vor 30 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Der Verlag gibt Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher als barrierefreie E-Book heraus, einige auch als Hörbuch. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, fast 1.300 Titel. Die Printsparte des Verlages war Ende vergangenen Jahres von Ralf Jordan vom Geschichtlichen Büchertisch als Imprint übernommen worden.
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