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Was ist ein ironischer Roman? oder Vorsicht vor dem Chamäleon - EDITION digital erinnert zum 15. Todestag an Maria Seidemann

 

GODERN bei Schwerin – Einen ironischen Roman aus dem alten Berlin – so hatte die Schriftstellerin Maria Seidemann, die am 7. September 2010 in Lehnin bei Brandenburg an der Havel verstorben ist, ihren 1986 im Eulenspiegel Verlag Berlin veröffentlichten ersten Roman „Das geschminkte Chamäleon“ genannt. Aber was hatte es damit auf sich? Die Autorin setzte sich damals, nur drei Jahre vor der späteren Wende, mit dem Phänomen der Anpassung auseinander – wenn auch in ironischer historischer Distanz und zugleich auf die Intelligenz des Lesers vertrauend: Was wird aus einer Revolution, wenn die Menschen, die sie gemacht haben, zu saturierten Kleinbürgern entarten, ihre Ideale vergessen und nur noch auf Ruhm, Reichtum, Karriere bedacht sind oder sich anarchisch gebärden? Ironisch distanziert, fordert die Autorin in diesem Zeitgemälde der Jahre 1848 bis 1871 den Leser heraus, die Antwort auf diese Frage zu finden. Das Chamäleon, literarisches Symbol der Anpassung schlechthin, kommt zu allem Überfluss geschminkt daher. Das ebenso spannend, wie unterhaltsam zu lesende Buch schildert fiktiv die Entstehung und Wandlung des ehemaligen Friedrich-Wilhelm-Städtischen Theaters in der Berliner Schumannstraße. So hätten die Geschichten der Leute, die mit diesem Theater, jeder auf eine andere tragikomische Weise, verbunden waren, sein können. Es ist kein Roman von historischer Authentizität, aber so die Autorin: „Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang, sie ist traurig und komisch, außerdem ist sie wahr.“ Bei EDITION digital liegen weitere sieben Bücher von Maria Seidemann vor, darunter „Der Tag, an dem Sir Henry starb“ (1980), „Der kleine Drache auf dem Berg“ (1994) und „Der kleine Zauberer Sim Salabim“ (2006). Die E-Books von Maria Seidemann sind unter edition-digital.de und im Online-Buchhandel zu haben.

 

Maria Seidemann wurde am 16. Oktober 1944 auf einem Güterbahnhof in Engelsdorf bei Leipzig geboren. Nachdem sie 1964 ihre Reifeprüfung an der EOS Dresden-Süd abgelegt hatte, absolvierte sie an einer Fachschule in Potsdam eine dreijährige Ausbildung zur Archivarin. Danach unterrichtete sie an der Potsdamer Fachschule Geschichte. Gleichzeitig studierte sie selbst per Fernstudium ebendieses Fach an der Berliner Humboldt-Universität. Von 1972 bis 1973 nahm sie an einem Literaturkurs am Leipziger Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ teil. Eine kurzzeitige Tätigkeit als Archivarin am Staatlichen Filmarchiv der DDR schloss sich an. Ab 1974 lebte sie als freie Schriftstellerin in Potsdam. Maria Seidemann debütierte als Autorin mit Gedichten, später folgten Erzählungen und Romane aus dem DDR-Alltag. Seit Mitte der 1980er Jahre lag der Schwerpunkt ihres Werks beim Kinder- und Jugendbuch. 2004 erlitt sie einen schweren Verkehrsunfall. Bei der anschließenden Untersuchung wurde bei ihr auch Brustkrebs diagnostiziert, an dessen Folgen sie mit 65 Jahren starb. Für ihre literarische Arbeit wurde Maria Seidemann, die ab 1981 dem Schriftstellerverband der DDR angehörte und ab 1990 Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller war, vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie 1982 den Debütpreis des Schriftstellerverbandes der DDR, 1986 den Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam, 1989 den Alex-Wedding-Preis, 1990 den Buxtehuder Bullen sowie 1998 den Ehm-Welk-Literaturpreis.

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