Einer der meistgelesenen Schriftsteller der DDR - EDITION digital erinnert zum 95. Geburtstag an Harry Thürk
GODERN bei Schwerin Wenn nach dem erfolgreichsten, meistgelesenen und wohl auch auflagenstärksten Schriftsteller der DDR gefragt wird, dann dürfte zu den zuerst genannten Autoren Harry Thürk gehören, der am 8. März 95 Jahre alt geworden wäre. Dafür spricht nicht zuletzt die deutschsprachige Gesamtauflage seiner Bücher von fast drei Millionen - Romane, Dokumentationen, Reportagen, Krimis, Kinderbücher sowie 15 Drehbücher. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der Antikriegsroman Die Stunde der toten Augen, die Romane Amok und Der Gaukler sowie die Dokumentation Pearl Harbor Die Geschichte eines Überfalls. Bei EDITION digital liegt der 1995 im Mitteldeutschen Verlag Halle veröffentlichte Roman Piratenspiele als E-Book vor. Darin thematisiert Thürk die kriminellen Geschäfte internationaler Waffenschieber. Alles beginnt mit einer Hund, wie Insider waffenfähiges Plutonium nennen. Aus unüberschaubaren russischen Kanälen soll es auf einem umgeflaggten ostdeutschen Schiff nach Südostasien geschmuggelt werden. Dort kommt es nie an. Die turbulente Handlung spielt zwischen Berlin und Singapore, Wien und dem winterlichen Hafen von Riga.
Der Eisenbahnersohn Harry Thürk wurde am 8. März 1927 als Lothar Rudolf Thürk in Zülz in Oberschlesien geboren. 1934 zog die Familie nach Neustadt ebenfalls in Oberschlesien um, wo er bis 1940 die Albert-Leo-Schlageter-Volksschule und danach die Handelsschule Neustadt besuchte. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung bei der Deutschen Reichsbahn und wurde 1944 zum Arbeitsdienst in Ilkenau verpflichtet. Im selben Jahr wurde Thürk nach Utrecht (Holland) zum Fallschirm-Panzer-Korps Hermann Göring einberufen. Nach Kriegsende flüchtete er 1945 mit zwei Freunden durch den böhmischen Wald, um der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Nachdem ihm im Sommer 1945 in seiner alten Heimat Neustadt als Deutscher Ghettohaft drohte Thürk hat diese Zeit literarisch in Sommer der toten Träume verarbeitet , flüchtete er erneut, diesmal aus Polen nach Westen und fand in Weimar seine zweite Heimat. Von 1946 bis 1948 war er hauptberuflicher Funktionär der FDJ und wurde SED-Mitglied. Nach diversen Gelegenheitsjobs arbeitete Thürk als Journalist für verschiedene Zeitungen und war in den Kriegen in Korea und in Vietnam als Reporter tätig. In Vietnam erlitt er eine schwere Vergiftung durch das vom US-Militär eingesetzte Herbizid Agent Orange, die ihm von da an sehr zu schaffen machte. Zwischen 1956 und 1958 arbeitete er als Berater der Illustrierten China im Bild beim Verlag für fremdsprachige Literatur in Peking. Nach weiteren Ostasienreisen, die ihn zwischen 1964 und 1980 nach Laos, Kambodscha, Vietnam, Korea und China führten, kehrte er nach Weimar zurück. Seit 1980 war Thürk, der seit 1972 dem PEN-Zentrums der DDR angehörte, als freier Schriftsteller tätig. 1995 trat er aus dem deutschen P.E.N.-Zentrum (Ost) aus. Thürk starb nach langer Krankheit am 24. November 2005 im Alter von 78 Jahren in Weimar. Der Autor wurde vielfach ausgezeichnet, so 1964 und 1977 mit dem Nationalpreis der DDR sowie 1971 und 1980 mit dem Theodor-Körner-Preis. Viele weitere Informationen bietet das auch nach seinem Tode laufend aktualisierte Harry Thürk Forum, das im Internet unter http://www.harrythuerk.de/ zu finden ist.
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