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Die Umkehr der Meridian von Carlos Rasch
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
14.09.2015
ISBN:
978-3-95655-514-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 186 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer, Belletristik/Science Fiction /Cyberpunk, Belletristik/Science Fiction /Kontakt mit Außerirdischen, Belletristik/Science Fiction /Weltraumoper
Klassische Science-Fiction-Literatur, Science-Fiction: Weltraumoper, Space Opera, Science-Fiction: Außerirdische/UFOs
Science Fiction, Utopie, Mars, Jupiter, Abenteuer, Spannung, Technik, Außerirdische, Sonnensystem, Milchstraße, Tau-Ceti, Kometenwolke
12 - 99 Jahre
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Suko Susako erstarrte. Bezweifelte der Kommandant, dass er die Prüfliste durchexerziert hatte? Es wäre das erste Mal. Dieses Misstrauen stürzte ihn in eine bodenlose Tiefe. „Die Messgeräte haben vorhin noch keinen Defekt angezeigt. Es war alles in Ordnung“, schwor er entsetzt. „Ja, ja, alles in Ordnung ... Oh, du meine Güte ... Wo ist die Erde? Nur alles schwarz ..., nur alles dunkel ... Der große Abgrund!“, stammelte er und hob die Hände vors Gesicht.

No Lybia stand plötzlich neben ihm. Dieser Angstausbruch war ihr unverständlich. Das bisschen Raumfurcht und Erdweh, das er bis jetzt gezeigt hatte, war sozusagen normal. „Es ist bestimmt nur ein kleiner Defekt", sagte sie. „Der Schaden wird bald gefunden und behoben sein.“ Dabei drückte sie ihm unmerklich eine kleine Haftampulle mit einem Beruhigungsmittel auf die Haut des Nackens. Das Medikament würde innerhalb weniger Minuten selbstständig durch die Ampullenwandung über die Haut in die Blutbahn übertreten und schnell zu wirken beginnen.

Noch zitterte Suko Susako am ganzen Leibe. Auch No Lybia war der Schreck in die Glieder gefahren, als der Antrieb ausgesetzt hatte. Aber was half es, die kühle Überlegung zu verlieren.

„Bald, bald!“, äffte sie der Ingenieur, noch heftig erregt, nach. „Wann ist bald? Soll ich dir sagen, was sein wird, wenn die Hauptdüse nicht mehr zünden sollte?“ Er lachte höhnisch. „Bald wirst du es selbst merken. Lächerlich, ein kleiner Defekt ... Aus ist es dann mit uns!“

„Hör auf, Su-Su!“, sagte Tete Thysenow.

Aber der Japaner ließ sich nicht unterbrechen. „Wisst ihr, was dieser ,kleine' Defekt bedeuten kann?“, schrie er. Er gab gleich selbst die Antwort, jedes Wort extra betonend: „Wir - können - nicht - umkehren!“

„Wir werden die Steuerwendung machen, in ein paar Stunden, in ein paar Tagen, in ein paar Wochen“, sagte Tete Thysenow gleichmütig, bevor er sich wieder seinen Messgeräten zuwandte. „Was macht das bei diesen Entfernungen im Kosmos schon aus, ob wir noch eine Million Kilometer weiterfliegen oder nicht.“

Susako lächelte verkrampft und dachte: Gewiss, man stürzt hier im Kosmos, wenn das Triebwerk versagt, nicht gleich ab. Ein Aufprall auf harten Boden war natürlich nicht zu befürchten. Man konnte sich Tage und Wochen Zeit lassen, um das Triebwerk wieder in Gang zu setzen. Aber dafür war auch ein Versagen, ein Fehler, eine falsche Entscheidung endgültig, unwiderruflich, tödlich und brachte ein lang marterndes, qualvolleres Ende als bei einem Unglück auf der Erde. Dumpf sagte er: „Ich habe euch gewarnt. Ihr hättet früher umkehren sollen. Ihr hättet nicht so weit fliegen dürfen.“

No Lybia, die immer noch dicht neben ihm stand, rüttelte sacht an seinen Schultern und sagte sanft: „Mach keine Panik. Das Umkehrmanöver wird sich nur ein wenig verzögern. Höre jetzt mit deinen Vorwürfen auf.“

Was ist bloß mit ihm vorgegangen, dachte sie betrübt. Sie konnte sich noch gut erinnern, dass er auf der Erde in den Ausbildungslagern einer der mutigsten und unerschrockensten Männer gewesen war. Er hatte immer sehr schnell und entschlossen gehandelt, wenn die Simulatoren einen schwierigen Defekt demonstriert hatten.

„Aufhören, aufhören“, murmelte er, nun schon wesentlich ruhiger. „Ihr wollt es nur nicht wahrhaben, dass wir mit unserem Latein am Ende sind. Wir werden umkommen, aufhören zu leben, begreift es doch endlich!“, sagte er resigniert.

Dann verstummte er ganz. Der Kommandant sah ihn so merkwürdig an. Unter diesem Blick rieselte ihm ein unbehagliches Gefühl den Rücken hinunter. Schuldbewusst senkte er den Kopf. Es war falsch von mir, mich so unbeherrscht zu benehmen, dachte er.

„Was redest du für einen Unsinn“, sagte Arkadi Arsuk da auch schon. „Wir hatten doch gemeinsam beraten und auch gemeinsam beschlossen weiterzufliegen, nicht wahr? Auch du, Leutnant Suko Susako, hattest zugestimmt“, erinnerte er ihn.

 

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