Mehr als ein Radrennen, viel mehr
In dem Kinderbuch „Streit um Legohr, sieben Löffel Pudding und andere Kindergeschichten“ geht es turbulent zu und nicht nur um einen Esel
Es ist schon erstaunlich, welche Geschichten der Schriftsteller Günter Saalmann so alle zu erzählen weiß. Und immer steckt hinter der erzählten Geschichte noch eine andere, die die Spannung steigert. Das gilt auch für seine erstmals 1981 im Kinderbuchverlag erschiene Geschichte „Streit um Legohr“. Da geht es um ein Radrennen, eine „Kleine Friedensfahrt“ der vierten Klassen. Das Sportereignis findet in einem Dorf statt, in Winkeln, als es dort noch eine LPG gab und einen LPG-Vorsitzenden. Der war früher mal ein erfolgreicher Radsportler und hat einen Sohn. Achim: „Nicht so schnell, Papa!“
„Tempo, Acke! Im Windschatten bleiben!“
Papa trainiert mit Achim für die „Kleine Friedensfahrt“ der vierten Klassen. Das ist das Verrückteste seit Jahren: Papa, der Vorsitzende der LPG, bringt mal Zeit auf für seinen Sohn. Er hat das eigene Rad, sein altes Rennrad, vom Schuppenboden geholt, Luft aufgepumpt, Mama winkte am Hoftor, ab ging’s. „Tempo!“
Aber da ist auch das Mädchen Adriana, Adriana Triebsch, die jedoch von allen Anne genannt wird. Annes Großmutter, die alte Triebschen, hat einen Esel, „Legohr“. Und Annes Großmutter hat Krach mit der LPG, weil Legohr auf dem Kleeschlag der LPG frisst. Und der LPG-Vorsitzende, Achims Vater, nennt sie deshalb eine alte Hexe. Und das sei Diebstahl.
Aber Großmutter Triebsch verteidigt sich, „das Gras auf ihrer Wiese ist dem Esel nicht mehr zuzumuten! Jedenfalls nicht, solange die Winkelner weiterhin ihr Gerümpel draufpfeffern! Die LPG wiederum erklärt, dafür ist sie nicht zuständig. Das Gerümpel ist Bürgermeistersache. Und die Leute laden ihren Krempel ja auch im Wald ab. Wer soll da anfangen aufzuräumen ... Gut, gut, verkündet die alte Triebschen, dann frisst er eben LPG-Klee. Wer hat recht?“
Der Streit geht schon länger. Und dieser Streit und Legohr, die haben auch mit dem Radrennen zu tun, bei dem Achim, der von seinem Rennfahrer-Vater gut trainiert wurde, ziemlich gute Chancen auf den Sieg hat. Aber dann passiert etwas, was mit Legohr zu tun hat, und mit dem Mädchen Anne und mit Ehrlichkeit und Treu und Redlichkeit. Und nicht zuletzt das ist etwas, was auch heute noch gilt wie damals, als es auch in Winkeln noch eine LPG gab und einen LPG-Vorsitzenden und einen Jungen, der fast ein Radrennen gewonnen hätte. Oder doch? Und man beachte außerdem die kleine Vorrede des Autors, wie er zu dieser Geschichte gekommen sein will.
Der lesenswerte Band enthält auch weitere Kindergeschichten wie „Sieben Löffel Pudding“ aus dem Jahre 1978.
Der 1936 in Waldbröl im Bergischen Land geborene, aber in Sachsen aufgewachsene Schriftsteller Günter Saalmann war über die Tanzmusik zum Schreiben gekommen: Die Schlager- und Liedtexte des Posaunisten hatten ihm Mitte der 1970er Jahre einen Studienplatz am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ eingebracht. Danach wurde er freischaffender Schriftsteller - und Musiker. Zusammen mit dem Jazzgitarristen Helmut „Joe“ Sachse trat er in dem musikalisch-literarischen Programm „Po(e)saunenstunde“ auf, bei Litera erschien 1983 eine gleichnamige LP. Saalmann, der seit Jahren in Chemnitz lebt und arbeitet, schreibt vor allem Kinder- und Jugendbücher, aber auch Kindergeschichten für (Groß)Eltern. Nach eigenen Worten spricht er „Kinder von 92 – 174 cm und Erwachsene ab drei ausgelesenen Büchern“ an. Auch seine musikalischen Programme seien „für alle Altersgruppen von 6 bis 99 geeignet“.