Sehnsucht nach Zuwendung
In seinem berührenden Buch „Umberto“ lässt Günter Saalmann eine ungewöhnliche Hoffnung nachvollziehen
„Ich mach's schon«, knurrt Umberto. „Ist es wirklich aus Afrika?“ Er nimmt die Pflanze und trägt sie behutsam aufs Fensterbrett neben seinem Platz. Wenn hier einer was von Afrika versteht, dann er.“ Dieser Er, der etwas von Afrika versteht, das ist ein Junge, ein Schüler in einer sächsischen Schule in der DDR, der schon zum zweiten Mal die sechste Klasse besucht. Umberto hat Schwierigkeiten in der Schule. Und Umberto hat auch sonst Schwierigkeiten im Leben.
Aber das hat weniger mit ihm selber zu tun als mit den Umständen, unter denen er leben muss. Und immer wieder wird ihm bitteres Unrecht angetan. Dass er stinken soll, das hat zum Beispiel mit der verrauchten Wohnung zu Hause zu tun. Vor allem aber sehnt sich Umberto nach Zuwendung, wirklicher Zuwendung. Schließlich weiß er sich nicht anders zu helfen, als die Staatliche Jugendhilfe auf sich aufmerksam zu machen. Er will weg. Er will weit weg. Am liebsten nach Afrika. Und so macht er sich mit seiner kleinen Schwester auch auf die Flucht nach Afrika. Ob Umberto dort ankommt?
Das 1987 beim DDR-Kinderbuchverlag erschienene Buch wurde mehrfach ausgezeichnet, so 1988 mit der Erich-Weinert-Medaille 1988 und 1989 mit dem Maxim-Gorki-Preis der Ibby-Sektionen der Ostblockländer und mit einem Platz auf der Ehrenliste zum österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur.
Der 1936 in Waldbröl im Bergischen Land geborene, aber in Sachsen aufgewachsene Schriftsteller Günter Saalmann war über die Tanzmusik zum Schreiben gekommen: Die Schlager- und Liedtexte des Posaunisten hatten ihm Mitte der 1970er Jahre einen Studienplatz am Leipziger Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ eingebracht. Danach wurde er freischaffender Schriftsteller - und Musiker. Zusammen mit dem Jazzgitarristen Helmut „Joe“ Sachse trat er in dem musikalisch-literarischen Programm „Po(e)saunenstunde“ auf, bei Litera erschien 1983 eine gleichnamige LP. Saalmann, der seit Jahren in Chemnitz lebt und arbeitet, schreibt vor allem Kinder- und Jugendbücher, aber auch Kindergeschichten für (Groß)Eltern. Nach eigenen Worten spricht er „Kinder von 92 – 174 cm und Erwachsene ab drei ausgelesenen Büchern“ an. Auch seine musikalischen Programme seien „für alle Altersgruppen von 6 bis 99 geeignet“.