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Und hinter der Tür eine Kette von Erich-Günther Sasse
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
03.02.2020
ISBN:
978-3-96521-233-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 260 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Psychologisch, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Moderne Frauen
Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Familienleben, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Tod, Trauer, Verlust, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Seelenleben, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.), Ostdeutschland
DDR, Dorf, LPG, Agrarflug, Zirkus, Liebe, Sehnsucht, Trauer, Familienleben
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Großmutter

Wenn sie hinter den Fensterscheiben, hinter den Wänden, den Türen, in ihrem Haus, ihrem Zimmer saß, ging sie das, was draußen geschah, nichts an. Nicht die vorüberfahrenden Autos, nicht die Menschen auf der Straße, obwohl sie die meisten kannte. Sie saß dort unbeweglich. Hinter dem Fenster sah sie die Straße, dahinter, über den Häusern auf der anderen Straßenseite, den dunklen Himmel, sie saß und sah hinaus, ohne zu ermüden. Ihre Hände lagen auf der schwarzen Schürze. Manchmal schloss sie die Augen, dann sah sie nichts von dem, das sie sowieso nichts anging.

Wo man Helden braucht, braucht man auch Mütter. Sie wollte nicht heldenhaft sein. Ihre Söhne wollte sie wiederhaben, nichts weiter. Sie lachte nie mehr.

Der Weinstock vor den Scheiben war uralt, seine Blätter grau, er trug kaum noch Früchte, und die paar, die daran wuchsen, waren so sauer, dass sie keiner naschen wollte. Nicht mal die Kinder. Aber sie hatte bestimmt, dass der Weinstock nicht abgehackt wurde. Die Frau hinter dem Fenster im Sessel hatte keinen Sohn mehr. Der Krieg war in ihr Leben unbarmherzig eingebrochen, er hatte die Söhne genommen. Zwei Söhne, die ihre Hoffnung waren und denen ihre Liebe gehörte. Auf dem Schreibtisch hinter ihr standen ihre Bilder, der eine, ältere, in Uniform, ein unsicheres Lächeln im Gesicht, der jüngere, der zuerst gefallen war, bei einem Ort, dessen Namen sie nicht aussprechen konnte – sie hatte ihn auf der Karte gesucht, aber nicht gefunden –, blickte ernst. Er war ihr sehr ähnlich gewesen.

Verloren die Söhne, aus und vorbei das Leben, sie wollte sterben, aber sie konnte es nicht. Und sie saß hinter den Fensterscheiben, sah nach draußen und sah doch nichts und wartete auf den Tod, der nicht kommen wollte.

In ihrem Haus war es kalt, deshalb legte sie sogar im Sommer abends meistens einen schwarzen, löchrigen Fuchspelz um die Schultern. Sie fühlte sich krank, aber es war keiner da, der sie hätte pflegen können. Deshalb blieb sie nicht im Bett liegen.

Die Augen der Alten waren stumpf, und sie lebten nur, wenn sie ihren Enkel anblickten, den einzigen Sohn ihres älteren Sohnes. Ihre Augen sahen ihn an, und dann sahen sie wieder weg, und dann ergriffen sie Besitz von ihm, und die Frau stöhnte, dich will ich wenigstens behalten, dich, und dann nahm sie seinen Kopf und streichelte ihn.

Der Junge wagte es nicht, in das Gesicht der Alten zu sehen, wenn sie ihn an sich drückte.

Meistens zeigte sie ihm die Bilder ihrer Söhne. Er hatte sie oft gesehen, aber er hatte nicht den Mut, es der Alten zu sagen. Seine Mutter war zu dem anderen Mann gezogen. Sie ließ sich von der Mutter ihres ersten Mannes, die sie sehr erregt davon hatte abhalten wollen, nicht hindern.

Ein paar Tage später sagte die Alte zu dem Jungen, die, deine Mutter, kann gehen zu dem, du bleibst bei mir, befahl sie, bettelte sie. Hier, sagte sie und zeigte ihm ein paar Blätter beschriebenes Papier, habe ich aufgeschrieben, was die zu mir gesagt hat, wenn du achtzehn wirst, darfst du es lesen. Du wirst mich verstehen, sagte sie und presste ihn an sich.

Der Junge blieb wenigstens am Tage bei ihr. Ein kleiner, kümmerlicher Ersatz für ihre beiden gut geratenen Söhne, die sie nicht vergessen konnte, an die sie Tag und Nacht dachte, sie hatte nichts anderes mehr zu denken. Sie schleppte sich durch ihr Haus und deckte den Abendbrottisch in der Küche. Manchmal deckte sie sogar den Tisch für die Söhne mit. Sie redete sehr lange mit ihnen. Spät löschte sie das Licht und ging ins Bett. Vorher nahm sie eine Schlaftablette, sonst würde sie nicht mehr schlafen können.

Die Mutter des Jungen arbeitete am Tage auf dem Acker des Mannes, in dessen Haus sie lebte. Sie ließ ihrem Sohn viel Freiheit. Er konnte zu seiner Großmutter gehen, wann er wollte. Nur am Abend musste er zurückkommen. Schlafen durfte er nicht bei der Alten. Seine Mutter verlangte nicht von ihrem Sohn, dass er zu dem Mann, bei dem sie lebte, Vater sagte, nicht einmal Onkel. Sie überließ es ihm, wie er ihn anredete. Es ist nicht gut für den Jungen, wenn er so viel bei der Alten sitzt, sagten die Leute, wusste seine Mutter, aber sie ließ ihn gehen, wenn er gehen wollte, jeden Tag. Das war der Alten zu wenig.

Das werden wir noch sehen, wer dich kriegt, sagte sie zu ihm drohend und schepperte mit einer Tasse, und er konnte sie nicht ansehen in diesem Augenblick, weil er sich fürchtete.

Eine alte Frau, aber sie war auch einmal jung gewesen und hatte nicht zum Fürchten ausgesehen. Sie lebte im Vorkriegsberlin, im Kaiserberlin. Im Auguste-Victoria-Krankenhaus habe ich gearbeitet, sagte sie oft zu dem Jungen, wenn sie ihm die Bilder zeigte. Die Kaiserin hatte mal das Krankenhaus, das ihren Namen trug, besucht. Die Schwestern wurden ihr vorgestellt. Auch die Frau, für die es eine der großen Stunden ihres Lebens war. Seit dieser Zeit war sie kaiserfreundlich, und als die Zeit vorbei war, trauerte sie ihr nach, auch weil es ihre Jugend war, die damit zu Ende ging.

Wenn die Alte nicht am Fenster saß, saß sie unter der Lampe mit dem braunen, runden, gehäkelten Schirm, sie strickte oder umhäkelte Taschentücher. Damit hatte sie Geld verdient. Sie häkelte für die, die es sich leisten konnten, in den Wintermonaten Taschentuchspitzen. Für die Aussteuer höherer Töchter. Sie hatte von dem Geld die Ausbildung ihrer Söhne bezahlt.

In ihrem Schrank lag ein Stapel Taschentücher mit feinster Spitze, sorgfältig eingewickelt. Es war nicht die Zeit, Taschentücher zu verkaufen. Das Licht der Lampe war gelb und weich. Die Standuhr in der Ecke tickte in die Stille.

Helles Licht konnte die Alte nicht mehr vertragen, dann brannten ihre Augen. Sie häkelte oder strickte und redete mit ihren toten Söhnen, sie rief die Bilder an, sie erzählte ihnen, was vor langer Zeit, als sie noch gelebt hatten, passiert war. Sie sprach mit ihnen, als seien sie da, als säßen sie unter ihren Bildern, auf dem roten Samtsofa, in dem Ledersessel, das Leder war ziemlich zerrissen.

Wärt ihr doch nur zu Hause geblieben, sagte sie zu den Bildern, ich hätte euch schon versteckt, ich hätte euch geschützt, was hattet ihr auch da draußen verloren.

Sie schaltete selten das Radio an, aber nach Stalins Tod hörte sie alle Nachrichten ab. Nun, sagte sie voller Hoffnung, müssen sie die Jungs rauslassen. Manchmal blieb der Junge noch bis nach dem Abendbrot bei ihr und aß mit ihr in der Küche. An diesen Tagen stellte sie nur zwei Teller und Tassen auf den Tisch. Sie schmierte ihm das Brot, und sie goss ihm den Tee ein. Das könnte jeden Tag so sein, sagte sie.

Und die Leute sagten, es ist nicht gut, dass der Junge so viel bei der Alten hockt.

Er war noch bei ihr, als es gellend durch das Haus schrie, als ob einer verwundet sei, als ob einer sterbe.

Du bleibst hier sitzen, sagte sie zu dem Jungen und schlurfte dorthin, von wo es geschrien hatte. Das war von oben gekommen, aus dem kleinen Zimmer unter dem Dach. Darin wohnten die Frau und das kleine Mädchen, sie waren aus Ostpreußen gekommen, und die Alte hatte widerstrebend das Zimmer ausräumen müssen. Sie war durch den Schrei aufgeschreckt worden. Ihre Füße schlurften die Treppe hoch. Sie riss oben die Tür auf. Die Frau hing am Fensterkreuz. Das kleine Mädchen versuchte mit aller Kraft, sie herunterzureißen und stieß diese grauenvollen Schreie aus, die der Junge in der Küche unten hörte und die ihm Furcht einflößten.

Die Alte nahm das Messer, das neben dem geschnittenen Brot lag, für das kleine Mädchen geschnitten, das letzte Brot, die Frau wusste nicht, wie es weitergehen sollte, und schnitt den Strick durch. Die Frau lebte noch. Die Alte schleppte sie zum Sofa, bettete sie dort so gut es ging, die Frau war ziemlich schwer, und sie war schwach. Sie brachte die Frau ins Leben zurück, indem sie ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlug, bis diese die Augen öffnete. Die Alte stöhnte dazu, das machst du nicht noch mal, du. Solange, bis die Frau sie verwundert ansah, erstaunt und verlegen und leise sagte, nein, das mache ich nicht noch mal.

Da stand die Alte auf, strich ihre Kleider glatt und streichelte das kleine Mädchen, das sich ängstlich gegen das Sofa drückte, streichelte es, zog es an sich und stieß es wieder zurück und schlurfte dann weg und hielt den Nacken gebeugt und die Schultern hochgezogen.

Als sie in die Küche kam, sagte sie zu dem Jungen, es war weiter nichts, die Frau hatte sich in den Finger geschnitten.

Dann wusch sie sich unter der Wasserleitung die Hände mit Seife und sagte, gehen wir in die Stube.

Sie atmete noch schwer, als sie sich unter die Lampe setzte und anfing zu häkeln, das Licht fiel gelb und weich auf ihr Gesicht. Neben ihr, auf dem kleinen Tischchen, stand eine Tasse Pfefferminztee ohne Zucker, daraus nahm sie einen Schluck. Die Uhr tickte und der Junge sagte, so, nun muss ich aber gehen, sie wird warten.

Die Alte antwortete nicht, ihre Finger zitterten, das Häkelgarn war verknotet.

Die Wohnung war alt und langweilig. Als sie eingerichtet wurde, waren die Möbel neu und modern. Damals, in der Kaiserzeit, damals, als sie noch jung war, damals, als sie ihren Mann im Auguste-Victoria-Krankenhaus in Berlin kennenlernte. Er lag auf der Privatstation, er konnte es sich leisten, dort zu liegen, aber helfen konnte ihm das auch nicht.

Sie war Schwester, er war Patient. Ein junger Mann, Anfang zwanzig, fünf Jahre jünger als sie, die Ärzte sagten, dass er nicht mehr lange zu leben habe. Ein schwerkranker junger Mann, der an einer unheilbaren Krankheit litt. Sie war mit Leib und Seele Schwester. Sie kümmerte sich viel um den jungen Mann, der ihr leid tat. Er bat sie, seine Pflegerin zu werden, nur für ihn da zu sein. Der junge Mann war sehr reich.

Keiner sollte ihr vorwerfen, ihr, die aus ärmlichen Verhältnissen kam, ihre Eltern hatten ihr mit viel Mühe die Ausbildung als Krankenschwester ermöglichen können, sie habe nur das Geld des jungen Mannes gesehen.

Ja, es war so. Eine Zweckehe von beiden Seiten. Der Mann hatte die Pflegerin, die er brauchte, und sie war auf einen Schlag eine reiche Frau mit der Aussicht, ein noch viel größeres Vermögen zu erben.

Sie pflegte den jungen Mann hingebungsvoll. Erst im Krankenhaus, dann in seinem Dorf, weitab von Berlin, in seinem Haus, das er extra für die Hochzeit bauen ließ.

Nicht vorauszusehen war, dass der kranke Mann und sie noch zwei Söhne bekommen würden. Ihre Söhne, die sie erst nicht hatte haben wollen, die sie dann, als sie auf der Welt waren, fanatisch liebte. Sie war sehr stolz auf sie, die Söhne waren das Einzige, was sie hatte. Der kranke Mann und sie reisten viel, häufig waren sie während der Wintermonate in Italien oder in Südfrankreich. Während dieser Zeit versorgte eine Kinderschwester die beiden Söhne. Je älter sie wurden, desto weniger Ruhe hatte sie im Ausland, desto kürzer wurden die Reisen. Sie wollte in der Nähe ihrer Söhne sein.

Nicht vorauszusehen war, dass es in diesem blühenden Deutschland so etwas wie eine Inflation geben könnte, die das Geld wegfraß. Es blieb nicht viel davon übrig. Das war fast ein Schock für die Frau. Der Mann starb bald danach. Sie hatte es von Anfang an gewusst, dass er sterben würde, die Ärzte hatten ihr reinen Wein eingeschenkt im Auguste-Victoria-Krankenhaus in Berlin, damals hatten sie sie gewarnt vor einer Heirat.

Die Söhne waren gesund, das war für sie das Wichtigste. Der jüngere kränkelte als Kind allerdings häufig.

Sie schlug sich für ihre Söhne mit Gelegenheitsarbeiten und mit Handarbeiten so recht und schlecht durchs Leben. Die ehemaligen Freunde ihres Mannes, Molkereibesitzer, der Besitzer eines Sägewerkes, ein Lehrer und ein Arzt, reiche Leute, ein paar große Bauern dabei, ließen bei ihr die Handarbeiten für die Aussteuer ihrer Töchter anfertigen. Sie erfreute sich des Rufs, zuverlässig zu sein und ordentlich zu arbeiten. Sie häkelte oder klöppelte oft die Nächte durch. Sie lebte anspruchslos. Wenn einer im Dorf krank lag und gepflegt werden musste, half sie. Sie quälte sich. Das mussten selbst ihre Feinde anerkennen. Selbst vor Prozessen scheute sie nicht zurück. Sie kämpfte um das bisschen Land, und um jeden Pachtpfennig lief sie den Leuten die Häuser ein. Sie hatte deswegen viele Feinde. Sie wurde von allen als habgierig angesehen. Obwohl sie keine Ahnung von Landwirtschaft hatte, baute sie sogar mal ein paar Morgen Reseda an. Das sollte Geld einbringen, wurde aber nicht so richtig was. Wie sie für ihre Söhne gekämpft hatte, kämpfte sie um ihren Enkel. Als die Söhne ausgelernt hatten, konnte sie sich endlich Ruhe gönnen. Sie war alt. Aber da kam der Krieg. Der eine Sohn fiel, der andere blieb vermisst.

Sie lebte. Und sie fragte sich, weshalb sie lebte. Ihr Enkel lebte auch. Sie wollte ihn haben, ganz für sich allein. Er sollte bei ihr leben.

Deshalb lief sie im Winter – der Schnee hatte die Straße meterhoch verweht, nicht mal die Kleinbahn fuhr, sie war unterwegs steckengeblieben – in die Kreisstadt, vierzehn Kilometer, eingepackt in ihren alten, durchlöcherten, schwarz gefärbten Silberfuchspelz. Sie lief von einer Behörde zur anderen. Den Enkel will ich haben, verstehen Sie.

Ja, aber die Mutter hat sich doch nichts zuschulden kommen lassen. Hat sie doch, sagte die Alte, sie hat meinen Sohn vergessen. Sie lebt bei dem anderen Kerl. Das ist doch kein Grund.

Für die Alte war es Grund genug. Und dann haben Sie ja noch nicht mal eine Nachricht, dass Ihr Sohn nicht mehr lebt. Sie müssen ihn erst für tot erklären lassen, eine solche Möglichkeit gibt es, und dann hat alles seine Richtigkeit.

Das war wie ein Schlag in das runzlige Gesicht, in die tränenden Augen.

Sie zerschnitt das Band zu ihrem Sohn, der immerhin noch leben könnte und stellte den Antrag, ihn für tot zu erklären und den anderen Antrag, ihr das Erziehungsrecht für den Enkel zu übertragen. Wir werden die Sache prüfen, sagten sie beim Kreis sachlich. Und ihr war, als sie durch den Schnee zurückstapfte, als habe sie, sie selbst, ihren Sohn, von dem sie genau wusste, dass er nicht mehr lebte, nicht mehr leben konnte, sonst hätte er sich gemeldet, ermordet. Sie stapfte durch den Schnee, und kalter Wind wehte, und die Kälte biss ihr ins Gesicht und in die Augen. Eine kleine, verhutzelte Frau, die in einen schwarz gefärbten Fuchspelz gewickelt war. Bei dem Wetter kam kein Fahrzeug vorbei, das sie hätte mitnehmen können. Sie hätte sich wohl auch nicht mitnehmen lassen.

Und dann wartete sie auf eine Antwort vom Kreis. Es dauerte ziemlich lange. Die prüften dort sehr genau und gründlich. Die Todeserklärung für ihren Sohn bekam sie, nicht das Recht, ihren Enkel zu erziehen. Seine Mutter hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Dass sie mit dem anderen Mann zusammenlebte, war keine Schuld, es war natürlich, sie war eine junge Frau.

Aber die Alte gab nicht auf, so schnell nicht. Wo die Behörden versagten, musste sie noch lange nicht versagen. Sie hatte ihre Mittel. Das waren Schokolade und sogar eine elektrische Eisenbahn. Bevor sie sie kaufen konnte, hungerte sie ein paar Wochen, aber das erfuhr keiner. Die Geschenke zogen. Das Kind ist zu suchen, das Geschenken widerstehen kann. Und dem Versprechen, du kannst noch viel mehr haben, wenn du ganz zu mir ziehst.

Es waren zwei Frauen da. Seine Mutter und seine Großmutter. Und die Mutter hatte nicht viel Zeit, sich um den Jungen zu kümmern. Die Großmutter war immer da. Wenn er Fragen hatte und Probleme, gab sie Antwort. Sie saß und häkelte und hörte ihm zu, und sie schenkte ihm, was er haben wollte. Er sagte nicht, ich hätte gerne, sondern ich will.

Und hinter der Tür eine Kette von Erich-Günther Sasse: TextAuszug