Die Frau kam mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern, setzte sich ihm gegenüber und fragte: Möchtest du? Ohne seine Antwort abzuwarten, goss sie das Glas voll. Sie hob es und sagte: Auf dein Wohl!
Auf unser Wohl! Sie stießen kurz an, bevor jeder einen kleinen Schluck trank. Als sie das Glas auf den Tisch stellte, fragte die Frau: Wer ist Jaroslaw? Bevor Manisch antworten konnte, klingelte es mehrere Male schrill und heftig.
Wer kommt denn jetzt noch? Die Frau sah zur Uhr. Manisch glaubte, Kinder oder Jugendliche hätten sich einen Spaß erlaubt, und rührte sich nicht. Weil es wieder klingelte, stand er schließlich auf und öffnete die Tür. Als er seine Mutter draußen stehen sah, erschrak er. Sie kam sonst nur, wenn sie sich mindestens eine halbe Woche vorher angemeldet hatte, also musste wirklich Ernstes geschehen sein.
Die Mutter schien außer sich. Sie rang nach Luft. Ihre Haare standen wirr durcheinander. Das Gesicht zuckte. Sie strich mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Wange, die geschwollen aussah.
Sie ist doch nicht etwa gefallen, dachte Manisch verwunden, oder vielleicht hat sie Zahnschmerzen! Ein Gedanke durchfuhr ihn: Als ob jemand sie geschlagen hätte!
Kann ich vielleicht reinkommen, fragte sie mit zitternder Stimme. Natürlich, das weißt du doch! Mutti ist es, rief Manisch und schloss die Tür. Die Frau kam sofort. Was ist denn passiert, fragte sie.
Manisch schob die Mutter in die Stube. Dabei fühlte er, wie mager sie war und dass sie immer noch zitterte. Nie zuvor hatte er sie so durcheinander gesehen.
Ich möchte euch wirklich nicht stören, murmelte sie kaum hörbar und setzte sich.
Du störst uns nicht, sagte Manisch und fügte ungeduldig hinzu: Sag doch schon, was passiert ist!
Die Mutter ließ den Kopf hängen. Wie ein kleines Mädchen, das Schutz bei seinen Eltern sucht, sagte sie: Man hat mich geschlagen!
Geschlagen, das Wort blieb Manisch fast im Hals stecken. Unmöglich, dachte er, wer soll sie geschlagen haben, sie hat doch keinem je was zuleide getan!
Wer hat dich geschlagen, fragte er.