Bärbel gebar einen Jungen. Er bekam den Namen Wolfgang.
Am Sonntag drauf kam Jakob. Er ging zu Johann und kam ganz verstört wieder. I glaub, der Johann macht nimmer lang
Liegt er wieder im Bett?
Ja. Er schaut ganz gelb aus und su dürr in Gsicht und hat su stechende Augn.
Johanns Lunge war seit langem nicht in Ordnung. Der Arzt sprach sich nie deutlich darüber aus. Es ist möglich, dass es sich wieder verkapselt, meinte er.
Wir blieben an dem Kammerfenster stehen und hörten Johann stöhnen.
Ein schwüler Tag. Die Kammer war dunkel, die Fenster zu, die Läden geschlossen. Als wir eintraten, kam Eva aus der Stube, dann auch der alte Röder. Die Alte war in der Küche. Johann fieberte und fror. Er lag unter schweren Federbetten. Eva sagte: Is erst naumittogs su schlimm wordn. Vorgestern is der Doktor dagwest, er hat gsagt, er soll nur in Bett bleibn, und hat ihm Arznei verschriebn. Er is halt scho a paar Tog net in Haisl gwest, dös is halt a net gut, denk i. I wollt ihn scho a Klistier machn, ober er lässt si halt net afassn, wegn der Wundn, die is vorige Wochn wieder aufbrochn.
Hats nachn Doktor telefoniert?
I denk, der wird halt a net daham sa heit am Sunnta. Er is doch erst dagwest.
Jakob, lauf zum Neia-Wirt und telefonier. Wenn er scho sterbn soll, su elend soll er doch net vreckn, dass si ka Mensch um ihn kümmert!
Dös brauchst net denkn, Schorsch. Der Johann hat immer sei Ordnung ghat, mir hom nur denkt, er ka a bissl in Schlaf kumma. Die Afäll hat er in der letztn Zeit scho recht oft ghat. Die san immer wider vorbeiganga, sagte der Alte.
Ich riss die Bettdecke hoch. Johanns Wäsche war schmutzig und schweißnass. Aus der aufgebrochenen Wunde stank der Eiter. Sein Gesicht war klebrig, sein Mund offen. Bist du s, Schorsch?, fragte Johann und versuchte sich aufzurichten, fiel aber wieder zurück. Er stöhnte vor Schmerzen. Ich riss das Fenster auf, verlangte Handtuch, Seife und Wäsche, wusch ihm Gesicht und Hände. Immer wieder versuchte die affengesichtige Eva die Kammertür zu schließen, wenn ich ein und aus ging. Sog halt, wos d brauchst, Schorsch, i huls s, sagte sie.
Johann wurde von einem heftigen Husten gepackt, hatte aber keine Kraft mehr. Er blieb wimmernd liegen. Jakob kam wieder: Der Doktor kummt mit n Auto! Obs nu wos hilft, Schorsch?
s wird vorbei sa, Jakob! Ein Gedanke schoss mir ins Hirn: Seine zwei Buben sollen ihn noch einmal sehen. Ohne zu fragen, wo sie waren, ging ich in die Stube.
Am Tisch saßen die alte Röder und der Beck. Auf dem Tisch standen der Bierkrug, einige angetrunkene Seidel, aufgeschnittener Schinken und Brot.
Wo san di Kinder?
Die genga halt immer zeiti ins Bett, sagte die Alte. Wos solln s denn? Is er wieder schlechter?
Johann erbrach sich. Auf die Stöße von innen folgte ein kläglicher Schrei. Dann war es zu Ende.
Eva rüttelte und schüttelte Johann und rief ein paarmal seinen Namen. Die beiden Kinder sahen schlafäugig auf ihren toten Vater und weinten.
Den Sarg für Johann kauften die Röder bei Hanfstängel, weil dieser ein Vereinskamerad von Johann war. Über Johanns Grab krachten Ehrensalven. In die Tafel am Denkmal wurde sein Name eingemeißelt.
Der Obstgarten der Röder war nun einer der größten im Dorf. Auf dem neuangelegten Hopfenacker waren neue Stangen, schnurgerade gesetzt. Johann hatte den Wahlspruch von Vater übernommen: Wos i a mal mach, dös mach i glei gscheit! Auf dem Haus waren neue Dachziegel. Die gestrichenen Balken glänzten aus dem weißen Aufputz. Mit dem dritten Kind hatten sie nicht viel Arbeit; es ist, sechs Monate alt, gestorben.
Ein halbes Jahr später zog der Beck zur Eva. Er hatte bis dahin im Hirtenhaus gewohnt.