"Wovon zu säubern?"
"Vom Kommunismus."
"Wollen Sie im Ernst behaupten, wir wären ein kommunistisch regiertes Land?", fragte Dr. Arriola scharf. "Nur weil wir dieser Partei seit 1949 erlaubt haben, überhaupt zu existieren? Sie besteht doch auch in Mexiko legal! Auf den siebenundfünfzig Plätzen unseres Parlaments sitzen ganze vier Kommunisten. In der Regierung sind sie gar nicht vertreten! Die große Mehrheit im Kongress stellen die drei liberalen Parteien mit ihren siebenundvierzig Abgeordneten. Es gibt darin auch sechs rechtsradikale Abgeordnete, sie vertreten den Großgrundbesitz, möchten am liebsten einen Faschisten wie Ubico zurückholen aber davon ist hier in den USA natürlich nie die Rede, nur immer von unseren Kommunisten!"
"Das liegt vielleicht daran", antwortete Lodge, "dass Ihre Liberalen ein Wahlbündnis mit den Roten geschlossen haben. Solche Koalitionen sehen wir nicht gern. Im Übrigen, glauben Sie nicht auch, dass der Anteil der Kommunisten an dem, was wirtschafts- und sozialpolitisch in Ihrem Lande geschieht, größer ist als ihr Anteil an den Kongress-Sitzen?"
Eduardo Arriola verstummte; er konnte das nicht leugnen. Die "Partido del Trabajo Guatemalteco" hatte in den letzten fünf Jahren ihre Mitgliederzahl verzwanzigfacht; sie gab eine eigene Zeitung heraus, die "Tribuna Popular"; und obgleich fünfundsechzig Prozent der Bevölkerung nicht lesen konnten, galt ihre Propaganda als recht erfolgreich. Sie hatte die Gründung einer Einheitsgewerkschaft durchgesetzt; führte Streikkämpfe mit dem Ziel, den Wochenlohn der Plantagenarbeiter auf sieben Dollar hochzuschrauben; bei der Landaufteilung taten sich ihre Funktionäre besonders hervor; und es ging das Gerücht, sie wolle sich nach den nächsten Wahlen sogar an der Regierung beteiligen.
Dem Dr. Arriola war die Vorstellung, es könne in Guatemala jemals einen kommunistischen Minister geben, selbst nicht angenehm. Doch in seinen Augen war das eine Sache, die sich allenfalls vage am Horizont abzeichnete; der wirkliche Feind stand heute rechts. Er war ins Land eingefallen und drohte das nationalliberale Aufbauwerk zu zerstören. Die Kommunisten dagegen hatten sich korrekt verhalten; um die Regierung Arbenz nicht zu kompromittieren, hielten sie sich seit Beginn der großen Hetzkampagne innenpolitisch zurück. Und Dr. Arriola wusste ferner wie all seine liberalen Amtskollegen genau, dass die "Frente Democratico Electoral", wie die Volksfront-Allianz zwischen den Linksbürgerlichen und den Kommunisten hieß, nicht nur für diese vorteilhaft war.
Denn die Zeit, da in Mittelamerika über des Kopf des Volkes hinweg Politik gemacht und aller Streit unter den gebildeten, besitzenden Oberschichten allein ausgetragen werden konnte, war seit dem Sturz des Diktators Ubico endgültig vorbei. Zumindest im Großen und Ganzen mussten Wahlversprechen eingelöst werden. Nur indem man den Hafenarbeitern das Streikrecht gewährte, für Handwerksgesellen eine Sozialversicherung schuf, dem Indiobauern ein Stück Brachland gab und es den armen Teufeln, die auf den Plantagen schwitzten, erlaubte, sich zum Landarbeiterbund zusammenzuschließen nur so brachte man heutzutage die Massen noch hinter sich!