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Die Beute. Roman von Wolfgang Schreyer
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
03.06.2012
ISBN:
978-3-86394-114-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 450 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Spionage, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Thriller/Militär, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik, Belletristik/Geschichten vom Meer
Abenteuerromane, Spionagethriller, Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Thriller / Spannung, Kriegsromane, Politthriller/Justizthriller
1. Weltkrieg, Marine, Deutschland, Großbritannien, Freibeuter, Hilfskreuzer, Kaperzüge, Uruguay, 20. Jahrhundert
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"Wie wünscht der Kommandant denn zu firmieren?"

"Als russischer Frachter 'Taifun' aus Wladiwostok. Die Zarenfahne, weiß-blau-rot, entsteht ganz leicht, wenn man von der Handelsflagge Hollands das rote Feld oben abtrennt und es einfach unten dransetzt... Aber wollen wir das vor dem Mann da erörtern?"

Wie immer klang die hohe Stimme des Navigationsoffiziers etwas angestrengt, als müsse er seinen Worten Nachdruck geben. Er wollte mich weghaben und erreichte das Gegenteil. Asmann erwiderte ihm kühl: "Wozu Geheimnisse vor der Mannschaft, Herr Cramer? Wir sind eine Kampfgemeinschaft. Jeder darf wissen, wie sich die Schiffsführung den Kopf zerbricht."

"Wie Sie meinen, Herr Kapitänleutnant."

"Also 'Taifun'. Gibt's nicht so ein Kanonenboot?"

"Ja, bei ihrer Amur-Flottille. Da läuft aber auch ein Frachter dieses Namens. Sie haben eine Schwäche dafür."

"Die Russen benutzen kyrillische Lettern. Solche sind nicht an Bord."

"Aber einer, der sie schreiben kann: der Heizer Rogatschewski."

"Schön, soll er pinseln. Noch etwas?"

"Der Kommandant wünscht das Suchgebiet zu verlassen. Er sagt, es deckt den Track San Francisco–Wladiwostok nur ab, falls die Russen auch im Winter die La Pérouse-Straße nehmen. Laufen sie aber unten um Hokkaido herum oder überhaupt einen Kurs, der vom Großkreis südlich abweicht, liegen wir mit dem Suchfeld falsch."

"Ist das auch Ihre Meinung?"

"Ich gehe sogar noch weiter", antwortete Cramer frostig. "Mir kommt der ganze Streifzug zwecklos vor. Der Mangel an jagdbaren Zielen zeigt es; ihr völliges Ausbleiben, präzis gesagt."

"Und worauf führen Sie das zurück?"

"Ich fürchte, die Voraussetzungen sind falsch."

In der Ecke zwischen Koje und Spind suchte ich mich unsichtbar zu machen. Gesprächsbrocken vom Tisch der Apostel, seit langem von mir entbehrt! Gefesselt hörte ich zu, erwärmt von der Aussicht, nachher damit vor Hein aufzutrumpfen, der sich immer mit Neuigkeiten aus dem Funkraum schmückte. Weshalb hatte Asmann mich herbestellt? Die Rede zu Kaisers Geburtstag, das konnte ein Vorwand sein, die hätte ihm auch der Zahlmeister geliefert. Erinnerte ich ihn an seinen eigenen Sohn oder wollte er nur mal einen um sich haben, vor dem er nicht auf der Hut sein musste? Was es auch war, die zwei hatten mich vergessen, vertieft in einen Streit, der trotz des höflichen Tons an Schärfe gewann.

"Es ist ja denkbar", sagte der Navigator, "nicht die USA liefern ihnen Munition, sondern Japan macht das Geschäft. In dem Fall lauern wir nutzlos im Ozean."

"Die amerikanischen Lieferungen sind Tatsache."

"Aber ob sie durch den Pazifik gehen?"

"Wie denn sonst, im Winter? Archangelsk ist zu, die Murman-Bahn nicht mal halb fertig, der Bosporus endgültig versperrt."

"Durch die Ostsee, Herr Kapitänleutnant."

"Da sind wir die Herren."

"Bis auf die schwedischen Hoheitsgewässer."

"Das Ostufer des Sunds? Da ist's zu flach."

Die Beute. Roman von Wolfgang Schreyer: TextAuszug