"Bist du verrückt, so hier reinzukommen!", unterbrach er sie. Susi sah seinen entsetzten Blick, sah, wie er seinen Bademantel vom Stuhl riss und überwarf. "Bin ich hässlich?", fragte sie und wippte leicht mit dem Fuß, so dass das goldne Kettchen aufblinkte. Marc bemerkte es nicht.
"Wenn Ma das mitbekommt!"
"Ma schläft", sagte Susi.
"Hast du eine Ahnung! Geh, sonst kriegen wir Ärger!"
"Du auch?", fragte sie.
"Ma ist in dem Punkt eigen. Ich darf sie nicht enttäuschen." Marc knotete den Gürtel seines Mantels zu. "Wenn sie uns hier so findet, du verstehst..."
"Nein", sagte Susi. Sie wippte herausfordernder mit dem Fuß. Marc sah auf das Goldkettchen.
"Im Haus meiner Eltern! Wie stellst du dir das vor!"
"Ja, was stellst du dir eigentlich vor?", fragte Susi. "Denkst du, ich will dich fressen?"
"Ma ist eigen in den Dingen."
"Ich auch", sagte Susi. "Du wiederholst dich!"
"Sie hat dich eingeladen..."
"Wie meine Vorgängerinnen", fiel sie ihm ins Wort.
"Nicht so laut!" Er hob tatsächlich einen Finger an die Lippen. Wie ein Schulanfänger stand der große Marc da. Kaum zu glauben, dass er unterm Licht des Strahlers ihr Verlangen geweckt hatte. "Schreib fleißig weiter deine Gedichte", sagte Susi. Sie hatte sich wieder völlig in der Gewalt. Kühl bis ans Herz hinan... Irgendwo hatte sie es gelesen. "Übrigens", sagte sie und hob als Alibi die Tasche mit ihrem Waschzeug, "übrigens bin ich nur gekommen, um zu fragen, ob du das Bad jetzt zu benutzen gedenkst." Unhörbar, wie sie gekommen war, öffnete sie die Tür, drehte sich noch einmal um und sagte leise: "Armer Junge." Genauso unhörbar schloss sie die Tür hinter sich und hatte das Bild vor Augen, wie Marc hilflos am Tisch stand.