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Um Deutschlands Freiheit. Literarische Arbeiten aus der Zeit des zweiten Weltkrieges von Erich Weinert
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
21.07.2025
ISBN:
978-3-68912-546-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 821 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Antifaschismus, antifaschistische Kunst, antifaschistisches Erbe, Aufruf zur Umkehr, Befreiungskrieg, deutsche Schuld, Deutschlandbild, Dichter im Exil, Entnazifizierung, Erich Weinert, Exil, Flugblätter, Nationalkomitee Freies Deutschland, Hitler, Gegenpropaganda, Humor im Krieg, Internationale Solidarität, Krieg und Moral, Kriegsgegner, Kriegslyrik, Kriegsverbrechen, kritische Literatur, literarische Aufklärung, Literarischer Protest, lyrische Agitation, Moskau, Stalingrad, Leningrad, Nazi-Kritik, Parolen, politische Lyrik, politische Satire, Propaganda, Rote Armee, Rundfunkansprachen, Satire, Soldatengedichte, sowjetische Kultur, Wehrkraftzersetzung, Widerstand, Zweiter Weltkrieg, Prosa
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DIE GESCHICHTE VOM HELDENFRISEUR

Zweite, veränderte Fassung der „Ballade vom Heldenfriseur“; mit neuem Titel zuerst abgedruckt in: Erich Weinert, Gegen den wahren Feind, S. 49.

Februar 1942

Es war in der Reichshauptstadt ein Friseur,

Dem war sein Laden fast immer leer.

Drum ließ er, die Leute zu animieren,

Einen Führer aus Gips ins Fenster postieren.

Aber dann kam überhaupt keiner mehr.

 

Sein Sohn war in Russland, natürlich ein Held,

Von dem hat er neulich ein Bild ausgestellt,

Vorne im Schaufenster, hoch zu Ross.

Doch jeder weiß, der Held ist beim Tross.

 

Der konnte ihm also allerhand schicken

An interessanten Beutestücken.

Und weil er gern Raritäten sammelt,

Die er dann stolz in den Laden bammelt,

So hat der ihn laufend damit beglückt

Und Sowjetsterne und Bilder geschickt.

Auch alles, was er sonst an der Front

An Feindpropaganda auftreiben gekonnt.

 

Das hat nun den Alten in einer Nacht

Auf eine geniale Idee gebracht.

Er hat im Laden eine Wand klar gemacht

Und alles, was ihm sein Held geschickt,

Mit Reißzwecken an die Mauer gespickt,

Die Flugblätter über die ganze Wand

Und die andern Sachen ringsum am Rand,

Worauf er ein gemaltes Plakat

An die Schaufensterscheibe kleben tat,

Weit sichtbar für Passantenblicke:

„Hier Ausstellung Russischer Beutestücke!“

 

In seinem Laden, der sonst so leer,

Wurden der Kunden nun immer mehr,

Und wer dort zum Rasieren gewesen,

Der wollte auch alle Flugblätter lesen.

Und mancher hat Papier mitgebracht

Und Abschriften von den Texten gemacht.

Einer hat sie sogar fotografiert;

Die sind dann überall zirkuliert.

 

Die ganze Straße lang standen sie Schlange.

Doch ach, die Freude währte nicht lange.

Denn eines Nachts kam die Polizei,

Und mit dem schönen Geschäft war’s vorbei.

Der Haarkünstler wurde eingebuchtet,

Da hat denn keine Beteurung gefruchtet.

Nun steht er in dringendem Verdacht,

Er hätte Feindpropaganda gemacht.

 

Wie hat da die ganze Straße gelacht!

Dass grade dem das musste blühn,

Der immer am lautsten für Hitler geschrien.

Aber was auf den Flugblättern stand,

Geht jetzt in der Stadt von Hand zu Hand.

Doch im Laden, zwischen Perücken und Nips,

Steht immer noch schweigend der Führer aus Gips.

Um Deutschlands Freiheit. Literarische Arbeiten aus der Zeit des zweiten Weltkrieges von Erich Weinert: TextAuszug