Bei den Kämpfen im Nordkaukasus bei Mursabek im Rayon Ambulak wurde vor kurzem der Obersturmführer der Waffen-SS Dr. Norman Förster von einer Kosakenpatrouille gefangen genommen. Es war der erste und zugleich letzte Kampf dieses SS-Offiziers. Bei seinem Verhör gab dieser SS-Obersturmführer, der mit seiner 4. Kompanie des Bataillons der Waffen-SS z.b.V. ausgerückt war, über diesen für seine Einheit nicht gerade glorreichen Kampf folgendes an: Unsre Kompanie sollte auf zwei schweren Lastwagen, ferner mit etlichen MGs, einer Pak, einem Stabswagen und einer Kavallerieabteilung zur Aufklärung in den Rayon Ambulak ausfahren. Zehn Kilometer ging alles gut und ruhig vor sich. Plötzlich wurden wir aus MGs beschossen. Der eine Lastwagen mit der Pak und dreizehn Mann wendete sofort, ließ uns im Stich und fuhr mit Vollgas zurück. Auch der Leutnant der Waffen-SS Grappert haute sofort ab und schrie mir bloß noch zu, dass er bald Verstärkung schicke. Ich saß mit meinen Leuten auf dem einen Lastwagen allein mit der Pak und den zwei MGs auf der engen Gebirgsstraße fest. Wir suchten die Pak schleunigst in Gefechtsstellung zu bringen; doch der Gegner war schneller, und die Pak wurde durch ein paar Schüsse außer Gefecht gesetzt, da die Bedienungsmannschaft getötet oder verwundet war. Auch der Leutnant der uns begleitenden Kavalleristen war gefallen. Schon galoppierten die russischen Reiter heran. Ich wollte aus meiner Parabellum feuern, doch ich war so erregt, ich hatte die Parabellum beim Abspringen vom Wagen verloren. Ich nahm die Maschinenpistole eines Verwundeten, aber sie hatte eine Ladehemmung. Da lag ich nun am Boden, verzweifelt, überzeugt, dass die Kosaken mich töten würden; unsre Propaganda hatte stets behauptet, dass die Russen keine Gefangenen machen und vor allem die Offiziere töten. Ich war derart erschöpft und mitgenommen, dass ich kurz das Bewusstsein verlor. Plötzlich merkte ich etwas. Über mir stand ein russischer Kavallerist, ich griff nach meiner Maschinenpistole; aber der Russe schlug mir mit dem Kolben seines Karabiners über den Kopf und nahm mich gefangen.
Dies war der erste militärische Einsatz jener Abteilung der Waffen-SS z. b. V. Jene Leibtruppe Hitlers in ihren schwarzen Waffenröcken mit dem Totenkopf am Ärmel und Mützenrand haut beim ersten Zusammentreffen mit einer Kosakenabteilung zum Teil ab; der andere Teil wird trotz seines Geschützes und seiner MGs sehr schnell außer Gefecht gesetzt. Der Obersturmführer Förster aber wird nach Verlust seiner Parabellum und nach der Ladehemmung einer Maschinenpistole mit anschließender Ohnmacht gefangen genommen. Diese Episode spricht für sich selbst. Sie ist kein Ruhmesblatt für jene Waffen-SS, für jene Nazielitetruppe, die ihre Hauptkämpfe führt gegen die waffenlose Zivilbevölkerung Prags, gegen die Frauen und Kinder Warschaus, gegen die Arbeiter Frankreichs, Belgiens und Hollands.
Aber diese Abteilung der Waffen-SS, der jener Obersturmführer Förster angehört, ist ein Bataillon z. b. V. = zur besonderen Verwendung. Es hat also eine besondere Aufgabe. Welche Aufgabe? Diese Spezialtruppe ist auf Anregung des Ministers von Ribbentrop unmittelbar dem Auswärtigen Amt Berlin unterstellt. Diese Spritztour in den Kaukasus an die Front war, wie wir später sehen werden, bloß als ein kurzes, harmloses Gastspiel gedacht, als ein sogenannter EK-Kursus, eine kleine Tournee, damit die Herren Offiziere das Eiserne Kreuz erhielten. Der eigentliche Auftrag dieser Waffen-SS war ein ganz anderer. Ihr kriegerischer Auftrag durch das Auswärtige Amt bestand darin, die Schlösser, Museen und Bibliotheken in der Etappe Russlands auszuplündern und alle Wertgegenstände, wie alte Gemälde, Skulpturen, Gobelins, Goldgerät und seltene Druckwerke, nach Berlin abzuschleppen. Wie diese Hyänen des Schlachtfeldes den Auftrag des Herrn Ministers von Ribbentrop ausführten, darüber berichtet jener Obersturmführer Dr. Förster in einem besonderen handschriftlichen Dokument. Dr. Förster schreibt: In Zarskoje Selo bei Leningrad beschlagnahmte die Kompanie die Ausstattung des großen Palastmuseums der Kaiserin Katharina. Es wurden von den Wänden chinesische Seidentapeten und vergoldete Verzierungen abgerissen. Aus dem Palast des Kaisers Alexander wurden antike Möbel und seine große Bibliothek mit bibliografischen Raritäten weggebracht. Aus den Kiewer Museen der ukrainischen Kunst, der russischen Kunst, der West- und Ostkunst sind viele Werke russischer und ukrainischer Maler und Bildhauer nach Berlin abtransportiert worden. In Charkow in der Korolenko-Bibliothek wurden einige tausend wertvolle Bücher in Prachtausgaben ausgewählt und nach Berlin gebracht. Die übrigen Bücher wurden verbrannt. Aus der Charkower Bildergalerie wurden einige hundert Bilder abtransportiert. Stickereien, Teppiche, Gobelins und andere Ausstellungsgegenstände haben sich die deutschen Soldaten angeeignet.