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Landverteilung. Eine Geschichte aus der deutschen Okkupation der Ukraine 1918 von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-058-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 17 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Soziales, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Historischer Roman
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Der Kulak Sattler, den wir ,Zwiebel' nannten, weil er seinen Knechten als Abendbrot bloß trocknes Brot mit Zwiebeln gab, Zwiebel und der Schulze sprachen flüsternd auf den Major ein.

,Also angefangen!', sagte der Offizier. ,Tragt eure Namen hier in der Liste ein, vor allem auch genau, wie viel Dessjatinen Land ihr wollt!'

Der Offizier sprach sehr höflich und wie ein gebildeter Mensch; auch hatte er uns zuvor ,deutsche Brüder' genannt. Einzelne begannen umständlich ihre Namen mit der Zahl der geforderten Dessjatinen aufs Papier zu malen.

,Kommt hierher, hier sind die Akten!‘, sagte ein anderer Offizier und zog, die unterschrieben hatten, in denNebenraum.

Nach zwei Minuten hörten wir einen Schrei und klatschende Hiebe. An den Türen standen, wie aus dem Boden gestampft, deutsche Soldaten mit Gewehren und Kulaken mit Revolvern. Man stieß uns in das Nebenzimmer und von da in den ,Brummer', den Arrest … immer zwei und zwei Mann. Ringsum standen Feldwebel, Gendarmen, Kulaken mit Waffen. Die Kulakensöhne hatten bereits Weidenstöcke in heißes Wasser gelegt, die Unteroffiziere ihre Ladestöcke aus den Gewehren genommen, und die Feldwebel standen mit den Säbeln da.

,Wo ist der Hert?‘, schrie ein Kulak. ,Der rote Hund war im Armenkomitee.‘

,Wir wollen euch Land verteilen!‘, rief ein anderer; und schon hagelte es Hiebe. Ich hielt meinen rechten Arm zum Schutz vor mein Gesicht, von dem schon das Blut lief, aber da traf mich ein Schlag mit dem Säbel, mein Arm fiel wie tot herunter; sie warfen mich über eine Pritsche, rissen mir die Hosen herab, und dann schlugen sie auf mich ein, mit den Weidenstöcken, mit den Ladestöcken der Gewehre, mit der stumpfen Seite der Säbel. An meiner Seite stand ein Kulak; er sagte: ,So, jetzt bekommst du ja Land … eine Dessjatine, zwei Dessjatinen, drei Dessjatinen …‘ Und jedes Mal sauste ein Hieb auf meinen nackten Körper, bis ich ohnmächtig wurde. Bevor ich die Besinnung verlor, musste ich vor Schmerz Kot lassen; da sagte ein Kulak: ,Jetzt hast du Lehm, jetzt kannst du dein Haus bauen!' Den alten Boländer haben sie richtig totgeschlagen; ich glaube, sie haben ihm fünfzig Dessjatinen zugeteilt! Der alte Wüst ist bald darauf an Lungenbluten gestorben. Wir alle lagen wie Klumpen rohes Fleisch in dem Arrest, der Boden schwamm nur so von Blut. Und draußen spielte die deutsche Militärmusik und tanzten unsere Mädels und Frauen mit den Soldaten. Sie konnten das ja im Augenblick nicht wissen.

Als wir abends herausgeschleppt wurden, sagte der Kulak Riedinger, während der Schulze und der Offizier dabeistanden: ,So, habt ihr jetzt genug Land? Ich glaube, das genügt für ewige Zeiten!'

 

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