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Der Käfig in der Nachtigall oder Vom Segen des Verbrechens von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-102-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 10 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Rechtlich
Satirische Romane und Parodie (fiktional), Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Soziales, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
1920er Jahre, Absurdität, Arbeitslosigkeit, Bedeutungssuche, Bürokratie, Gefängnis, Gesellschaftskritik, Identität, Ironie, Kurzgeschichte, Menschlichkeit, Psychologie, Rechtssystem, Satire, Sozialkritik, Verbrechen, Verhaftung, Wohlstand, Schwarzfahrer
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Selbst der Bürochef musste sich mit ihm beschäftigen. Der Aktenhefter musste sich mit ihm beschäftigen. Zwei Gerichtsschreiberaspiranten mussten sich mit ihm beschäftigen und ein Verhör noch einmal abschreiben, weil sie „inkriminiert“ mit „g“ geschrieben. Der eine von ihnen kam zu spät zum Mittagstisch, und es gab eine Szene, bei der eine Kohlenschaufel unglücklich flog und der Arzt hinzugezogen werden musste.

Ein entfernter Arzt musste sich also beschäftigen.

In einer Nebenverhandlung musste die Reinigung des Tramschaffners vom Verdacht der Beihilfe zum Betrug im Vollendungsfalle stattfinden. Drei Zeugen mussten geladen, auf die Heiligkeit des Eides hingewiesen und entschädigt werden. Die ganze Nebenverhandlung musste sich mit ihm beschäftigen.

Es wurde Matthias immer offenbarer, dass es sich hier unmöglich um das nicht gelöste Trambillett handeln könnte, noch um den Versuch, auf einer gutgeheizten Polizeistation zu übernachten, sondern dass es von ihm in jener unmerklichen Sekunde abgehangen, ob Hunderte von Beamten durch ihn die Möglichkeit erlangen sollten, ihre Pflicht zu erfüllen. Er spürte deutlich, wie all die Menschen, die er beschäftigte, vom Landgerichtsrat bis zum Aktenhefter, aus einem leisen und scheuen Gefühl der Dankbarkeit sich um ihn bemühten. Er spürte den inneren Segen seiner Tat, er kam sich wie ein stiller, weithin wirkender Wohltäter vor, der vielen Menschen Aufträge erteilte und Arbeitsgelegenheit verschaffte; wie ein Juwel, das man einschloss, damit es nicht gestohlen werde.

 

Der Käfig in der Nachtigall oder Vom Segen des Verbrechens von Friedrich Wolf: TextAuszug