Mitte März musste ich von der Front zu einem weit rückwärts gelegenen Flugplatz fahren, um von dort nach Moskau zu fliegen. In der Ukraine hatte der Frühling bereits begonnen. Der Schnee lag nur noch dünn, überall schaute bereits die fette, schwarze Erde hervor, über das Land brausten wilde Bäche, die vielfach die Wege überschwemmten. Ein feiner, hellgrüner Hauch lag über den Gebüschen an den Dorfrändern, in lichtem Blau strahlte der warme Himmel. Zugvögel strichen über das Land. Überall regte sich das Leben. Auch die im Winter so einsame, tote Erde begann sich zu beleben.
Da ragte der Arm eines toten Soldaten hervor mit dem Winkel eines Gefreiten der Hitlerarmee, dort Füße mit deutschen Schnürschuhen, als habe der Soldat einen Kopfsprung in die Erde gemacht, reihenweise trieben deutsche Soldaten mit dem Rücken nach oben in den zu Bächen angeschwollenen Grabenrinnen längs unseres Weges, gruppenweise staken deutsche Kanoniere in zerschossenen Geschützstellungen und versanken mitsamt den Kanonen und Kartuschhaufen langsam in dem völlig aufgeweichten Boden. Schrecklich war der Anblick, wo auf den grünenden Feldern riesige Raben- und Krähenschwärme flatterten und sich stritten. Sie brauchten in diesem Frühling nicht nach kleinen Feldmäusen zu jagen. Die Beute war reicher. Die Felder waren an vielen Stellen buchstäblich besät mit Leichen deutscher Soldaten in den weißen Tarnjacken mit schwarzen Schnürschuhen der Hitlerarmee. Schon konnte man beobachten, wie die Uniformen ganz flach am Boden hafteten, als sei kein Fleisch mehr darunter; schon sah man zu Hunderten die nackten Schädel ohne Augen und Wangen eine ganze Saat von Totenschädeln ehemaliger deutscher Soldaten lag ausgesät, über der riesigen ukrainischen Ebene. Die russische Erde nahm mühelos und wortlos diese Saat, die Hitler gesät hat, in sich auf.