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Transportarbeiter vor die Front! von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
24.10.2024
ISBN:
978-3-68912-349-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 16 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Antikriegsdemonstration, Arbeiterbewegung, Arbeiterkampf, Arbeiterprotest, Bremerhaven, Freikorps, Gewerkschaft, Hafenarbeiter, Imperialismus, Internationale Solidarität, Klassenbewusstsein, Kommunismus, Polizeieinsatz, Revolution, Solidarität, Sowjetunion, Streikdrohung, Transportarbeiter, Waffenexport, Waffenschmuggel, Worpswede
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Ich gab meine Stelle als Stadtarzt von Remscheid auf und ging als Siedler und Torfarbeiter auf den Barkenhoff bei Bremen. Es war dies eine Siedelungszelle von kriegsbeschädigten Hand- und Kopfarbeitern – Bauern, Gärtner, einige Handwerker, Fabrikarbeiter aus allen Gegenden Deutschlands, dann noch eine Lehrerin für die Waisenkinder der im Januar/März in Berlin gefallenen Genossen – wir hatten diese Kinder bei uns aufgenommen. Schließlich fungierten Heinrich Vogeler, dem einst der Hof gehörte, und ich noch als Lehrer, Gärtner, Torfarbeiter und Arzt.

Die Gefahr der „Zelle“, der Isolierung, der Insel manifestierte sich bei uns immer mehr. Wir wollten einen Kommunismus „in nuce“, in der Nussschale, in Reinkultur, unter der Glasglocke, „ohne Kompromisse“. Wir hatten zwei Pferde, wir liehen sie den Bauern aus, die die Gäule schunden, ohne genügendes Futter, ohne Pflege, ohne Ruhe, die uns um die zugesicherte Gegenleistung betrogen. Wir mieden Konflikte mit der Umwelt und schlugen uns gegenseitig fast die Schädel ein. Wir wollten in dem Wirrwarr der Jahre 1920/21 ein Stützpunkt für die Bremer Arbeiterschaft sein; aber die Bremer Arbeiter, die jeden Samstag – Sonntag in Scharen zu uns hinauskamen, bestaunten uns – mit Recht – wie exotische Tiere, wie ein Panoptikum.

Wir schufteten wie die Neger täglich zwölf bis vierzehn Stunden im Feld und Moor; wir wollten damals gewaltlos „Die Zelle“ erzwingen (man bedenke immer: Es war das Jahr 1920!), aber wir isolierten uns immer mehr.

Da kam der 1. August.

Natürlich hatten auch wir eine Antikriegsdemonstration angesetzt, in dieser stockreaktionären bäuerlichen Gegend. Natürlich verbot sie der Landrat. Gendarmerie untersuchte den Hof nach illegalen Schriften. Wir beschlossen nun, in Bremen selbst zu demonstrieren mit der revolutionären Arbeiterschaft. Unsre Delegation – drei Genossen und eine Genossin – pilgerte nach Bremen. Von den Treppen des Museums für Völkerkunde, am Hauptbahnhof, sprachen wir zu ein paar tausend Arbeitern. Auch gegen die Intervention Polen/England kontra Sowjetunion eiferten wir. Jetzt Gesang der „Internationale“. Die Polizei zerstreute uns. Wir bildeten immer wieder einen dünnen Demonstrationszug, den die sonntäglichen Spießer spöttisch beäugten. Dann standen wir in hilflosen Grüppchen auf einem Platz.

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