Die Zigeuner bezogen in der Unterstadt ihre gewohnten Winterquartiere, flickten Körbe, legten Karten und handelten und tauschten Geigen. Sämtliche Geigen, die Karl Spindler, der Führer der Sippe, vorspielte, hatten einen wunderbaren tiefen Celloklang; Kenner warnten, sagten, es läge an der Art des Leims, nach einem Jahr aber bekämen die Geigen die Zigeunerkrankheit und fingen an zu summen.
Immerhin, wenn Karl Spindler spielte, dachte kein Mensch daran. Seine schwarzen wurstförmigen Finger sprangen mit einer unfassbaren Leichtigkeit über die Saiten, das Instrument stöhnte und jauchzte in allen Lagen, Karl hatte seinen schwarzen Zottelkopf gegen das braune Holz gepresst und schwankte mit seinem riesigen Körper wie eine Lokomotive auf einem Urwaldgeleise. So hatte ihn Ute bei ihrer Freundin einmal spielen gesehn. Am nächsten Tag kam Karl zum Tausch in das Haus des Oberamtsarztes, zu einer Stunde, die Ute bestimmt hatte. Sie handelten lange um eine Geige mit einem Löwenkopfhals, gelangten aber zu keinem Ergebnis; in den nächsten Tagen brachte der Zigeuner Gitarren und Mandolinen, man einigte sich offenbar nicht. Immer ließ der Zigeuner ein Instrument zum Probieren bei Ute zurück.