Vinz bekam plötzlich Sehnsucht nach der Bauernarbeit, als er das Gerät sah. Er hatte das Land gesehen, es war fruchtbares Schwemmland, das man allerdings wegen der häufigen Überschwemmungen in den Niederungen fast ausschließlich als Rinderweide oder Grasland nutzte. Die Unstrut floss hier träge, in vielfachen Windungen, ihre Ufer waren mit Erlen und Weiden und allerlei Gesträuch gesäumt. Graureiher fischten dort ebenso wie der Otter, Biber errichteten Knüppeldämme quer durch und stauten das Wasser, dass es schwoll (in dem Namen steckt die Wurzel strut, was soviel wie schwellen, strotzen, strudeln bedeutet), in den krautigen Uferzonen voll Gilb- und Blutweiderich, Zaunrübe und Igelkolben, Wassernuss und Froschlöffel lebten Frösche und Schlangen, nisteten Bart- und Beutelmeisen, Blaukehlchen, Eisvögel. Wiedehopf und Steinkauz brüteten in den Höhlungen der Bäume, und auf den kahlen Kalkfelsen des Wendelsteins hatte eine Kolonie des Waldrapps ihre liederlichen Nester. Um diese Zeit allerdings waren die merkwürdigen storchenähnlichen Vögel mit dem metallisch schillernden schwarzen Gefieder und dem säbelförmigen Schnabel, dem glatten roten Kopf schon längst in ferne Länder gezogen.
Obwohl es eine unvorstellbar reiche Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten gab, der Fluss von Fischen, Krebsen und Wasserinsekten wimmelte, von den Höhenzügen düstere Wälder herüberrauschten, trug doch die Gegend unverkennbar das Gepräge von Menschenhand. Die Wiesen im Überschwemmungsbereich waren sorgfältig gepflegt; wurden sie beweidet, so war es die Aufgabe der Frauen und Kinder, von den Kühen stehengelassene Horste von Disteln und Nesseln zu reuten und zu ebnen, dass sich keine Blüten bildeten, desgleichen mussten Maulwurfshaufen gebreitet und die zerstampften Bereiche der Tränken geharkt und aufgeschüttet werden. Wurden sie gemäht, benutzten die Bauern eine zweigriffige Sense mit langem, über die Schulter reichendem Baum, um das würzige, kräuterreiche Gras abzuhauen, das mit doppelzinkigen Harken gewendet wurde. Das Heu wurde in höher gelegenen und damit vom Hochwasser nicht so gefährdeten Schobern für die Winterfütterung aufbewahrt. Meist hielt man es so, dass man das Vieh zunächst auf die Waldweide trieb, nach der Grasmahd und Heuernte dann auf die nachwachsenden Flächen, die von dem weidenden Vieh gleichzeitig gedüngt wurden.
Die höher gelegenen Gebiete nutzte man für den Getreideanbau. Die Felder waren lang und schmal, um den Pflug nicht so oft wenden zu müssen, sie waren durch Raine voneinander abgeteilt und von dichten Hecken und Knicks umgeben. Diese Hecken wurden um so dichter, je mehr man sie miteinander verflocht, sie dienten als Schutz vor Wild und Raubgetier. Man knickte herauswachsende Zweige nach innen, so entstand ein undurchdringliches Verhau, verstärkt noch durch abgesammelte Steine. Später verlangten die Grundherren, diese Hecken für ihr Wild zu öffnen, das sich an den Saaten der Bauern gütlich tat und nicht vertrieben werden durfte.
In den Hecken nistete eine Vielzahl von Vögeln, die die Insekten kurzhielten, der allzu heftige Wind wurde gebremst und das Regenwasser, das die fruchtbaren Böden fortschwemmen konnte, aufgehalten. Das heranwachsende Getreide - Hirse, Roggen, Buchweizen, Gerste - war durchsetzt mit Ackerunkräutern, wie Kornblume, Klatschmohn, Feldrittersporn, Jungfer im Grünen, diese Unkräuter verhinderten mit ihrer Blattmasse, dass der Boden zu stark austrocknete. Die Bauern schnitten das reife Getreide mit der Sichel unterhalb der Ähren ab und warfen es in einen Korb; das zurückbleibende Stroh, mit Kräutern untermischt, diente im Winter als Viehfutter. Als Einstreu für die Ställe sammelten die Dorfbewohner im Herbst das trockene Waldlaub in Säcken.