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Das Gottesurteil von Heinz-Jürgen Zierke
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
04.04.2015
ISBN:
978-3-95655-274-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 411 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Thriller/Geschichte, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Geschichte, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/Mittelalter, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Verbrechen, Belletristik/Verbrechen
Historischer Roman, Thriller / Spannung, Kriminalromane und Mystery, Historische Kriminalromane, Historische Liebesromane, 1000 bis 1500 nach Christus
Mord, Hexen, Folter, Entführung, Bauernaufstand, Torgelow, Handwerker, Gericht, Liebesgeschichte, historischer Liebesroman, Mittelalter, Mörder, Spannung, Tod, Überleben, Verbrechen
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Barnekow fuhr auf, und seine Worte an den Müller klangen härter als die, die für Lindemann bestimmt waren: „Stell dich nicht dumm, Müller! Alle Welt weiß, was deine nächtlichen Beigäste reden. Gib dein Wort, und ein Haufen Volk läuft dir zu aus den Dörfern, wie es kein Kurfürst und kein Herzog nicht hat, zahlreich wie die Emsen am Waldrand und grimmig wie hungrige Wölfe. Will selbst in der Stadt ein Fähnlein zusammentrommeln aus Knechten und Büdnern. Selbst die Bürger werden mit uns sein, wenn sie sehen, dass wir über sie kommen könnten.“

„Hast du Salz bei dir, Fuhrknecht?“

„Was soll’s mit dem Salz?“

„Spricht Christus, unser Herr: Habt Salz bei euch! Wenn das Salz schal und eure Späße abgeschmackt und dumm werden, so schüttet sie auf die Gasse.“

„Fromme Sprüche!“

„Des Herzogs Seiler drehen einen guten Hanf.“

„Angst also! Dachte ich mir’s doch. Chim Dittmer’s Kind liegt in Peter Schulzes Rattenkeller, und du zitterst, als ob eine Herde Flöhe auf deinem Rücken Hopser tanzte.“

Kersten sprang auf. „Dein Glück, du bist Gast!“, knurrte er, mühsam seinen Zorn zurückhaltend.

Die beiden Männer standen sich in der dunklen Stube gegenüber. Gentz Barnekow war etwas kleiner, aber breiter in den Schultern und kräftiger in den Armen. Kersten mochte wohl behänder sein, denn er war ein gutes Dutzend Jahre jünger.

Tews Lindemann wollte den aufkommenden Streit schlichten, wusste aber nicht recht, wie er das anstellen sollte. Als er sich aufgerafft hatte, um sich zwischen die beiden Kampfhähne zu werfen, die jeden Augenblick aufeinander losschlagen konnten, ließ Gentz Barnekow die schon erhobene Faust sinken und brummte: „Wenn die Mauer Risse hat, hält sie nach keiner Seite.“

Auch Kersten Pyper ließ sich wieder auf der Bettkante nieder.

„Und was dann?“, fragte er mehr sich selbst als seine Gäste, „was ist, wenn wir den Herren unser Recht abgetrotzt? Sie werden’s nicht halten.“

„Sie müssen’s uns auf Pergament besiegeln“, schlug Tews Lindemann vor.

„Pergament ist von Eselshaut, und der Esel ist ein geduldiges Tier“, gab Kersten zu bedenken.

„Sie werden’s halten müssen, denn wir sind ihnen über“, brauste Barnekow wieder auf.

„Der Kurfürst wird dem Herzog zu Hilfe eilen und der Mecklenburger, Christian der Däne und Karl der Schwede. Mögen sie sich auch untereinander beißen wie die Ratten; wenn’s an den Speck geht, sind sie sich einig. Und auf die Dauer können wir nicht widerstehen.“

„So ziehen wir mit unserm Haufen dem römischen König zu, der braucht reisig Volk wider den Großtürken.“

„Des Bauern Sache ist, mit dem Haken zu pflügen, nicht mit dem Schwert.“

„Die hansischen Städte stehen an unserer Seite. In Stralsund haben sie dem Herzog das Tor vor der Nase zugeschlagen, und in Greifswald —“

„Auch in den Städten sitzen Herren im Rate.“

„So soll denn Barbara Dittmers, die dir angelobte Braut, in Peter Schutzes Keller bleiben? Das wird seinen Knechten ein Spaß sein, der pockennarbige Niklas Sajentz —“

„Mach du dir nicht Sorgen um das Mädchen! Sie wird frei sein, ehe noch der Mond wechselt.“

„Allein willst du gehen? Peter Schulze lässt nachts seine Wolfshunde los.“

„Ich brauche das Tageslicht nicht zu fürchten.“

„Wenn du Hilfe nötig hast, Müller —“

„Vier Füße machen doppelte Spur.“

In diesem Augenblick hörten die drei ganz deutlich ein Rumoren und Poltern im hinteren Teil des Gebäudes, in dem sich die Ställe befanden. Zuerst glaubte Kersten, eine Kuh habe sich losgerissen oder der Braune stampfe im Traum. Aber klang das nicht wie ein unterdrückter Fluch, ganz nahe, gleich hinter der Tür? Kersten schob seine Gäste, die urplötzlich verstummten, in die dunkelsten Ecken der Diele und riss die Hintertür auf. Die vom raschen Luftzug aufgepeitschte Glut warf einen flüchtigen Lichtschein in den Gang.

Der Müllerbursche tapste verschlafen in seinen Verschlag. Mit der einen Hand hielt er sich die Hose, mit dem freien Arm rieb er die Stirn. „Hab die Tür verfehlt, Müller“, jammerte er.

Als Kersten die Tür wieder geschlossen hatte, wollte das Gespräch nicht mehr in Gang kommen. Sie waren alle drei von Natur aus nicht redselig. Nun hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.

Gentz Barnekow sah sich an der Spitze eines Bauernhaufens das feste Haus Torgelow berennen. Tews Lindemann trauerte seiner immer mehr entschwindenden Hoffnung auf das Bürgerrecht nach. Und Kersten sann, wie er Barbaras Kerker sprengen konnte. An den alten Chim Dittmers dachte er, der sich vor Sehnsucht nach seiner Tochter verzehrte, und an Barbaras Mutter, die vor Gram kaum noch das Haus verließ.

 

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