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Anton G.. Eine Krankengeschichte von Dietmar Beetz
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
09.12.2012
ISBN:
978-3-86394-825-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 141 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Medizin, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Biografisch
Biografischer Roman, Familienleben
Hirntumor, Krebs, Kind, Familie, Chemotherapie, Gehirnoperation
12 - 99 Jahre
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Klagen kamen ihm nach wie vor nicht über die Lippen, nicht einmal ansatzweise, doch als ihn Debby-Teddy - oder war's Oma Katinka? - an einem dieser Nachmittage scheinbar beiläufig fragte, woran er denke, worauf er sich freue, was er sich sehnlichst wünsche, gab er ohne Zögern zur Antwort: "Daheim sein, wieder daheim."

Kein Aufschrei, kein "Endlich-raus-hier!", nicht mal ein Seufzer. Lediglich, als sei ihm bewusst geworden, dass man gefälligst in vollständigen Sätzen zu antworten habe - und auf eine derart bedeutsame Frage nicht unbedingt cool und kurz, nach raschem Besinnen und nachgerade verschämt: Er möchte ... möchte in seiner Klasse bleiben, auf keinen Fall den Start in Physik, Chemie, Latein verpassen, möchte auch mal wieder die Stallhasen füttern ...

Stocken und plötzlich die Frage (dazu an der Stirn, zwischen Nasenwurzel und Kopfverband, eine Kerbe): "Wer kümmert sich eigentlich um Emmi?"

Emmi, das Welpen-Mitglied der Familie G., für Opa wie Oma bislang hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich, Spiel- und Balg-Gefährtin von Oscar.

"Na, Bettina, deine Mutter, wird sich um sie kümmern", mutmaßte Katinka, "oder Kurt, wenn er daheim ist, oder dein Brüderchen."

Anton nickte versonnen, zugleich zerstreut. Und fing zur Verblüffung seiner Großeltern - nein, nicht zu lachen - auf die ihm eigene Weise zu schmunzeln an. Fragte, daraufhin angesprochen, ob ihnen die Sache mit Oscar und Emmi, diese Kindertag-Story, bekannt sei.

"Kindertag-Story?"

Ja. Weil es doch so lang dauere von Ostern bis zum Nikolaustag, habe Mama ihnen zwischendurch, am ersten Juni, mal die Stiefel gefüllt und in den Flur gestellt, mit Gummibärchen und einem Toffee-Beutel drin und einem Mars-Riegel obendrauf, "ja, und bei Oscar war der Riegel weg, früh bei der Überraschung, und es gab großes Geschrei, und alle haben den Kopf geschüttelt, bis Mama auf die Idee kam, bei Emmi draußen in der Hütte nachzusehn."

"Und dort - dort lag der Riegel?"

"Der Riegel nicht, nur noch das Einwickelpapier - schön glattgeleckt und leer."

"Ja, aber", fragte Debby, als die Heiterkeit verklang, "weshalb nur bei Oscar, nicht auch bei dir?"

"Na, weil er sie gern ärgert, sie manchmal richtig piesackt."

"Und rausgefunden, dass es der Stiefel von Oscar ist?"

"Aber Teddy - mit ihrer Hundenase!" Es war ein herrlicher Moment - und die Welt unter dem gewitterschwülen Himmel schön wie lang nicht mehr.

 

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