Bald standen wir vor den riesigen Schwungrädern dreier Schöpfmaschinen, die einst mit Dampfkraft Wasser aus dem Müggelsee und aus dem Grund geholt hatten. Ein Ingenieur aus England namens Henry Gill installierte sie 1893. Nicht weit davon erinnerte die rostige Stahlhülle einer Bombe, die nicht explodiert war, an andere Boten der britischen Inseln. Gewiss war der Bombenkrieg von Deutschland ausgegangen. Aber Wasser, auch wenn es Leben ist, hilft gegen Phosphorbomben wenig.
Der kleinen Lina erzählte ich, dass wir dummen Schüler anfangs solche ausgestellten Splitter von Bomben und Granaten als Trophäen gesammelt hatten. Angesichts von Tafeln zur Stadtentwässerung erzählte ich ihr von meiner intensiven Berührung mit Rieselfeldern. Bei Großziethen hatte die Flakbatterie gelegen, in der ich als Fünfzehnjähriger dienen musste. Da wir Flakhelfer mit den russischen Kriegsgefangenen in der Stellung Schnitzereien gegen Brot getauscht hatten, wurden wir bestraft. Der geschniegelte Batteriechef ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich über die nahe gelegenen Rieselfelder zu hetzen. Er befahl uns, auf dem Bauch kriechend das übel riechende Wasser zu durchqueren, das auf den Äckern stand.
Einen Durchgang zum Müggelsee suchend, stießen wir später im Garten auf ein sonderbares Gebilde aus Stahlbeton, ein Schutztürmchen für ein bis drei Personen. Das granatenförmige Ding mit offener Klappe wirkte unheimlich und musste für Wachleute, die im Bombenhagel hineinkrochen, ein schrecklicher Aufenthaltsort gewesen sein. Unsere Vorstellung von angstvoller Enge verflog beim Anblick des Müggelsees, der sich bald darauf vor uns auftat, graublau und in der Sonne so schillernd, dass man das Wasser metallisch klirren zu hören meinte. Das gegenüberliegende Ufer war lückenlos bewaldet.
Hier erst wurde Lina munter. Wie aus finsterem Traum erwacht, plapperte sie los. Sie sprang mich an und wollte toben.
Zu Hause klagte die Kleine über Jucken an Arm und Bein. "Im Museum war ich abgelenkt", sagte sie. "Da hab ich nichts gemerkt." Der Mückenstich am Arm wurde von meiner Frau behandelt. Am Fuß vermuteten wir Pilz, weil Lina neuerdings mit Gleichaltrigen zum Schwimmen ging. Ich sah nach, fand aber die Haut unbeschädigt. Zur Vorbeugung rieb ich etwas Batrafen zwischen die unwahrscheinlich kleinen und zarten Zehen.