Mit Sicherheit brasilianischen Ursprungs"
Berührend berichtet Walter Kaufmann aus seinem Leben
Es sind berührende Geschichten, die Walter Kaufmann aus seinem Leben zu erzählen hat. Besonders eindrucksvoll ist es mitzuerleben, wie manche zunächst ganz harmlose Geschichte an einer Stelle plötzlich umschlägt in große Geschichte und man versteht die Situation des jungen jüdischen Jungen, dem es als Fünfzehnjähriger gelang, aus dem faschistischen Deutschland und damit auch dem sicheren Tod in Auschwitz zu entkommen.
Da berichtet er gleich am Anfang, wie er seine Mutter sucht. Da berichtet er, wie ihm sein Hund von zwei Männern mit Hüten und Ledermänteln mit Hakenkreuzen an den Aufschlägen weggenommen wird, um als Polizeihund abgerichtet zu werden oder wie er um ein Fahrrad kämpft, es auch bekommt, und wie dieses dann von zwei Hitlerjungen demoliert wird. Der Leser erfährt viel über die Vergangenheit des Schriftstellers und zugleich viel über deutsche Vergangenheit anschaulich, konkret und sehr persönlich. Ein sehr lesenswertes Buch und jede einzelne dieser berührenden Geschichten.
Das gilt auch für andere Schauplätze wie verschiedene Schiffe, auf denen der Erzähler zur See gefahren ist, für New York oder London. Dort spielt sich die Geschichte ab, die mit Kauf mir doch ein Krokodil überschrieben ist. Denn genau dieses sollte er jemandem in Berlin mitbringen aus London. Allerdings sollte es nicht eines, sondern ein bestimmtes brasilianisches sein. Doch das schien es in London nicht zu geben. Ziemlich erfolglos flüchtete sich der Erzähler in eine irische Kneipe am Piccadilly Circus und hat dann am Ende doch noch Glück
wenn auch nicht in London, sondern zwanzig Meilen weiter. Und Mit Sicherheit brasilianischen Ursprungs", versprach uns die Verkäuferin.
Walter Kaufmann, der eigentlich Jizchak Schmeidler heißt und am 19. Januar 1924 in Berlin geboren wurde, ist ein deutsch-australischer Schriftsteller. Der in Duisburg aufgewachsene Adoptivsohn eines jüdischen Anwaltsehepaars hatte als 14-Jähriger mit einem Kindertransport über die Niederlande nach Großbritannien fliehen können und wurde so vom Schicksal seiner im KZ Auschwitz ermordeten Adoptiveltern verschont. Mit 15 als feindlicher Ausländer nach Australien deportiert, musste er sich dort ganz auf sich allein gestellt seinen Lebensunterhalt verdienen als Obstpflücker, Landarbeiter, Straßenfotograf, Werftarbeiter sowie als Arbeiter im Schlachthof, als Freiwilliger in der Australischen Armee und als Seemann. 1953 erschien in Melbourne sein erster Roman Voices in the storm. Ihm folgten seit seiner Übersiedlung in die DDR 1957 mehr als 30 Bücher. Deren Mehrzahl hat Kaufmann, der noch immer die australische Staatsbürgerschaft besitzt, in englischer Sprache geschrieben, anschließend selbst übersetzt oder übersetzen lassen. Sein bewegtes Leben als jüdischer Emigrant, seine Reisen als Seemann, sein Leben in Australien und die Ereignisse im faschistischen Deutschland thematisierte der Autor in vielen seiner Romane, Erzählungen in der Tradition der amerikanischen Short Story und Reportagen.