Literarische Geschichtsstunde der besonderen Art
In seinem Roman zeigt Walter Kaufmann, wohin der Mensch gehört
Dieser Roman war erstmals 1957 im Verlag Neues Leben Berlin erschienen. Wie viele Bücher von Walter Kaufmann nimmt es autobiographisches Material aus seinem Leben auf, erzählt von seiner Kindheit im Deutschland Anfang der 30er Jahre, als es für jüdische Menschen immer gefährlicher wird, in Deutschland zu sein, von seiner Flucht und von seinen Jahren im Exil.
Sein Weg von Holland nach England und von England nach Australien. Vor allem aber geht es immer wieder darum, wer dem Flüchtling aus Deutschland hilft, wer ihn unterstützt und ihm in schweren Zeiten unter die Arme greift. Und da ist auch die Liebe. Von allen diesen Geschehnissen erzählt der Autor mit großer Anschaulichkeit, Präzision und auch Härte, die die Schrecknisse der Zeit eindrucksvoll nacherleben lassen.
Ein höchst beeindruckender Lebensbericht und eine literarische Geschichtsstunde der besonderen Art.
Walter Kaufmann, der eigentlich Jizchak Schmeidler heißt und am 19. Januar 1924 in Berlin geboren wurde, ist ein deutsch-australischer Schriftsteller. Der in Duisburg aufgewachsene Adoptivsohn eines jüdischen Anwaltsehepaars hatte als 14-Jähriger mit einem Kindertransport über die Niederlande nach Großbritannien fliehen können und wurde so vom Schicksal seiner im KZ Auschwitz ermordeten Adoptiveltern verschont. Mit 15 als feindlicher Ausländer nach Australien deportiert, musste er sich dort ganz auf sich allein gestellt seinen Lebensunterhalt verdienen als Obstpflücker, Landarbeiter, Straßenfotograf, Werftarbeiter sowie als Arbeiter im Schlachthof, als Freiwilliger in der Australischen Armee und als Seemann. 1953 erschien in Melbourne sein erster Roman Voices in the storm. Ihm folgten seit seiner Übersiedlung in die DDR 1957 mehr als 30 Bücher. Deren Mehrzahl hat Kaufmann, der noch immer die australische Staatsbürgerschaft besitzt, in englischer Sprache geschrieben, anschließend selbst übersetzt oder übersetzen lassen. Sein bewegtes Leben als jüdischer Emigrant, seine Reisen als Seemann, sein Leben in Australien und die Ereignisse im faschistischen Deutschland thematisierte der Autor in vielen seiner Romane, Erzählungen in der Tradition der amerikanischen Short Story und Reportagen.