Die Nürnberger Ratsherren sprangen auf, allen voran Kaspar Schwarz.
Er hat unsern Herrn Jesum Christum geleugnet ..., murmelte er mit erblassenden Lippen. Darauf steht die Todesstrafe.
Was soll ich schreiben, schwarzer Kaspar? Dass Herzog Ernst in die Grube gefahren und nicht wiedergekehrt ist, dass er deshalb auch die stolze Stadt Nürnberg nicht mehr schützen kann?
Herr Kaspar Schwarz hatte noch immer blasse Lippen.
Schreibe: Barthel Beham, der Gottlose, wird in die Folterkammer gebracht.
Nun musste sich Hieronymus auf die Lippen beißen, und auch die anderen Zuhörer begannen zu murren. So war das ja nicht gemeint gewesen, weshalb gleich mit der Scharfen Metze schießen? Welch ein Unsinn ...
Sogar Herr Osiander meinte für einen Moment, Daumenschrauben an seinen wohlgepflegten Händen zu fühlen, welches Wort wollte man aus ihm herauspressen? Er selbst von sich aus meinte etwas sagen zu müssen, der Druck wurde immer stärker: Lasst den Burschen laufen, zerstört ihn nicht an Leib und Seele, lasst das Schembartspiel, es lohnt sich nicht, es geht doch nur darum, unsere Grundsätze, die wir Ordnung nennen, wieder einmal mit Nachdruck zu verkünden, die Verkündigung von der Kanzel allein genügt nicht, der Gerichtssaal muss dazukommen, aber dann lasst ihn laufen. Aber all das sagte er nicht.
Wen Gott liebet, den züchtiget er ... Wenn Gott diesen Gottlosen züchtiget, dann liebet er ihn noch
Und Koberger schrieb: Da Gott den Barthel Beham über alles liebt, wird man ihm Daumenschrauben verpassen, ihn in spanische Stiefel stecken, ihn sengen und brennen, schlagen und zerren, vielleicht wird man ihm sogar die Zunge herausreißen, dann haben wir zwei Türkenmärtyrer in der Stadt.
Als Kaspar Schwarz misstrauisch herübersah, kritzelte er alle diese Worte wieder durch und schrieb nur: Der Ratsherr Kaspar Schwarz forderte für den Malergesellen Barthel Beham die Folter.
Kaspar Schwarz fiel es ein, dem Gericht vorzuschlagen, auch die anderen der Gottlosigkeit Angeklagten zur Folter zu verurteilen, damit es sich lohne.
Die Rechtsbeistände nickten, sie hatten aber alle ihre eigenen Gedanken dabei, und der schwarze Kaspar spielte darin nicht die beste Rolle. Dieser Emporkömmling, dieser Gernegroß, der selbst nur durch Zufall der Folter entgangen war!
Die Maler trauten ihren Ohren nicht. Das war nun das Urteil der Stadt Nürnberg über ihre in Ehren geborenen freien Söhne: die Folter. Das Geschenk, die Anerkennung, der Lohn ... Sebald sprang auf, aber Doktor Christoph Scheurl winkte ihm so eindringlich und gebieterisch, dass er sich entmutigt wieder setzte. Die Prediger frohlockten. Der alte Scheurl galt noch etwas in Nürnberg, selbst bei diesen gottlosen Malern. Ja, das traf zu. Der alte Scheurl galt etwas, sogar bei dem Knecht in der Folterkammer, den er im Anschluss an die Redereien des Vormittags zu sich kommen ließ und dem er einen Taler zusteckte.
Foltere sie nicht gar zu hart. Und der Koberger soll die Geständnisse aufschreiben.
Viele Talerstücke bekam der Folterknecht an diesem Tage. Auch von Christoph Nützel und sogar vom Ersten Losungen. Er wunderte sich, ein einträgliches Geschäft, fürwahr! Den größten Batzen bekam er von Hieronymus Koberger.