Ein Stück Malheur
Barbara Kühl erzählt von Martins Schwierigkeiten, mit dem Leben fertigzuwerden
Martin ist zwölf und scheint nichts zu können zwei linke Hände. Und Martin wird auch nicht gefragt, wenn etwas entschieden wird, wie etwa als Martins Eltern aus der Stadt in das Haus in der Abgeschiedenheit gezogen waren. Selbst wenn er etwas Gutes tut, findet Martin keine Anerkennung. Und dann kommt auch noch der Vergleich mit dem viel besseren Zeugnis seiner älteren Schwester Evelyn. Martin war einfach ein Versager.
Da er deswegen nicht mit in den Familienurlaub fahren darf, verbringt er zwei Ferienwochen bei seiner Tante Wally Pfeffer, die wegen ihrer lockeren Zunge auch beim LPG-Vorsitzenden als Pfefferschote gefürchtet ist. Martin hilft ihr im Hühnerstall, und überhaupt versteht er sich mit der Schwester seines Vaters viel besser als mit seinen eigenen Eltern.
Schließlich eskaliert die Situation und Martin will nur noch weg von seinen Eltern. Er will am liebsten auf ein Schiff und ein ganz anderes Leben beginnen. Er reißt zu Hause aus. Gerade noch rechtzeitig kommt seine Tante Wally dazu, kümmert sich um ihr Stück Malheur und hat eine rettende Idee
Auch wenn Barbara Kühl in ihren Text über Martin und seine Schwierigkeiten, mit dem Leben fertigzuwerden, viele Probleme aus dem DDR-Alltag auf dem Lande Anfang der achtziger Jahre hineingepackt hat, erweist sich ihr Buch nach wie vor als ein menschenfreundliches Plädoyer für mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung untereinander und dafür, auch Kinder ernst zu nehmen. Warum interessiert es manchmal niemanden, ob sie glücklich oder traurig sind? Und eine Tante wie Wally Pfeffer, die möchte wahrscheinlich jeder haben. Empfehlenswert.