Aufzeichnungen aus Angola
Jürgen Leskien hat während seines Einsatzes in Afrika Tagebuch geführt
Für ein Dreivierteljahr hatte der Schriftsteller Jürgen Leskien in den Jahren 1978/79 als Mitglied einer FDJ-Solidaritätsbrigade in Afrika gearbeitet, genauer gesagt in der Volksrepublik Angola. Während dieser Zeit hat er aber nicht nur gearbeitet, sondern auch geschrieben – Tagebuch geführt, seine Erlebnisse und Erfahrungen während dieses Dreivierteljahres notiert.
Diese Aufzeichnungen geben sehr persönliche und zugleich über die damalige Zeit hinausreichende Einblicke in das Denken und Fühlen der afrikanischen Menschen, in die Geschichte und Gegenwart des angolanischen Volkes und seiner Freunde aus der DDR. „Die da kamen, trugen das blaue Hemd und hatten Werkzeugkästen in den Händen. Vom ersten Tag an waren sie den Angolanern companheiros. Wir sind die Ablösung dieser Männer im Blauhemd, und das ist mein erster Abend unter afrikanischem Himmel. Ich gehe hinaus.
Natürlich suche ich das Kreuz des Südens. Ich habe es nicht gefunden. Ich zerfließe auf meinem Laken, und alle Moskitos des südlichen Afrikas scheinen sich bei mir versammelt zu haben. Das Wissen, Chlorochin zur Malariaprophylaxe genommen zu haben, hält meinen Unmut in Grenzen. Nach Mitternacht dann doch an die Luft auf den Balkon. Verschwitzt und zerstochen finden wir uns zusammen, Moses aus Merseburg, Lutz aus Greiz, Ossy aus Leuna, Jürgen aus Neubrandenburg. Durch die Bank Kfz-Schlosser, Spezialisten mit Schweißerpass. Wir schwatzen und rauchen, und jemand sagt, von dort, von dort sind wir gekommen, und zeigt mit einer unsicheren Bewegung nach Norden.“
Es sind auch aus heutiger Sicht sehr bemerkenswerte Aufzeichnungen, die ein erstes oder erneutes Lesen wert sind. Und der Titel des Buches „Ondjango“ ist schon gut gewählt, spielt er doch auf die Tradition der geräumigen Gesprächshütte an, in der über alles geredet wird – genau wie in diesen Aufzeichnungen aus Angola von Jürgen Leskien.
Seit Jürgen Leskien 1978 als Kfz-Schlosser im Rahmen der DDR-Entwicklungshilfe in Angola arbeitete, lässt den diplomierten Theaterwissenschaftler und Ingenieur für zivile Flugsicherung das südliche Afrika nicht mehr los. Er arbeitete im UNHCR Flüchtlingscamp für namibische Flüchtlinge, unternahm mit einer Volkskammerdelegation einen offiziellen Namibiabesuch, führte in der DDR lebende namibische Flüchtlingskinder zurück, war Mitinitiator der Spendenaktion „Fischkutter für Angola“ und engagiert sich seit 2005 in der AFRIA-LEO Foundation Namibia/Damaraland. Der freiberufliche Schriftsteller hat seinen offiziellen Wohnsitz in Kleinbeuthen bei Berlin, hält sich aber sehr oft in Namibia (Swakopmund, Damaraland, Farm Karos) auf.