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Vera Granford von Wolfgang Licht
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
10.09.2013
ISBN:
978-3-86394-381-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 212 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Spannung, Belletristik/Liebesroman/Erwachsenwerden, Belletristik/Moderne Frauen
Erotische Liebesromane, Belletristik: romantische Spannung
Untreue, Liebe, Freundschaft, Ehebruch, Alleinstehend mit Kind, Ehescheidung, Berufstätige Mutter
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Ein Drahtzaun und bestaubte Hecken umgrenzten das ausgedehnte Feld. Hier lagerten die Steine. Ich blieb auf den Kieswegen und sah Richard und dem schulterbreiten Steinmetzen zu, wie sie zwischen den Platten umherstiegen. Richard in seinem hellgrauen Anzug packte die Steine und beklopfte sie. Sich wieder aufrichtend und den Staub von den Händen schlagend, lachte er schallend über Witze, die ihm der andere unter Grimassen erzählt hatte. Sie standen redend, und ich sah auf Richards Mund, der den Ausdruck seines bewegten Gesichts bestimmte. Dann drehte er suchend den Kopf und als er mich entdeckt hatte, hob er die eben weggelegte Platte wieder hoch und schrie mir zu, wie ich Sandstein fände. »Die Kinder werden sich freuen«, rief ich zurück. »Warum?« - »Gut zum Draufmalen.« Sie lachten beide und kamen heran. Richard rief launig, mit G käme er heute nicht weiter, ich solle ihn mal ein bisschen bezirzen. G verbeugte sich schmunzelnd und Richard sagte, sich ihm zuwendend, er solle sich vorsehen, ich sei Psychologin. G begann mit mir zu scherzen, nannte mich »Junge Frau.« Ich sah, dass er herauszufinden suchte, wie Richard und ich zueinander standen. Ich trug keinen Ring mehr und Richard hatte es schon immer so gehalten. Er fände Symbole einfältig, hatte er mir einmal geantwortet. »Bei anderen belächeln wir Nasenschmuck.« - »Dir passt es nur nicht, auf Chancen zu verzichten.« Doch er hatte unwirsch entgegnet, so etwas käme auf den Mann an, nicht auf den Ring.

Wir betraten schwitzend die Büros. Ich konnte Männer und Frauen über Büchern und Listen sitzen sehen, während ich auf einem Rohrsessel wartete, dass sich die beiden einigten. G, der mich oft ansah, sagte jetzt, ein Auge zukneifend, die hübschen Frauen hätten andere geheiratet, und, Richard sei schlau, der suche sich nicht nur die schönsten Steine aus. Ein junger Mann im offenen Hemd rief mir von nebenan zu, ich solle mich vor der Lodenjacke hüten, vor dem sei die eigene Tochter nicht sicher, worauf G ihm einen Radiergummi hinüberwarf. Das ging so hin und her. Empfindlichkeit war da nicht am Platze. Ich versuchte, spöttisch zu blicken, sagte schließlich: Solche Reden glichen sich immer. G begleitete uns schließlich zur Tür. Wir plauderten noch ein wenig und G sagte, das sei so ihre Art. Beim Abschied verbeugte er sich nochmals vor mir, diesmal betont höflich

Die Hitze war unangenehm. Wir standen eine Weile, unschlüssig, wohin wir uns wenden sollten. »Warum habt ihr keinen Vertrag gemacht«, fragte ich beiläufig, »konntest du dich nicht entschließen?« Das sei es nicht, er müsse Eindrücke erst ordnen und dazu brauche er Zeit. »Und darüber ist Mittag geworden«, sagte ich nun doch verstimmt. »Da hätten wir auch morgen noch herkommen können.« Der Sandweg war leer. Richard legte seine Hände an meine Schläfen, ich konnte so seinen Augen nicht entkommen, sagte: »Ich freue mich riesig ... auf heute ... Kindskopf«, und küsste mich zwischen den Worten. Mit der Taxe fuhren wir ins Hotel zurück. Ich ließ mich schaukeln in den Kurven und antwortete einsilbig, bis auch Richard schwieg.

Als er ins Restaurant wollte, hielt ich ihn zurück und sagte, ich müsste mich erst frisch machen. In der Halle fragte ich ihn, ob er hier warten wolle. Er schüttelte den Kopf, ließ mich auch den Schlüssel nicht holen. Er dusche auch gern, sagte er, als wir im Lift waren. Er brachte mich bis zu meiner Tür. Dort blieben wir stehen. »Wo liegt dein Zimmer?«- »Im neunten. Du kannst mich ja abholen, wenn du fertig bist«, sagte ich und schloss auf. Hinter der Tür verhielt ich, bis ich ihn weggehen hörte. Auf einmal fühlte ich mich gedemütigt und ärgerte mich darüber. Ich warf mich aufs Bett, schloss die Augen und dachte abzureisen. Dann stand ich auf, ließ Wasser auf meine Hände laufen, presste sie an mein Gesicht.

Ich war geduscht und wieder angezogen, als er klopfte und wartete, bis ich ihn hereinließ. Er sah frisch aus. Ich fand sogar seine Augen heller als vorhin. Er trat rasch auf mich zu, sagte leise und dringlich »Vera« und umfasste mich. Ich strich ihm übers Haar und lächelte. Er begann, mich zu küssen, das Gesicht, zwischen Kleid und Hals. »Lass, du zerbrichst mich«, sagte ich, wieder trotzig, und versuchte freizukommen. Aber er wurde plötzlich wild, drängte mich auf das Bett, versuchte mein Kleid wegzuschieben. »Wenn jemand kommt«, schimpfte ich, »jetzt am Tage.« Dann riss ich ihn an mich.

Ich lehnte an seiner haarigen Brust. Er streichelte behutsam meine Schulter. Im Zimmer war der hellste Nachmittag. Plötzlich drückte jemand die Klinke nieder und bald darauf hörten wir Schlüsselgeräusche. Wir erstarrten, aber dann bedeutete mir Richard durch Zeichen, dass er abgeschlossen habe und jetzt bemerkte auch ich den eingesteckten Schlüssel. Dann hörten wir murmeln und sich entfernende Schritte. Wir saßen noch eine Weile horchend nebeneinander. »Kein Grund, sich zu härmen«, sagte Richard. Aber wir standen auf und begannen, die auf den Boden geknüllten Kleider zusammenzusuchen.

 

Vera Granford von Wolfgang Licht: TextAuszug