Die drei Leben des Josef
Rainer Lindow hat einen furiosen parabelhaften Roman geschrieben
Welches Buch fängt schon damit an, dass der Held bekennt, ein Narr zu sein und noch dazu drei Leben zu haben? Die Trauergesellschaft von Rainer Lindow fängt so an. Seine drei Leben heißen die Finsternis, der Zweifel, die Heiterkeit. Und damit ist eigentlich schon fast alles gesagt über Josef, den Zimmermann. Aber natürlich nur eigentlich. Denn Autor Rainer Lindow hat viel zu erzählen über diesen merkwürdigen Zimmermann und die Umstände seines Lebens, in dem vieles nicht gelingt, und wie sein Vater zu Tode kam.
Und Lindow erzählt über die Geschichte des deutschen und des polnischen und des jüdischen Volkes, und der Leser versteht, warum man manchmal eine Trauergesellschaft für ein Freudenfest halten kann. Möglicherweise ist das eine Narrheit, möglicherweise auch nicht.
Es ist ein Buch, welches man vielleicht an manchen Stellen noch einmal lesen muss, um zu verstehen, wie es der Autor genau gemeint hat. Die Trauergesellschaft ist keine leichte Lektüre, aber eine lohnenswerte Lektüre. Im Gedächtnis bleibt auch die öfter zitierte Weisheit, dass man Gott nicht nach dem Weg in den Himmel fragen soll. Und dieser furiose Roman ist auch als eine Parabel darauf zu lesen, welche Folgen Lügen haben können. Empfehlenswert.