Fackeln werden entzündet und Metallkörbe mit brennenden Kienkloben an den Straßenrändern aufgestellt. Der rötliche Feuerschein reißt die angestrahlten Gestalten aus dem Dunkel und lässt Gesichter und bunte Uniformen aufleuchten. Welch ein Schauspiel!
Adrian Ludwig ist hellwach. Der Vater hat ihn hochgehoben, damit er alles genau sehen kann. So, ja genauso hat er sich Helden vorgestellt: bunt und imposant.
Ich muss mir alles genau merken, überlegt er, zu Haus mal ich dann alles in mein Skizzenheft. Mit Farben natürlich. Wenn ich nur alles behalten könnte! Und er starrt auf die prunkvollen Garden, die polnischen Ulanen mit den silbernen Kokarden. Immer exotischer wird der Zug. Auch Mamelucken sind dabei. Schließlich der Höhepunkt: die Karosse mit dem Kaiserpaar!
Trompeten schmettern, Trommeln rasseln, alle Glocken der Stadt läuten, Kanonen donnern. Manche Leute schreien: "Vivat!" oder "Vive l'Impereur!". Manche aber pressen die Lippen zusammen.
Was nun noch kommt, ist von geringerem Interesse : Nachhut, Feldküche, Marketenderinnen. Die Menge zerstreut sich.
Adrian Ludwig lässt sich wieder willig von seinem Vater an die Hand nehmen. Er hätte nichts dagegen, wenn er ihn tragen würde. Er ist so müde, dass er richtig taumelt. So lange darf er sonst nie aufsein.
Die Bilder aber flimmern noch immer vor seinen Augen, bunt und wild durcheinander.
"Ist das jetzt jeden Tag so?", fragt er.
"Tja, eine Weile werden wir wohl noch Zuschauer am Rande des Weltgeschehens sein."
Das klingt rätselhaft. Adrian Ludwig aber ist zu müde, um es sich erklären zu lassen. Jedenfalls wird es nicht langweilig werden. Vielleicht bringt es sogar schulfrei mit sich! Denn wenn jetzt hier ständig Truppen durchziehen, kann man die Kinder schlecht auf den Schulweg schicken.