Der Bahnhof von Grizehne bestand aus einem alten Backsteinbau aus der Zeit der Streckengründung und zwei Gleisen. Hier verkehrten am späten Nachmittag in Abständen von nur wenigen Minuten mehrere Personenzüge in beiden Richtungen. Dann herrschte auf den Bahnsteigen ein unüberschaubares Kommen und Gehen, Türenklappen und Signalegeben. Erich Höllsfahrt hatte sich bereit erklärt, auch über Nacht im Werk zu bleiben, falls noch mit Provokationen zu rechnen sei. Nichts da, lautete die Antwort, scher dich nach Hause. Wir erwarten ein Kommando der Volkspolizei.
Im Gegenzug, der soeben gemächlich ausrollte, entdeckte er plötzlich Halka. Sie lehnte sich weit aus einem Waggonfenster, rief laut seinen Namen und schwenkte das Chiffontuch, das er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Was will sie denn hier, dachte er, und beinahe hätte sie mich verpaßt. Aber er freute sich.
Im selben Augenblick traten aus einer Nische des braunroten Backsteinbaus hinter ihm drei Gestalten. Er vernahm ein zweites Mal seinen Namen, drehte sich um. Das Gesicht ... Ja, da war es wieder. Er hatte sich nicht geirrt, er erkannte es deutlich. Der Mann aus dem Mägdesprung. Der Mann mit dem Messer. Er hatte ihn hinter Schloß und Riegel geglaubt.
»Endlich, Höllsfahrt, jetzt rechnen wir ab.« Ein Zischen nur, ein breites Grinsen.
Der Zug nach Graubrücken und weiter nach Magdeburg fuhr ein. Sie drängten ihn an die Bahnsteigkante. Aus dem Tunnel kam Halka. Sie winkte mit ihrem hellblauen Tuch.
Die Lokomotive donnerte heran. Er hörte die Bremsen knirschen, ahnte den stählernen Leib. Drei Meter, zwei ... Der Messermann hob den Arm.
Erich zog die Pistole und schoß.