Annäherungen an das 18. und 19. Jahrhundert - EDITION digital trauert um Schriftsteller Joachim Lindner
GODERN bei Schwerin Besonders interessiert war der Schriftsteller und Herausgeber Joachim Lindner, der wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am 4. Dezember 2024 im Alter von 100 Jahren und sieben Monaten gestorben ist, an der Kunst und Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Das beweisen auch seine vier bei EDITION digital vorliegenden Bücher. So folgte er in seinem erstmals 1974 im Verlag der Nation Berlin erschienen Buch Wo die Götter wohnen dem Weg von Johann Gottfried Schadow zur Kunst. Der historische Roman schildert das Leben, die Persönlichkeit und die Entwicklung des Hofbildhauers am Hofe Friedrichs II. und späteren Direktors der Kunstakademie. Dem E-Book liegt die überarbeitete Neuauflage zugrunde, die 2008 im Berlin Story Verlag erschienen war. Erstmals 1978 veröffentlichte Lindner im Verlag Neues Leben Berlin Mordfall W. Ein Kriminalroman über die Ermordung von Johann Joachim Winckelmann. Für sein spannendes Buch über diesen historischen Kriminalfall, der sich am 8. Juni 1768 in Triest ereignet hatte, nutzte der Autor die amtlichen Dokumente, die lange als verschollen galten und erst 1964 dort wiederentdeckt worden waren, wo man sie am ehesten hatte vermuten können - in der Stadtbibliothek von Triest. Diese Dokumente erlauben es, die Aufklärung authentisch nachzuvollziehen und sowohl die Fragen der damaligen Kriminalisten als auch die Aussagen des Mörders und von Zeugen zu verwenden. Erstmals 1982 erschien im Verlag der Nation Berlin Annettes späte Liebe. Erzählung vom Leben und Dichten der Annette von Droste-Hülshoff. Es geht um die Beziehung zu Levin Schücking, der sich als erst sechzehnjähriger Junge in die damals bereits dreiunddreißigjährige Frau verliebt hatte und später ihr erster Biograf wurde. Auf ungewöhnliche Weise nähert sich Lindner in seiner erstmals 1990 im Verlag der Nation Berlin erschienenen Erzählung über den Kammergerichtsrat und Dichter E. T. A. Hoffmann Die Frucht der bitteren Jahre dem Menschen und Künstler, seinem Leben und seiner Kunst. Im Frühjahr 1882 wird ein Berliner Student, der mit Hoffmann verwandt ist, gebeten, Briefe seines Vetters wortgetreu abzuschreiben. Mit diesem Kunstgriff kann der Autor dessen Lebensstationen zwischen Königsberg und Berlin, seine politischen und künstlerischen Auffassungen, aber auch seinen mutigen Einsatz für Recht und Gerechtigkeit aufzeigen. Die E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.
Joachim Lindner, der aus einem bürgerlichen Elternaus stammt, wurde am 25. April 1924 in Gleiwitz geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der oberschlesischen Kleinstadt Katscher nahe Ratibor. Nach dem Schulbesuch wurde er 1942 zum Arbeitsdienst und zum Militär eingezogen, im Februar 1945 an der Ostfront verwundet und erlebte das Kriegsende in einem Lazarett in Ratzeburg in Schleswig-Holstein. In einem Sonderkurs in Delitzsch in Sachsen, wohin seine Eltern ausgesiedelt worden waren, holte Lindner das Abitur nach und studierte in Rostock und Leipzig Germanistik und Geschichte. Danach war er Lehrer im thüringischen Bad Berka und wurde Anfang 1953 Lektor im Berliner Verlag Rütten & Loening. 1955 wechselte er zum Verlag der Nation, wo er bis zur Rente 1989 arbeitete. Lindner lebte zuletzt in Wildau, war verheiratet, hatte einen Sohn und eine Tochter.
Titelbilder können Sie hier herunterladen.