Eine kunstvolle Annäherung an Gottfried Wilhelm Leibniz - EDITION erinnert zum 95. Geburtstag an Manfred Richter
GODERN bei Schwerin In seinem 2004 veröffentlichten Roman Legende Lövenix. Ein ungesicherter Bericht über die Liebe und anderes Merkwürdige im Leben des Gottfried Wilhelm Leibniz erzählt Manfred Richter, der am 16. Oktober 95 Jahre alt geworden wäre, von dem berühmtem Wissenschaftler, Vordenker der Aufklärung und einem der letzten Universalgelehrten. Dazu bedient sich Richter in einem seiner letzten Bücher eines Kunstgriffs: Wenige Tage vor seinem Tod diktiert der 70-jährige Leibniz dem Sekretär Eckhart seine Erinnerungen. Auf diese Weise konnte der Autor in der Ich-Form schreiben, der Leser bleibt der zentralen Figur sehr nahe. Leibniz berichtet so unerhörte Dinge, dass sich dem Sekretär mehr als einmal die Feder sträubt. Von der Liebe zu einer Königin ist die Rede, von Freundschaft zu einem Diener, aber auch von Schuld. Seine Erinnerungen reisen quer durch Europa - in das Frankreich Ludwig XIV., nach London, Holland, Wien, Rom. Er begegnet berühmten Persönlichkeiten seiner Zeit wie Kaiser Leopold I., Eugen von Savoyen, Huygens, Spinoza, dem Papst sowie Sophie Charlotte und den Preußenkönig Friedrich I. Neben dieser kunstvollen Annäherung an Leibniz hat EDITION digital drei weitere Bücher von Manfred Richter im Angebot: Das Ei in der Trompete. Ein Roman für Kinder, aber auch für Erwachsene, die noch wissen möchten, worauf es im Leben manchmal ankommt (1980), das lustige Kinderbuch Der vertauschte Vati (1981) und Dieser miese schöne Alltag (2014). Alle E-Books sind unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben.
Manfred Richter wurde am 16. Oktober 1929 als Sohn eines Straßenbahnschaffners in Dresden geboren. Nach einer Lehre als Chemiearbeiter und anderen Tätigkeiten war er 1948 Wachtmeister bei der Wasserschutzpolizei in Dresden. Ab 1949 arbeitete er als Häuer im Uranbergbau bei der SDAG Wismut. Ab 1950 studierte er an der Akademie für Musik und Theater in Dresden, ging danach zum DEFA-Nachwuchsstudio und besuchte die Schauspielschule in Berlin. Um Kunsterzieher zu werden, legte er 1954 in Erfurt eine entsprechende Prüfung ab. Dort schrieb Richter auch sein erstes Werk, das Theaterstück Das Zauberfaß, mit dem der junge Autor bekannt wurde. So wurde auch Louis Fürnberg auf ihn aufmerksam, der ihn zu einem Studium am Leipziger Literaturinstitut Johannes R. Becher ermutigte, das er von 1956 bis 1959 absolvierte. Danach arbeitete er als Autor am Deutschen Nationaltheater Weimar, später als Dramaturg am Landestheater in Dessau und schließlich als Drehbuchautor beim DEFA-Spielfilmstudio. Nach dem berüchtigten 11. Plenum des Zentralkomitees der SED wurde er Mitte der 1960er Jahre wegen kulturpolitischer Differenzen bei der DEFA entlassen und 1966 als künstlerischer Leiter des Kulturhauses in die Filmfabrik Wolfen strafversetzt. Nach der fristlosen Kündigung war er ab 1975 freiberuflicher Schriftsteller, von 1984 bis 1990 erneut DEFA-Drehbuchautor. Manfred Richter starb am 29. September 2023 in Groß Glienicke kurz vor seinem 94. Geburtstag. Für sein Schaffen wurde er mit dem Kunstpreis der DDR, mit dem Silbernen und Goldenen Lorbeer des Fernsehens der DDR sowie mit zwei Preisen für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.
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