Fast 24 Stunden schon arbeitet Benno mit zäher Entschlossenheit an seiner Befreiung.
Bald nach dem Einsperren, als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er an der Breitseite des Raumes ein vergittertes Kellerfenster. Sofort stürzte er darauf zu und rüttelte wild an den waagerecht angebrachten Metallstäben. Aber diese Mühe war vergeblich. Irgendein Stück Eisen musste er haben, mit dem er den Mörtel aus den Steinfugen kratzen und dann die Stäbe aus der Mauer lösen konnte. Er kroch umher und tastete mit den Händen den Fußboden ab. Nach einer halben Stunde schmerzten ihm die Knie, doch gefunden hatte er nur Papier, Steinbrocken, alte Lappen und Holzstückchen - lauter Zeug, das nicht zu gebrauchen war.
Als er sich erschöpft aufrichtete und Halt an der Wand suchte, berührte seine Hand plötzlich einen kräftigen Haken. Vermutlich war er zum Aufhängen irgendwelcher-Arbeitsgeräte bestimmt. Benno atmete erleichtert auf.
Dieser Haken würde ein gutes Werkzeug sein, sicher hatte er eine scharfe Spitze. Vorläufig allerdings steckte er noch tief im Mauerwerk und ließ sich nicht herausziehen. Der Junge überlegte einige Minuten. Dann drehte er seine Decke zu einer Art Strick, legte sie über den Haken und hängte sich ruckartig mit seinem ganzen Körpergewicht daran. Nachdem er diese Übung mehrmals wiederholt hatte, lockerte sich der Haken und ließ sich schließlich herausreißen.
Nun erst begann die eigentliche Arbeit.
Benno ging zum Fenster hinüber, drückte die Hakenspitze in die Mörtelfuge über der untersten Eisenstange und fing an zu kratzen. Nach zwei Stunden hatte er Blasen an den Händen, und die Füße schmerzten vom unbequemen Stehen. Das Ergebnis der Plackerei war entmutigend. Erst wenige Zentimeter tief war er in die Fuge eingedrungen, und der Eisenstab saß fest wie zuvor. Nach einer Atempause begann der Junge von Neuem. Er durfte nicht aufgeben. Während der stumpfsinnigen Arbeit kreisten seine Gedanken immer wieder um Egon und Harry. Er musste zu ihnen gelangen und ihnen über das Tauchunternehmen die Augen öffnen, bevor die Ellermanns sie noch tiefer in das Verbrechen hineinzogen. Wenn er an den fetten, brutalen Ellermann und dessen Sohn dachte, traten ihm die Tränen der Wut in die Augen. Unwillkürlich ballte er die Faust. Nein, überlegte er, Harry und Egon können noch ein wenig warten. Zuerst muss ich die Männer vom Bergungsschiff warnen. Die Schrotthändler sollen kein Glück bei ihrem hinterhältigen Anschlag haben!
Mit neuer Kraft machte er sich an sein Werk, und endlich, nach Stunden harter Arbeit, hielt er den ersten Stein in seinen schmerzenden, von Blutblasen bedeckten Händen.