Drei alte Damen treffen sich in einem Café: Verbindendes und Trennendes in ihrem Leben wird deutlich. Ein Mann hat anlässlich eines Staatsfeiertages eine Auszeichnung bekommen: Wie benimmt er sich danach? Ein Mädchen sorgt für den kleinen behinderten Bruder und durchbricht in seinen Wünschen und Träumen alle Konventionen und Zwänge des Elternhauses. Eine junge Frau, von vielen als asozial verleumdet, findet ihren Weg zu einem sinnvollen, erfüllten Dasein ...
Um Menschen in der DDR geht es in diesen und anderen Geschichten Maria Seidemanns, um ihre Träume und Enttäuschungen, um Relikte aus früheren Entwicklungsabschnitten und um Prozesse des Werdens und der Veränderung durch Umwelteinflüsse.
Maria Seidemann, die mit diesem Band als Prosaistin debütiert, findet in oft unscheinbaren Vorgängen poetische Markierungen. Einher geht damit ein unterschwelliger feiner Humor, mit dem sie die menschlichen Verhaltensweisen vor ihrem konkreten gesellschaftlichen Hintergrund zu deuten versucht. Und doch bittet die Autorin bei aller verhaltenen Ironie um Nachsicht für die Verletzbarkeit derer, über die gelacht wird. Charakteristisch für Maria Seidemanns Erzählhaltung ist ihre starke Affinität zur Malerei, die sich gleichermaßen in ihrer Themenwahl und einem sinnlich-bildhaften Stil ausdrückt.