Haben Sie heut im Radio gehört, Frau Brackebusch, da melden sie von der ersten großen Kältewelle in Russland; ich glaub, mich trifft der Schlag, fünfunddreißig Grad unter Null soll es da vor Stalingrad sein, wo doch mein Willi liegt was sagen Sie, Frau Brackebusch, minus fünfunddreißig Grad, so was gibt es doch in Europa überhaupt nicht? Ich dacht auch zuerst, ich hätt eine falsche Akustik im Ohr, und hab bei uns im Betrieb gefragt; aber es ist schon so, viele Mädels wussten es auch, und manchen von denen stak heute jedes Wort wie n Kloß in der Kehle, weil sie auch einen ihrer Leute in Russland haben. Der Maria Schütz ihr Bruder, wissen Sie, der früher Chauffeur war, dem sind doch letzten Winter vor Moskau beide Füße erfroren und mussten dann amputiert werden, der geht jetzt an Krücken schade um so nen kräftigen Mann! Was meinen Sie, Frau Brackebusch? Die Winterausrüstung sei diesmal besser? Mein Gott, sind Sie aber gebildet, Frau Brackebusch, so von wegen der umwendbaren Schneejacken unsrer Männer an der Ostfront das ist ja, was mich so in Rage bringt, wie ich heute von den fünfunddreißig Grad unter Null höre und diese zweifarbigen, umdrehbaren Schneejacken, die werden doch grade in unsrer Bude zugeschnitten und genäht, das Material hab ich täglich zwischen den Fingern! Wissen Sie, wie unsre Mädels das nennen? Baumwollfähnchen, da ist bloß Baumwolle und Kunstfaser dran, da fegt so ein Ostwind durch wie mit Messern!