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Faust gegen Faust von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
19.09.2024
ISBN:
978-3-68912-243-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 20 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Seelenleben, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Armengruppen, Armut, Bauernaufstand, Bauernleben, Klassenkampf, Kollektivwirtschaft, Kolchos, Kommunismus, Kulaken, Landreform, Landwirtschaft, Revolution, Rote Armee, Solidarität, Sowjetunion, Traktor, Transformation, Überlebenskampf, Umbruch, Widerstand, Zaristisches Russland
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Im Mai 1922 kam ich nach dem Dienst in der Roten Armee zurück in unser Dorf. Dort regierten wieder die Kulaken. Die Weißen hatten nur den Armbauern die Pferde genommen, die Kulaken hatten noch die ihren. Jetzt sagte der Kulak: Gib uns dein Land und deine drei Söhne, dafür bearbeiten wir dir mit unseren Pferden ein bis zwei Hektar. Das war eine neue und feine Taktik. Für uns Armbauern war es zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Wieder musste ich zu den Kulaken als Knecht; sie selbst arbeiteten nicht.

Damals wurde ich oft ungeduldig. Wie Nebel zog es durch meinen Kopf. Eins war mir klar, dass das Pferd im Dorf zugleich ein Produktionsmittel ist und ein Ausbeutungsmittel, ein Machtmittel. Ich ging hinter dem Pflug der Kulaken und zerquälte meinen Kopf, wie das zu ändern sei. Langsam ging das, Genosse, sehr langsam; aber es ging. Von 1924 bis 1927 diente ich im Dorfrat als Tagwächter. Da begann ich die Dorfarmen zu organisieren, langsam ging das, sehr langsam. Ich kam mit sehr vielen Armbauern zusammen. 1927 gründeten wir die erste Genossenschaft für Bodenbearbeitung aus dreizehn Familien der Dorfarmut. Keiner hatte damals ein Stück Vieh, wir hatten selbst nur noch Lumpen am Leib. Die Sowjetregierung gab unsrer organisierten Gruppe Land neben dem Dorf und Kredite; wir kauften einen Traktor, zehn Paar Ochsen und zehn Pferde. So bestellten wir im Frühjahr 1927 das Land. Wir arbeiteten wie die Gäule; wir wussten, die Kulaken beobachteten uns mit Hohn und Unglauben, die Armbauern mit dumpfem Zweifel. Wir hatten gleich bei der ersten Ernte Erfolg. Ich bekam für mich und meine Frau fünf Zentner Roggen, fünf Zentner Weizen, Kartoffeln und Sonnenblumenöl, mehr, als wir je geträumt hatten.

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