Nee, Vater, ich war heute nicht zum Besuchstag im Lazarett bei meinen Kameraden. Es ist mir gar nicht recht zumute danach. Warum? Da lies mal den Brief, den ich heute von meinem Freund aus meiner alten Kompanie, dem Paul Schneidewind, bekam. Besser du liest ihn nicht, Vater, nee, gib ihn wieder her!
Jaja, mit dem Paul war ich fast ein ganzes Jahr im Osten, da in der Knochenmühle, ein fixer Kerl war der Paul und immer auf Draht. Aber jetzt schreibt er mir, als sei ihm da vorn der Humor vergangen, muss ja auch immer weniger ein Spaß da sein. Als ich vor Woronesh im Juli meinen Brustschuss bekam, da war unsere Kompanie noch so achtzig Mann stark, dann hätten sie noch mal vierzig Mann Ersatz bekommen, allerdings so das Letzte vom Letzten, wie er schreibt, die fünfundvierzigjährigen Papas von den Baukompanien und dem Eisenbahnschutzkommando, dann die Garnisondienstfähigen, halb Geheilten aus den Lazaretten, alles, was man in Eile zusammenkratzen konnte, und dann sei es Tag für Tag im Gefecht losgegangen, bis Anfang September der Russe vor Stalingrad mächtig bremste.