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Der Koffer aus Indochina von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-146-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 10 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Tod, Trauer, Verlust, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Abenteuer, Bürokratie, Erinnerungen, Fremdenlegion, Frankreich, Heimkehr, Hoffnung, Indochina, Kampfgeist, Koffer, Krieg, Mutterliebe, Tragik, Unermüdlich, Ungewissheit, Vergangenheit, Verlust, Verwechslung, Verzweiflung
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Und nun war ihr eigener Junge als Fremdenlegionär in Marseille gestorben und hatte ihr nichts hinterlassen als den Koffer. Darin mussten noch seine Sachen sein, seine Uniform, Briefe, ein Bild oder ein Andenken für sie sein. Deshalb setzte die alte Frau Himmel und Hölle in Bewegung, wenigstens den Koffer zu retten. Da wechselte das Konsulat seinen Standort. Man musste die ganze Sache von vorne beginnen. Mutter Mariechen war wie eine Besessene. Sie schimpfte, sie drohte, sie brachte ihre letzten Ersparnisse dem Rechtsanwalt, sie fuhr selbst zum Generalkonsulat. Sie fuhr nach Marseille. Dort hörte sie, dass man diesen Koffer aus Indochina vor einer Woche an ihre rheinische Adresse abgeschickt hatte.

Es stimmte.

Denn als Mutter Mariechen wieder zu Hause ankam, stand der lang ersehnte Koffer in ihrem kleinen Wohnzimmer, das von dem schon sommerlichen Laub der alten Linden beschattet wurde. Es war ein kleiner Tropenkoffer aus Aluminium, mit Stricken verschnürt, da man offenbar das Schloss erbrochen hatte. Auf dem Koffer aber klebten viele Zettel mit fremden Schriftzeichen, die man kaum entziffern konnte. Mutter Mariechen stand lange vor der mattglänzenden Aluminiumkiste, ohne sich zu rühren. Also das war von ihrem Jungen übrig geblieben, seit er das letzte Mal vor sechs Jahren auf Urlaub gewesen und zu seinem Truppenteil an den „Atlantikwall“ musste. Und dann hatte er ihr aus Indochina geschrieben, fast immer die gleichen Sätze: „Es geht mir soweit gut. Wir hatten wieder einmal Kämpfe. Aber jede Kugel trifft ja nicht. Auf frohes Wiedersehen in der Heimat!“

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