MINISTER: Wahr ists, was Ihre Majestät soeben hier bemerkt, doch ebenfalls nicht weit der Wahrheit ich erkühne mich, es auszusprechen sind die Klagen Eurer Bauern.
KÖNIGIN: Herr Minister, und wenn sie Wahrheit wären tausendmal, diese Klagen, seit wann denn stürmen wildgewordene Bauern wie Bettler und Banditen in des Königs Schloss?
MINISTER: Mit gebührendem Respekt, Eure Majestät! Das beweist bloß den Grad der Verzweiflung
KÖNIGIN: Den man zu dämpfen hat
MINISTER: Doch besser als mit Waffen, mit Versprechungen in dieser Zeit; sie sind wie eine Binde dem scheugewordenen Stier. Man kann ihn führen dann, wohin man will. Zudem, welch Urteil Ihr auch fällt gegen den Kommandor, wer hat es auszuführen in dem Dorf? Der Kommandor!
KÖNIG: Richtig, Senor! Wir werden heute noch dem Kommandor unseren Befehl erteilen, dass er alle Schuldigen ergreife und bestrafe, doch so, dass niemals wieder mit solch törichtem Geheul der Bauer die Stufen unseres Thrones befleckt.
Der Wäscheplatz am Fluss bei der Schafsquelle. LAURENCIA und FRONDOSO
LAURENCIA: Frondoso?
FRONDOSO (lasst sie): Jawohl, ich!
LAURENCIA (befreit sich): Bist du wahnsinnig, Frondoso, hierherzukommen, da der Kommandor alle Häscher auf deine Spur gesetzt? Hab doch Vernunft, Frondoso!
FRONDOSO: Gut, aber auch du sollst Vernunft zeigen; wie lange soll ich denn aushalten, ohne dich zu sehen! Was ist Furcht? Ein Steinchen vor der Lawine Liebe. Der Kommandor? Er ist schon längst im Feldzug; soll ihn das Schwert der Feinde fressen, diesen Blutsauger!
LAURENCIA (hält ihm den Mund zu): Fluch ihm nicht, Frondoso! Die Verfluchten flieht der Tod, sie leben doppelt.
FRONDOSO: Auch gut, soll er noch tausend Jahre leben, aber dann weit von hier, unter der Erde, im Kerker, im Turm, in Ketten! Genug von ihm! Sprechen wir von uns! Du hast meine Liebe gesehn, vor wenigen Tagen hier an dieser Stelle, als ich dem Kommandor die Armbrust nahm. Ich bin bereit, für dich zu sterben, Laurencia. Du sollst jetzt sagen, ob du bereit bist, mit mir zu leben?
LAURENCIA (nimmt fest seine Hand): Ich will, Frondoso, ich will, ich will. Da gibt es kein Geheimnis mehr.
FRONDOSO (reißt sie an sich): Kein Gott trennt uns jetzt mehr, kein Kommandor, niemand, niemand!
LAURENCIA: Niemand soll es, Frondoso! Doch damit das Band noch fester halte, gehen wir gleich zu meinem Vater. Ich selbst schwör es dir dass meine Liebe dich fester hält als Eisenketten. (umarmt ihn)
FRONDOSO: Wahrhaftig, deine Arme sind wie Eisenstricke!
LAURENCIA: Du bist gefangen jetzt in meiner Treue! (schaut nach rechts) Du, es kommen Leute, Alonso und mein Vater. Schnell, Frondoso, sprich mit ihm! (links ab)
FRONDOSO (aufatmend): Ja, solche Treue kann uns ewig binden oder töten! (reibt sich die Arme) Bärenkräfte hat sie!