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Lennox – ein Hund im Schatten des Krieges von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
22.10.2024
ISBN:
978-3-68912-335-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 36 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Abenteuer, Airedaleterrier, Erinnerung, Erster Weltkrieg, Freundschaft, Gefallene, Hundepflicht, Kameradschaft, Kaserne, Kriegserbe, Kriegserinnerungen, Kriegshunde, Liebe, Militär, Minenfeld, Nachkriegszeit, Nordafrika, Posttrauma, Tapferkeit, Tierliebe, Treue, Verlust
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„Es ist ein Kreuz mit Lennox; er kann nicht vergessen“, sagen die alten Sergeanten, da der dunkelgraue drahthaarige Airedaleterrier wieder einmal vor der schottischen Pionierkaserne erscheint. „Es ist doch längst Frieden. Wir müssen Lennox zu Mr. Fitzgerald bringen.“

„Well, bringen wir ihn; das gibt ein gutes Trinkgeld“, meint Sergeant Swallow.

„Zumal er ja doch zu uns zurückkommt“, schmunzelt Jacky Tush, der dicke Furier. „Weiß Gott, Lennox kann nicht vergessen.“

 

Damit hatte es nun eine solche Bewandtnis.

Lennox war, wie gesagt, ein kräftiger grauhaariger Airedaleterrier; er war als Polizeihund auf den Mann dressiert, ebenso mutig wie intelligent und gehorsam. Der Holzhändler Fitzgerald hatte ihn als Wachhund seines großen Holzlagers benutzt. Lennox gehörte nun nicht zu jenen Hunden, die nachts bei jedem Geräusch aus Angst oder Wichtigtuerei kläffen. Er verhielt sich vielmehr völlig still bei späten Straßengängern; er schlug auch nicht an, wenn ein Dieb begann, über die Mauer zu steigen; erst wenn der Einbrecher in seinem Bereich war, stellte er ihn genau nach Dressur und verbellte ihn.

Im Krieg hatte Fitzgerald den Hund dem in der Stadt gelegenen Pionierbataillon übergeben. Lennox kam in einen besonderen Lehrgang für Militärhunde. Und stark, mutig und intelligent, wie er war, wurde er als Meldehund zum Überbringen von Nachrichten ausgebildet, ferner als Transporthund zur Beförderung von Munition, Arznei, Wasser und Funkgerät. Bei der Belagerung von Tobruk in Nordafrika hatte man ihn sogar zum Legen von Telefonleitungen verwendet, indem man ihm eine Drahtrolle um den Leib wickelte, die sich beim Hinüberlaufen von einer Stellung zur andern abspulte. Auf seinem Nickelhalsband waren die Worte: Tobruk, Monte Cassino und Arnheim eingraviert. Lennox hatte an manchem Kampf teilgenommen.

Zwei tiefe Narben an seinem rechten Vorderlauf und sein hinkender Gang machten ihn eigentlich zum Invaliden. Aber er hatte sich an die Pioniere des I. Bataillons und an seinen Freund, den Sergeanten Bob Swallow, derart gewöhnt, dass es nicht möglich schien, ihn einfach zu pensionieren.

Es gab übrigens bei den Pionieren noch andere Hunde, mit denen Lennox Bekanntschaft gemacht hatte. Es befand sich dort eine glatthaarige, sehr elegante Hundedame, eine Dobermännin, mit Namen Dina. Sie galt als sehr vornehm, aber auch als sehr tapfer. Sie brachte große Mengen Verbandstoff und Medikamente zugleich mit Meldungen nach vorn. Sie war bei dem Minenlegerkommando; sie musste vor allem Nachtarbeit leisten.

Der struppige Lennox schien in die glatthaarige, rotbraune Dina direkt verschossen. Natürlich war er viel zu stolz, der schönen Dame seine Zuneigung zu zeigen. Einem Diensthund, der mit ernster operativer Arbeit betraut ist, steht das nicht an. Und Lennox zeichnete sich ja gerade dadurch aus, dass er außer seinem ebenso gefährlichen wie verantwortungsvollen Dienst nichts anderes kannte.

Deshalb schätzten ihn die Menschen so. Sie hatten ihm dafür das Nickelhalsband mit den Namen der Orte seiner Ruhmestaten umgelegt.

Lennox – ein Hund im Schatten des Krieges von Friedrich Wolf: TextAuszug