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Wie die Bienen die Mordwespen abschlugen. Eine stachlige Geschichte von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.11.2024
ISBN:
978-3-68912-371-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 32 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Humorvolle Geschichten
Kinder/Jugendliche: Natur- und Tiergeschichten, Kinder/Jugendliche: Kurzgeschichten
Abenteuer, Bedrohung, Bienen, Bienenarten, Bienenstock, Freiheit, Freundschaft, Gemeinschaft, Honigbienen, Insektenwelt, Mut, Mutige Helden, Natur, Naturkunde, Teamwork, Verteidigung, Wespen, Wildbienen, Wildnis, Zusammenhalt
6 - 9 Jahre
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Natürlich weiß jeder Leser dieser Geschichte, dass es in der großen Familie der Bienen zwei Hauptgattungen gibt – die „Beinsammler“ und die „Bauchsammler“. Ist es doch die wichtigste Arbeit der Biene, daheim ihre in die Tausende gehende Brut mit dem aufgesammelten Blütenstaub, der durch Zutat von Honig vervollständigt wird, und mit einem in ihrem Körper erzeugten Futterbrei zu versorgen. Den Honig saugt die Biene mit ihrer als Saugrüssel verlängerten Zunge oder Unterlippe aus den tiefen Blütenkelchen.

Nun begnügt sich aber die junge Bienenbrut nicht mit dem flüssigen Nektar des Honigs, sondern sie bedarf noch einer kräftigeren Zukost, eben jenes Blütenstaubes, den die Bienen von den Blumen sammeln, oft über weite Strecken zu ihrem Bau schleppen und dort wieder abstreifen. Hierzu brauchen die Bienen bestimmte Sammelvorrichtungen, die für die beiden Hauptgattungen sehr verschieden sind. Es gibt da – wie bereits erwähnt – die „Beinsammler“ und die „Bauchsammler“. Die Beinsammler haben die langen, oft lockenartigen Haare, an denen der Blütenstaub hängenbleibt, an ihren Hinterbeinen, die Bauchsammler dagegen an der hinteren Bauchfläche. Man wird zugeben, dass dies ein beachtlicher Unterschied ist, zumal, wenn man einmal eine Beinsammlerbiene oder eine Bauchsammlerin gleich nach dem Besuch der gelben Haselnusskätzchen oder Primelblüten beobachtet. Die Beinsammler verlassen dann ihr Blütenparadies mit dicken gelben „Höschen“ an den Schenkeln, die Bauchsammler mit einer Art „Röckchen“ am Hinterleib.

Nicht genug damit! Die Beinsammler gliedern sich noch je nach dem Spezialsitz ihrer Beinbehaarung an der Außenseite der Hinterschiene oder des Oberschenkels wieder in „Schienensammler“ oder „Schenkelsammler“.

 

Wir würden diese bekannten Tatsachen hier nicht nochmals erwähnen, wenn sie nicht besonders wichtig wären für unsere Geschichte.

Denn offenbar sind die einzelnen Bienengattungen und Arten sich ebenfalls dieser ihrer bedeutenden Merkmale bewusst, was – wie wir nachher sehen werden – weittragende Folgen hat. Hinzu kommt noch, dass in unserer Geschichte als Beinsammler die „Sandbienen" auf den Plan treten, die ihre Nester einfach röhrenartig im lockeren, sandigen Erdreich anlegen, während andrerseits als Vertreter der Bauchsammler die an Felswänden und Mauern bauenden „Mauerbienen“ erscheinen. Beide Gattungen leben als „wilde Bienen“. Sie lieben und verteidigen ihre Freiheit. Sie haben ihre Feinde und sind gezwungen, in Augenblicken plötzlicher Gefahr besondere Entschlüsse zu fassen, die ihren Gewohnheiten zuwiderlaufen.

Schließlich müssen wir ganz kurz noch unsre wohlbekannte „Honigbiene“ vorstellen, die zwar ähnlich den Schenkelsammlern an der Hinterseite ihrer Schenkel dichte Haarbüschel und „Körbchen“ zum Einsammeln des Blütenstaubs besitzt, aber im Gegensatz zu den wilden „Sand- und Mauerbienen“ in großer Staaten bildender Gemeinschaft – im Schwarm – auftritt.

Diese bekannten und gewöhnlichen Dinge gehören zu unserer ungewöhnlichen Geschichte.

Denn als an jenem Frühlingstag drei Sandbienen von der Kolonie Stachelbeersruh von den blühenden Beerensträuchern, den Haselnuss- und Weidenkätzchen den Pollenstaub an den langen Haarbüscheln ihrer Hinterschenkel gesammelt hatten und zu ihren in der lockeren Erde neben der Gartenmauer gelegenen Nestern zurückkehrten, da versperrten zehn große Mauerbienen ihnen den Weg und beschuldigten die Sandbienen, sie seien in den Mauerbienenbereich der Lindenallee und der ferneren Klee- und Lupinenfelder eingebrochen.

„Weshalb sollen wir nicht den Lindenblütenhonig sammeln dürfen?“, fragte Siggi, die kleine Sandbiene. „Es ist auch für euch noch genug da.“

Doch die Mauerbiene Pschit entgegnete: „Wir brauchen all diesen Honig für unsern Speichel und Mörtel; und basta!“

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