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Die letzte Probe. Ein Schauspiel von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
12.09.2024
ISBN:
978-3-68912-214-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 236 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Politik, Belletristik/Moderne Frauen
Historische Liebesromane, Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Antifaschismus, Aufopferung, Diva, Dramatik, Emigration, Epochenwechsel, Expressionismus, Faschismus, Flucht, Identitätskrise, Innere Zerrissenheit, Konflikt, Kunstfreiheit, Künstlerischer Druck, Künstlerkrise, Künstlerleben, Liebe, Liebe und Kunst, Liebesbeziehung, Loyalität, Moralischer Konflikt, Mut und Widerstand, Österreich, Wien, Persönliche Opfer, Persönlicher Kampf, Politische Bedrohung, Politische Repression, Premiere, Psychologisches Drama, Rolle der Kunst, Schauspielerin, Schicksal, Schriftsteller, Schweiz, Theater, Theaterstück, Verfolgung, Verrat, Wahrheitssuche, Zeitgeschichte
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Parkweg mit einer Bank. Später Abend, Sterne. Durch die Bäume schimmert der See. – TILLY und FASOLT kommen von rechts

 

TILLY: Sie können gewiss sein, Herr Fasolt, da mein Vater und ich sich für Sie bemühen, ist Ihr Engagement gesichert.

FASOLT: Heißen Dank, Fräulein Tilly, ewigen Dank!

TILLY: Wir Schauspieler müssen uns doch solidarisch fühlen, nicht wahr?

FASOLT: Das wäre zu wenig.

TILLY: Sondern?

FASOLT (stehenbleibend, mit Blick in die Nacht): Ich meine, wir Schauspieler sind eine besondere Gattung Mensch auf dieser Erde, wir sind Wesen einer andern Sphäre; wenn abends das Klingelzeichen ertönt und der Vorhang sich hebt, so beginnt die Magie der Bühne, auf der wir zu einem einzigen Geisteskörper verschmelzen ….

TILLY: Sie haben eine hohe Auffassung von unserm Beruf.

FASOLT (emphatisch): Hätte ich sonst, bloß weil ich meine Kunst dem Gummiknüppel der Nazis nicht unterordnen wollte, in Wien mein weiches Bett verlassen, um hier auf der harten Diele eines ärmlichen Hotels, nur mit meinem Mantel bedeckt, zu schlafen?

TILLY: O, Sie haben kein Bett?

FASOLT (groß): Für uns Soldaten des Rampenlichts rangiert das Bett erst in zweiter Linie!

TILLY: Aber Sie haben doch – verzeihen Sie – genug Nahrung?

FASOLT (spartanisch): Schweigen wir davon! Unsereinem ist eine Rinde trockenen Brotes oder ein Teller Kartoffeln mit Salz ein Hochzeitsschmaus!

TILLY: Aber da muss man doch helfen!

FASOLT: Kein Wort mehr davon! Wir fühlen uns dabei so wohl wie der Zeisig in seinem Nest … wenn auch die kraftlosen Knie uns oft kaum bis zur Registratur des Polizeiamtes tragen.

TILLY (vor der Bank): O Gott, setzen wir uns!

FASOLT (mit ihr niedersitzend): Deshalb ist die Welt doch zauberhaft schön, geradezu kostenlos schön! Schauen Sie nur den Mondglanz über dem See, Fräulein Tilly, zwischen dem silbernen Haar der Weiden, was braucht man mehr? Und wenn mein Magen auch knurrt wie ein böser Hund, so befehle ich bloß: Kusch, du Hund! Bei Fuß, Nero!

TILLY (erregt): Nein, kommen Sie! Lassen Sie uns in ein Restaurant gehen, Herr Fasolt, Sie sind mein Gast!

FASOLT (sie haltend): Bleiben Sie, Tilly, ich schwöre Ihnen, kein Wort mehr hiervon, kein Wort!

TILLY: Aber Ihr Kamerad, Herr Bruck – sagen Sie mir, lieber Fasolt, besteht zwischen ihm und Frau Sommer nicht eine Art freundschaftliches Verhältnis?

FASOLT: gewiss.

TILLY: Und hilft ihm da Frau Sommer nicht?

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