Wir hatten einen alten Stadtpolizisten mit Namen Brühl, einen Veteranen von 1870/71; er ging stets schwer bewaffnet mit Säbel und Revolver über die Straße, trug an Sonntagen auf der Brust einen ganzen Klempnerladen von Medaillen und in der Hintertasche seines Waffenrockes immer eine Tüte mit Teigknüttelchen. Das sind Abfälle von Hefeteig, die ein bestimmter Bäcker unserer Stadt für zwei Pfennig die Tüte verkaufte. Brühl, obwohl schwer bewaffnet, hatte die Gicht; er war nicht in der Lage, eine Horde fünfjähriger Buben, die mitten auf dem Trottoir Schlittschuh liefen oder bei ihren Straßenschlachten zufällig ein Fenster eingeworfen hatten, zu fangen. Ganz unsicher wurde er, wenn diese Fünfjährigen wie junge bissige Hunde dicht an ihn heransprangen und ihn verhöhnten.
War es letzte Lebensweisheit oder furchtbarste Tücke in solchen Fällen ließ er mit einem heimlichen Griff in die hintere Rocktasche die Tüte mit den Teigknüttelchen fallen. Sofort gaben wir Meute Brühl frei und balgten um die Mehlkugeln.