»Was geht hier vor?«, fragte im selben Moment der König. Grauhaarig und alt, kam er an der Spitze seines Gefolges aus dem Palast gestapft.
Bei seinem Anblick erstarrten Diener und Bittsteller.
»Was war das eben für ein Gerede?« Die Stimme klang drohend.
Da trat Malam einen Schritt vor.
»Majestät«, sagte er und wies auf jenen Diener, »er hat den Esel, unseren grauohrigen Liebling, gelobt.«
»So? Gelobt?«
»Ja, Majestät. Unser geliebtes Grauohr sei schlau, ein kluges Tier.«
»Na und? Stimmt das etwa nicht?«
»Nein, Majestät.«
»Was?« Der König schnappte nach Luft. Ihm widersprechen - das hatte noch niemand gewagt.
»Es stimmt nicht«, erklärte Malam, »weil unser Grauohr nämlich nicht einfach schlau ist, nicht bloß ein kluges Tier, sondern klüger als alle Tiere.«
»Ach!« Jetzt war der König verblüfft. »Und wieso klüger?«, erkundigte er sich lauernd.
»Weil unser Grauohr wie ein Mensch lesen und schreiben lernen kann«, sagte Malam.
Diesmal klappte dem König der Mund auf. Auch die anderen guckten, als hätten sie nicht recht gehört. Der Esel wackelte mit dem Kopf und schrie: »I-A!» Da besann sich der König.
»Also lesen und schreiben lernen ... Und wer solls ihm beibringen?«
»Ich, Majestät.«
»Du?«
»Ja, Majestät. Wenn ich ausreichend Zeit hätte und etwas Lohn bekäme, genug, die Meinen und mich zu kleiden und zu ernähren ...«
»Kein Problem«, fiel ihm der König ins Wort. »Geld für Kost und Kleidung wirst du bekommen. Hauptsache, mein Liebling lernt lesen und schreiben.«
Er winkte einem aus dem Gefolge, diktierte einen Vertrag, handelte mit Malam eine Lehrzeit von dreißig Jahren aus und drückte seinen Daumen unter das Schriftstück.
»Ihr alle seid Zeugen«, verkündete er. »In dreißig Jahren kann mein Liebling lesen und schreiben. Wenn nicht, wird Malam, der Lehrer, geköpft.«
»O Gott!», entfuhr es Fatu, der Frau, als Malam ihr von der Abmachung erzählte. »Einen Esel lesen und schreiben lehren - das ist unmöglich! Du bist des Todes!«
»Keine Angst«, erwiderte Malam. »In dreißig Jahren ist mein Schüler, der Esel, gestorben, und auch der König, der andere Esel, lebt dann nicht mehr.«
Sagte es und sah dem Unterricht gelassen entgegen.