DDR-Autoren
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Frauen ohne Männer, Zeichenunterricht als Schneiderlohn und wo ist die „Astronautic“? - Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote für nur jeweils 99 Cents

(Pinnow 19.01. 2018) Was kann man mit einer offenen Rechnung machen? Mit einer offenen Schneiderrechnung? Man kann sie einfach mit Geld bezahlen. Oder wenn das nicht geht, dann mit einer Gegenleistung. Zum Beispiel mit Zeichenunterricht, was mitunter ein großer Glücksfall für denjenigen sein kann, der diesen Unterricht bekommt. Näheres dazu findet sich in dem historischen Roman „Wo die Götter wohnen“ von Joachim Lindner – einer von sechs Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 19.01.18 – Freitag, 26.01.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Außerdem gibt es diese Woche noch eine Neuerung: Erstmals sind zwei E-Books für eine Woche zum Superpreis von nur 99 Cents zu haben. Aber dazu mehr am Ende dieser Ausgabe …

 

Auch in den anderen fünf aktuellen Angeboten der regulären Deals der Woche geht es viermal um Zurückliegendes und einmal um Zukünftiges. Um Letzteres kümmerte sich Carlos Rasch, einer der profiliertesten SF-Autoren der DDR. Besonders spannend ist dabei, dass diese Sicht auf die Zukunft auch schon wieder eine ganze Weile zurückliegt. Denn das E-Book „Der Untergang der Astronautic“ greift auf den Originaltext von 1963 zurück.

 

Jürgen Leskien war wieder einmal in Afrika. Steffen Mohr lässt Hauptmann Merks sich an seine Zeit als DDR-Kriminalist erinnern und Liselotte Pottetz gedenkt in einem bewegenden Buch der Millionen Oper des zweiten Weltkrieges, vor allem der namenlosen Opfer.

 

Und dann ist da noch ein gewisser Karnel, Robert Karnel …

 

Erstmals 1971 erschien im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig der Roman „Wind im Gesicht“ von Heinz Kruschel: Der Autor Heinz Kruschel, bekanntgeworden durch Romane und Erzählungen, erzählt in diesem Roman die Geschichte des Biologen Robert Karnel, der seine eigene Dissertation verwirft, weil er einem außerordentlich interessanten und volkswirtschaftlich wichtigen mikrobiologischen Problem auf die Spur gekommen ist und es lösen helfen möchte. Gleichzeitig hat Karnel Studenten zu erziehen, Biologie-Lehrer von morgen; auch dies versucht er auf neue Weise, er kämpft an gegen den toten Wissensballast einer bloß beschreibenden Wissenschaft; er sucht der Hochschulreform an seinem Institut schneller zum Durchbruch zu verhelfen. Gelegentlich erweist er sich dabei als Einzelgänger wider Willen, gelegentlich aber verbauen er und seine Freundin Jane sich auch selbst den Weg zu neuen Formen kollektiver Arbeit, die sie ja eigentlich anstreben. Es gelingt dem Autor, mit diesem Roman aus dem Milieu junger sozialistischer Wissenschaftler in einer spannenden Handlung Probleme jener Zeit zu gestalten. Immer geht es dabei um die Probleme und Konflikte von Menschen und um ihre Lösung. Das lesenswerte Buch beginnt allerdings mit einem toten Tier, einem toten Versuchstier:

 

„Erster Teil

1.

Der Alte hatte die Ratte abgetötet. Er saß breitbeinig auf dem Holzstuhl am Tisch, sein Bauch ruhte auf den Oberschenkeln. Er schnaufte und dachte: Wenn Karnel nicht bald kommt, fängt sie an zu stinken, draußen haben wir an die dreißig Grad, wir können froh sein, dass die Mauern hier so dick sind, stabil haben die Mönche gebaut, das muss man ihnen lassen. Kommen könnte Karnel bald, da sitzt er nun die ganze Ferienzeit über am Institut, verheiratet müsste der sein, aber da könnte einem ja die Familie leid tun, der wäre ja doch nur mit seiner Biologie verheiratet ...

 

Von seinem Platz aus konnte er beobachten, wie Robert Karnel aus dem löwenbewachten Portal des Hauptgebäudes trat, auf der Treppe stehen blieb und in den Himmel blinzelte, als wäre er überrascht, dass er so hoch war und so sonnig. Als Karnel über seinen widerspenstigen Haarschopf strich, lachte Engalke auf. Er erinnerte sich, dass Karnel einmal Pomade in sein Haar geschmiert hatte, weil ihm der Direktor in einer Feierstunde eine Auszeichnung geben wollte. Die Studenten hatten gefeixt, als sie Karnel erkannten, so fremd, so unnatürlich fremd wirkte der auf der Bühne mit dem angeklatschten, glatten Haar - wie ein Friseurkopf aus dem Werbefernsehen. Seitdem hatte Karnel nie wieder den Versuch unternommen, seine Haare zu bändigen; es war, als fielen sie in alle Richtungen, auch in die Stirn. Aber das passt zu ihm, dachte Engalke vergnügt, ein Brausekopf ist er. Karnel kam über den Hof. Man merkte seinem wiegenden Gang die Prothese nicht an. Sie werden ihn ja wohl befördern, dachte der Alte, er wird zum Lehrstuhlleiter gemacht, es gibt keinen besseren Mann dafür ...

 

„Hast du das Tier geschafft?“, fragte Karnel, als er in das Zimmer trat. „Du siehst so erschöpft aus, hat sie sich gewehrt?“ Engalke winkte ab und wies auf den Seziertisch. „Ich kann mir Schöneres denken“, meinte er, „als in den Ferien trächtige Ratten zu sezieren.“ „Ich auch. Aber ich brauche den gefärbten Schnitt durch den Embryo ...“ Engalke schüttelte seine weißen Loden. „Können das die Laboranten nicht besser?“ „Du traust mir nicht mal das zu, Fritze? Natürlich können es die Laboranten besser, aber sie sind nicht da, verstehst du, Ferienzeit. Die Fernstudenten sind nun auch weg, da habe ich Lust, ein bisschen Handwerk zu treiben, außerdem brauche ich ein paar frische Schnitte für die neuen Seminare.“ Er trat an den Tisch, auf dem das Tier lag, und öffnete geschickt mit Skalpell und Schere die Leibeshöhle und legte die Embryonen mit dem Uterus frei.

 

Engalke knöpfte sich den Hosenbund über dem Bauch zu und sagte: „Hörst du, da fährt ein Dampfer.“ „Die fahren doch immer in der Hochsaison, ins Grüne nach Hohenwarthe zum Bockwurstessen ...“ „Und du?“ „Was, ich?“ „Ich meine, fährst du nicht? Nicht mal an die Ostsee?“ Karnel injizierte die Embryonen mit einer Tempospritze, damit die feinen Gewebe nicht durch Autolyse zerstört werden konnten, und legte sie vorsichtig in Boinsches Gemisch aus Pikrinsäure, Formal und Eisessig. Dann wusch er sich sorgfältig die Hände, Engalke reichte ihm das Handtuch.

 

„Ich habe drei Wochen lang täglich fünf Lehrveranstaltungen mit Fernstudenten gehabt“, sagte Karnel, „wie hätte ich da an die See fahren können? Und jetzt, wo alle Räume leer sind, fehlt mir etwas, ich fühle mich plötzlich nicht mehr beschäftigt genug.“ „Dann fahre doch noch ein paar Tage.“ Karnel antwortete nicht, das einzige Geräusch im Zimmer war das Tropfen des Wasserhahns, eintöniges Klick-klack-klick. Der Alte ging zum Fenster und öffnete es weit. Alles war nah: die Rufe der Möwen über dem trägen, breiten Fluss, das gemütliche Tuten der Dampfer, das aufgeregte Bimmeln einer Straßenbahn. Engalke setzte sich wieder, nahm aus der Schachtel eine Zigarette, rieb das Streichholz an und blickte über das Flämmchen hinweg nachdenklich auf Karnel. „Wirst du dieses Jahr noch deinen Doktor haben?“, fragte er. „Doktor Robert Karnel, das klingt, was?“ Er lachte. „Nein“, sagte Karnel und lächelte, „ich habe die Dissertationsschrift zurückgezogen, ich muss noch einmal anfangen ...“

 

Eine ganz andere Sicht auf die DDR, zum einen 17 Jahre später und zum anderen von einem anderen Kontinent aus, zeigte Jürgen Leskien in seinem erstmals 1988 im Verlag Neues Leben Berlin veröffentlichten Buch „Shilumbu. Was will er in Afrika“: Wieder war Jürgen Leskien in Afrika, wieder in Angola. Diesmal sieben Autostunden von der Hauptstadt Luanda entfernt im SWAPO-Camp, dem „Namibia Health and Education Center“. Dort lebt er unter vielen Frauen, der „Shilumbu“, der weißhäutige Mann. Was will er in Afrika? Der Autor berichtet in seiner aus vielfältigem Material komponierten Collage auch über die Schwierigkeit der Frauen dort, ohne Männer leben zu müssen und doch diese Sehnsucht nach Zweisamkeit zu haben. Alle versichern ihm, dass der Begriff „Shilumbu“ kein Schimpfwort sei. Aber das änderte nichts. Tauchte er in einem Winkel des Camps auf, in dem man ihn nicht kannte, erwiderten die Erwachsenen seinen Gruß, ihn neugierig anschauend, mit Zurückhaltung, aber keineswegs unfreundlich. Die Kinder indes, die kleinen vor allem, schrien es heraus, angstvoll mit schreckensweiten Augen. Noch mehr schmerzten ihn aber die Bemerkungen und die Verachtung der Halbwüchsigen. Was will er in Afrika, Shilumbu? Aber ehe wir Antworten auf diese Frage finden, sehen wir uns erst einmal im TRANSIT-CAMP am Rande der angolanischen Hauptstadt Luanda um:

 

„Letztmögliche Zuflucht für den einen, schon Zwischenstation für den anderen. Wer direkt aus der Heimat kam, sich in den für eine Flucht viel zu kurzen Nächten durch das Kaokoveld geschleppt hatte, wer den Cunene erreichte und übersetzen konnte, wer über das Mondgebirge in die freie Stadt Lubango gelangte, der war auch bald hier, im Camp Viana, am Rande Luandas. Die Zelte, ohne sichtbare Ordnung aufgestellt zwischen den Mangobäumen einer Fazienda, verhießen Ende und verhießen Neubeginn. Leben ohne Angst vor allem.

 

Mancher kam allein, obwohl sie zu dritt aufgebrochen waren, dann bestimmte Trauer die ersten Tage im Camp, und ein Gefühl von Schuld kam auf. Oft fanden sich hier Familien, endlich nach Jahren der Trennung. Wiedersehensfreude, die alle einschloss, Wehklagen auch um den, der nun für immer fortblieb. Und dann tiefer Schlaf, der von allen hier durchlebte ohnmachtsähnliche Schlaf nach der Flucht. Einen Tag, eine Nacht und noch einen Tag. Erwachen zur Unzeit, weil aufgeschreckt vom Lärm eines Autos. Das beruhigende Wort des unbekannten Pritschennachbarn.

 

Ungelenke Schritte aus dem Zelt ins Freie, wie nach einer langen, schweren Krankheit. Die niedrigen Feuer vor den Zelten, das morgendliche Flüstern der Frauen. Wieder seien fünf angekommen, hörte man. Über Botsuana, Sambia, London, Paris hierher. Der freudige Aufschrei, da einer den Totgeglaubten wiederfand, die Betroffenheit, wenn sich die schlimme Ahnung bestätigte. Lebensäußerungen, die sich, variiert, täglich wiederholten. Die erste, mit Genuss verzehrte warme Mahlzeit. Essen ohne Gier, Gindungo herausschmeckend und das Pfefferkorn. Nachsalzen möglich, wo hatte man das je erlebt!

 

Und plötzlich wieder dieses verhasste Wort - Abschied. Der Truck wartet bereits. Abfahrt ins große Camp, ins Camp Kwanza-Sul. Über vierzigtausend leben bereits dort, hatte man erfahren. Vierzigtausend Menschen. Ist das viel, ist das wenig? Vier Menschen gehören zu einer kleinen Familie. Vierzig Menschen sich vorzustellen ist einfach, dreiundvierzig waren bei der Hochzeit der ältesten Tochter zu Gast. Vierhundert leben im Nachbardorf am Fluss. Das war noch gut in Erinnerung. Aber vierzigtausend! Der einzelne ist dann der vierzigtausendste Teil eines Ganzen! Wird er nicht verloren gehen, wird man ihn überhaupt in seiner Winzigkeit als einzelnen erkennen?

 

Und neben dem hoch beladenen Truck der Bus, der zum Flugplatz fährt. In ihm und um ihn die anderen, die auf Zwischenstation, jene, die eben aus den Bergen kamen. Gesund und selbstbewusst, ein wenig Melancholie in der Stimme. Die Schwüre, einander nicht zu vergessen, auch wenn man im fernen Europa studiert ... In den Gesichtern noch Spuren einer letzten, hastigen Umarmung, irgendwo hinter einem der Zelte, auf irgendeiner Lastwagenplane. Angst, sich zu verlieren, nun für immer vielleicht, da sie nach Berlin fliegt, um Krankenschwester zu werden, und er zur Elektrikerausbildung auf die Bahamas.

 

Im Schweiß schon hocke ich im spärlichen Schatten eines Mango. Längst habe ich es aufgegeben, dem Staub zu entweichen, den ein träger Morgenwind über den festgetretenen Boden wälzte. Beim Nahen der Sandfahne schloss ich die Augen, ich spürte ihn zwischen den Zähnen, den feinen Abrieb, der entsteht, wenn Füße und Erde einander berühren. Mein Kontakt mit der Wahlheimat war inniglich. Ich lauschte, versuchte, dem Stimmengewirr zu entnehmen, was unserer Abfahrt im Wege stand. Der auf- und abschwellende Strom aus Oshivambo und Afrikaans, aus Herero und Damara verriet mir, dem Neuling, nichts. Selten nur ein Brocken Englisch. Herbeigewünscht, aber nicht zu vernehmen, das Portugiesisch. Ich tastete nach der Tasche mit den Projektunterlagen. Warum hatte es niemand eilig? Häuser sollten gebaut werden für Kinder, Termin des Baubeginns: der gestrige Tag ...

 

Der Singsang der Wartenden hüllte mich ein, trug mich davon. „Comrade!“ Ich schreckte auf. Vor mir kauerte eine junge Frau, sie bot mir in einem verbeulten Blechnapf Wasser an. Neugier sah ich in ihrem Blick. Der Anflug eines Lächelns löste sich auf, als ich sie länger, als es Takt gebot, anschaute. Unterhalb der Augen zierten winzige Narben ihr Gesicht, Schmucknarben. Ich unterdrückte die Regung, die Zeichnung mit den Fingerspitzen zu berühren, nahm ihr hastig das Gefäß aus den Händen. Ein Schwapp Wasser benetzte unsere Arme, die junge Frau fuhr zusammen. Ein unwilliger Zug machte sich in ihrem Gesicht breit.

 

Ich trank in vollen Zügen, augenblicklich brach mir der Schweiß aus. Über den Rand des Blechnapfes sah ich erwartungsvolle Blicke auf mich gerichtet. Der Konvoi hatte sich formiert. Als ich den Napf absetzte, fuhr der erste Wagen an. Ein Zehntonner, bepackt mit Maismehlsäcken, auf denen Soldaten mit geschulterten Panzerbüchsen hockten.“

 

Von Afrika zurück nach Europa, nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin und aus dem 20. Jahrhundert in das 18. Jahrhundert, etwa um das Jahr 1776 oder 1777. Rund 200 Jahre später, 1974, erschien erstmals im Verlag der Nation Berlin der historische Roman „Wo die Götter wohnen. Johann Gottfried Schadows Weg zur Kunst“ von Joachim Lindner. Dem E-Book liegt die überarbeitete Neuauflage zugrunde, die 2008 im Berlin Story Verlag herauskam: Sein berühmtestes Werk krönt das Wahrzeichen Berlins, sein schönstes stellt einen Höhepunkt der europäischen Bildhauerei dar: Johann Gottfried Schadow, Schöpfer der Quadriga und der Prinzessinnengruppe. Dieser historische Roman schildert das Leben, die Persönlichkeit und Entwicklung des Hofbildhauers am Hofe Friedrichs II. und späteren Direktors der Kunstakademie. Eine biografische Erzählung, die alle Umstände beleuchtet, auch Zweifel, Hoffnungen, Zermürbung, Umwege und schließlich die Euphorie vor der Fertigstellung. Hier ein Ausschnitt, in dem Schadow auf Giovanni Battista Selvino (1744 bis 1789) trifft, einen italienischen Bildhauer aus dem Hofbildhaueratelier von Friedrich II., der Schadows Vater auf ungewöhnliche Weise eine unbezahlte Schneiderrechnung abzahlte – mit Zeichenunterricht für dessen Sohn:

 

„Fortunatus’ Wunschhütlein und Glückssäckel

Der mit Spree-, genauer mit Pankewasser getaufte Italiener - er wohnte in einem malerisch baufälligen Gartenhaus über den Pankewiesen - erwies sich wirklich als ein Glücksbringer für den mal- und zeichenwütigen Schneiderjungen. Nicht dass Selvino wie der Held des altdeutschen Volksbuches vom Fortunatus, an den Gottfried oftmals denken musste, ein nie leer werdendes Goldsäckel und ein Wunschhütlein besessen hätte - mit Speis und Trank war es bei dem leichtlebigen Schuldenmacher noch weit schlechter bestellt als bei den Schadows in der Heiligengeiststraße. Doch es herrschte eine durch nichts begründete, ansteckende Lebenslust in diesem vergnüglichen Finkennest. Noch im Alter erinnerte sich Schadow oft und gern daran. Er hat seinem ersten Lehrmeister, der anfangs nicht glauben wollte, dass der Junge noch keinen Zeichenunterricht erhalten hatte, stets ein ehrendes Andenken bewahrt und ihn als jungen, lebenslustigen Mann porträtiert, mit freundlichen, offenen Zügen, einer hohen, fliehenden Stirn, lang über die Schultern fallenden Haaren, die im Nacken mit einer Schleife festgebunden waren. Tanz, Spiel und Gesang, die guten Geister des Frohsinns, waren Dauergäste in dem Haus mit den bemalten Wänden.

 

Madame Selvino, dunkeläugig, schwarzhaarig, mit olivgetönter Haut, verfügte über einen geübten Sopran und schlug kunstgerecht die Harfe, während Giovanni Battista sie auf der Flöte zart begleitete. Richtig lustig aber wird es erst, wenn die Arbeitskameraden Selvinos aus der Königlichen Bildhauerwerkstatt, die „Compagnons“, Italiener und Franzosen, mit ihren Schönen, etlichen Bouteillen Wein und lautem Hallo sich im Gartenhaus einfinden. Dann entwickelt sich im Nu ein tänzerisches Arrangement, und wie ein gelernter Ballettmeister lässt sich der Hausherr in kunstreichen Figuren bewundern. Mitten durch das fröhliche Gedränge aber krabbeln wie Kobolde die Kleinen, die Bambinos, und zupfen an dem Schüler ihres Vaters herum. Aus seiner Zeichennische am Fenster betrachtet er mit runden Augen die bewegte Szenerie. Es sind allesamt gutmütige Gesellen, diese südländischen Künstler. Manch eine Hand fährt wohlwollend über das störrische Blondhaar des Jungen; sie sind höchst angetan von seinem Talent, das sie bei ihrem Compagnon Selvino in guten Händen wissen. Der Maestro Selvino nimmt es bei aller sonstigen Flatterhaftigkeit wirklich ernst mit seiner Unterweisung in der Zeichenkunst mit Blei, Tuschfeder und Pastell. Er weist den Anfänger mit pädagogischem Eifer auf das fesselnde Wechselspiel von Licht und Schatten, den Reiz der Valeurs, der Halbtöne, hin, er lehrt ihn das perspektivische Sehen, die diffizile Führung der Radiernadel. Er lockert die noch immer ein wenig schwere Hand des Anfängers, sodass sie bald sensibler wird. Die besten Arbeiten Gottfrieds verwahrt er in einer Mappe. Er ist geradezu stolz auf seinen Eleven und die Fortschritte, die der Junge unter seiner Leitung erzielt. „Vielleicht ist er ein kleines Genie“, so äußert er. Und er - wer sonst! - hat es in dem grauen Klosterviertel „entdeckt“.

 

Der Besucher, an den diese Bemerkung sich richtet, ist fast so etwas wie eine Respektsperson in der Königlichen Bildhauerwerkstatt, Monsieur Godecharle, ein Könner auf vielen Gebieten der bildenden Kunst, Bildhauer, Radierer und Maler. Er ist ein Vetter des Chefs Jean-Pierre-Antoine Tassaert und hat diesen als einer seiner engsten Mitarbeiter begleitet, als Friedrich II. den französierten Flamen mit seiner Familie und allen Gehilfen im Sommer 1775 von der Seine an die Spree verpflanzte. Lange und eingehend betrachtet Godecharle die Sammelmappe mit den Schaffensproben des jungen Schadow. „Interessant“, stellt er fest, „très intéressant!“ Er ist offensichtlich stark beeindruckt. Beim Abschied bemerkt er, man müsse ein übriges für den jungen Prussien tun. Er wird darüber mit seiner Verwandten, der Gemahlin Tassaerts, Marie-Edmé, sprechen, die als erfolgreiche Pastell- und Fächermalerin und mütterlicher Kunstmäzen ein besonderes Faible für junge Talente hat.“

 

Und jetzt wieder ein gewaltiger Zeitsprung: Von der Kunst zur Kriminalität und dem Kampf dagegen sowie aus dem 18. Jahrhundert wieder zurück in das 20. Jahrhunderts und die DDR-Zeit: Erstmals 1980 veröffentlichte Steffen Mohr im Verlag Neues Leben Berlin die Kriminalerzählungen „Die merkwürdigen Fälle des Hauptmann Merks“: Hauptmann Merks blickt auf eine 30-jährige Tätigkeit bei der Kriminalpolizei der DDR zurück. Er berichtet über seine spannenden Ermittlungen in Mordfällen, die ihm teilweise unter die Haut gehen. Da ist ein Gastwirtsehepaar, das die Nähe zur Grenze in den 1950er Jahren für Schiebergeschäfte nutzt und ermordet aufgefunden wird. Ein erfolgreicher Großbauer, der seinen Eintritt in die LPG erklärt hat, stirbt bei einem Autounfall, sein Bruder verbrennt in der Scheune. Im Zug trifft Merks Erpresser und Erpressten und stellt einen Mörder. Auf der Eisenbahnfahrt von Polen erzählt ein deutscher Lehrer über den tödlichen Unfall eines Kollegen und erweckt Merks‘ Misstrauen. Der Vater eines Apothekers und Schmetterlingsammlers stirbt bei einem epileptischen Anfall, doch seine kleine Enkelin weiß mehr. Junge Leute wollen aus dem von den Eltern vorgezeichneten Leben aus Ordnung und Pflichterfüllung ausbrechen und sind doch noch nicht stark genug, mit den Wechselfällen des Lebens klarzukommen. Sechs spannende Kriminalerzählungen aus der DDR über erdachte Fälle, die so oder ähnlich hätten stattfinden können. Gleich zu Beginn des Buches wie der Karriere von Hauptmann Merks wird es spannend, gruselig und grausam:

 

„Zu Anfang gleich ein Doppelmord

An manchen Tagen geht mir von frühmorgens an eine Melodie durch den Kopf, und an anderen Tagen wieder lässt mich die Erinnerung an ein weit zurückliegendes Erlebnis nicht los. Obwohl die Sache über Jahre, gar Jahrzehnte vergessen, im Alltag verschüttet und überdeckt gewesen war, taucht sie genau an diesem Tag mit so kräftigen und erstaunlich lebendigen Farben wieder aus der Vergangenheit hervor, dass ich mich unwillkürlich des genauen Datums vergewissere.

 

Früh um sieben in der Zinnastraße — gleich um die Ecke liegt meine Dienststelle, die Bezirksbehörde — begann es damit, dass ich aus Versehen in eine Schneepfütze trat. Der braune Matsch spritzte mir bis über den Sockenhalter; das wäre noch kein Grund zur Aufregung gewesen. Im Dienst ziehe ich sowieso meine Hauptmannsuniform an, und zur Not konnte ich eine Weile mit nur einer Socke hinter dem Schreibtisch sitzen bleiben. Was mich tatsächlich erschreckte, war der Umstand, dass mir mit einem Mal ein Bild aus der Vergangenheit vor Augen stand: mein erster Tatort, der Gasthof Waldidyll ...

 

... der Matsch vor der Tür. Ich war hineingestolpert. Hinter mir prustete jemand — war es der Major mit dem Hungergesicht? Ich verstand nicht, wie jemand an diesem Ort lachen konnte. Gleich darauf sah ich die Wirtsleute. Sie lagen im Hausflur. Dem alten Mann schien kurz vor seinem Tode ein unerhörter Witz erzählt worden zu sein. Sein Mund stand offen, als schüttele ihn ein Lachen. Und die Augäpfel hatte er nach oben gedreht, was das Amüsierte oder Verzückte seiner Züge noch unterstrich. Seine Glatze, blutüberströmt, glänzte im Licht der Flurlaterne. Ein paar Schritte von ihm entfernt die Frau. Die zog eine Miene, als sei ihr eine Gräte im Hals stecken geblieben. Es sah aus, als würde sie sich mit zusammengekniffenen Augen ganz darauf konzentrieren, den Fremdkörper wieder herauszubringen. Ich hätte vor Grauen aufschreien können ... Sie waren die ersten Opfer eines Mordes, die ich zu Gesicht bekam. Über achtundzwanzig Jahre ist das her.

 

Am Vormittag — ich hatte meine Socke wieder trocken — blickte ich aus dem Fenster und bemerkte die rote Sonnenscheibe. Kreisrund war sie, wie von einem Zirkel gezogen. Wir schrieben Dezember, und damals war Februar. Doch als ich in dem schwarzen BMW der Morduntersuchungskommission zurück zum Revier fuhr, hatte ich aus dem Autofenster heraus dieselbe Sonne gesehen. Die gleiche Farbe und Gestalt — wie die Sonne sie übrigens häufig annimmt an solchen trüben Wintertagen. Stunden später saß ich mit Oberleutnant Mai beim Mittagessen. Und der sonst recht schweigsame Mai wusste heute nichts Besseres, als von der kümmerlichen Ernährung nach dem Krieg zu reden. Er schwatzte von Roggenbrötchen und Rübensirup, lachte sogar darüber. Mir aber kam gleich wieder dieser Februar 1950 in den Sinn. Ich schob meinen Teller, auf dem noch das halbe Kotelett lag, zurück. „Machst du ’ne Schlankheitskur, Gustav?“, fragte Mai. Das war eine deutliche Anspielung auf das Fässchen, das ich mit mir herumtrage. Ich bin kein großer Esser, nein, keinesfalls. Aber wie viele Leute von kleiner Statur neige ich im Älterwerden nun mal zur Rundlichkeit. Was kann man dagegen machen? Ich sagte: „Jedenfalls bin ich in meinem Leben nicht so oft wie du Dienstwagen gefahren. Wart’s ab, du wirst eher fett als ich.“ Mai, der stolz darauf ist, noch ein Jahr bis zu den Fünfzig vor sich zu haben, während es bei mir schon ein Jährchen darüber ist, lachte gutmütig. Die Tatsache ist allen bekannt: Ich hasse nichts so sehr wie Autofahrten. Was ich mir, wenn es irgend geht, leiste, sind öffentliche Verkehrsmittel. Die Eisenbahn beispielsweise. Als Kind wollte ich Lokführer werden. Auch bin ich gern unter Leuten. Jetzt freilich, als Mai über meine Liebe zur Eisenbahn witzelte, erinnerte ich mich — zum wievielten Male eigentlich? — an den Vorgang Waldidyll ... Die alte Dampflok damals — war sie nicht viel ergiebiger als mancher Informationsspeicher, mancher Computer?

 

Und dann, nach Feierabend, kam es schließlich dazu, dass ich einem Fremden die ganze Geschichte von damals haarklein erzählen musste. Jedenfalls glaubte ich anfangs, dass ich meinen Zuhörer noch nie gesehen hatte ...“

 

Bleiben wir noch im 20. Jahrhundert und bei einem seiner schrecklichsten Geschehnisse, dem so viele Opfer fordernden Zweiten Weltkrieg. Erstmals 2004 veröffentlichte Liselotte Pottetz im Verlag Studio „mirwal ART“ Walbrzych ihr bewegendes Buch „Lasst uns ihrer gedenken! Schicksale von Opfern des Zweiten Weltkrieges in Briefen und Erinnerungen von Zeitzeugen“: Anliegen der Autorin ist es, den 55 Millionen Toten, vor allem der namenlosen Toten, ein ehrenvolles Andenken zu bewahren. Allein durch die Flucht und Vertreibung aus deutschstämmigen Gebieten verloren 14 Millionen ihre Heimat, mehr als zwei Millionen ihr Leben. Nach dem Erscheinen des Buches „Welcher Heimat gehört unser Herz?“ erzählten viele Leser der Autorin ihre persönlichen Schicksale, vertrauten ihr wertvolle historische Dokumente, Briefe Gefallener und Vermisster von der Front, Zeichnungen, Fotos, Bücher … an, die sie in ihrem zweiten Buch „Lasst uns ihrer gedenken!“ verarbeitete. Möge es dazu beitragen, dass nicht Hass- und Rachegefühle unser Denken bestimmen! Möge es ein kleiner Beitrag dazu sein, dass aus Tränen der Trauer durch unser gemeinsames Ringen für die Erhaltung des Friedens Freudentränen werden! Möge es Erinnerung und Mahnung sein! Ihre Arbeit an ihrem Buch begründete Liselotte Pottetz so:

 

„Meine Vision

Eigentlich könnte ich mich nach diesem Erfolg zurücklehnen, nach Lust und Laune den Tag gestalten und mich nicht stundenlang am Computer mit der neuen Technik herumplagen. Aber so bin ich nun mal. Ich trage mein Herz auf der Zunge und verrate Ihnen jetzt meine Vision. Unser historisches Mügeln könnte ein idyllisches Städtchen sein. Wenn, ja wenn ... es nicht im Dornröschenschlaf versinken würde und viele Gebäude nicht dem Verfall preisgegeben wären. Die Jugendlichen haben hier so gut wie keine Perspektive, gehen nach „drüben“, um eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz zu finden. „Wenn ich einmal reich wär', ...“, setzte ich mich dafür ein, dass aus dem im 12. Jahrhundert erbauten Schloss „Ruhethal“, dem ehemaligen Sitz der Meißener Bischöfe, das zu DDR-Zeiten die Lehrlinge des Volkseigenen Gutes beherbergte, ein Internat für ausländische Schüler und Studenten, welche ihre Deutschkenntnisse vervollkommnen wollen, errichtet würde. Die Intensivkurse für Deutsch könnten in der nur wenige Meter davon entfernten, aufs modernste renovierten Goetheschule stattfinden. An Räumlichkeiten und Lehrkräften mangelte es nicht.

 

Das Erlernen der deutschen Sprache könnte man mit dem Bekanntmachen der Geschichte Sachsens und dem Besuch der einmaligen Gedenkstätten verbinden. Exkursionen nach Dresden, Meißen, Leipzig, Oschatz, ... böten sich an. In ferner Zukunft ließe sich ein Reiterhof realisieren. Genug geträumt! Tatsache ist: Unsere jungen Menschen lieben ihre Heimat. Wie lange wird die Einwohnerzahl rückläufig sein?

 

Ich werde mich jetzt der Mühe unterziehen und das wertvolle historische Material aus dem 2.Weltkrieg (Dokumente, Briefe, Zeitzeugenberichte, Fotos, Zeichnungen ...), das mir die Leser meines Buches zur Verfügung gestellt haben, für Sie sammeln und aufschreiben. Wer aufmerksam liest, wird begreifen, dass auch Millionen Deutsche unschuldige Opfer des barbarischen Krieges wurden.

 

Die nachkommenden Generationen dürfen nicht ewig die Last eines „Tätervolkes“ tragen müssen. „Geschichte ist nicht das Geschehene, sondern das von dem Geschehenen Überlieferte.“ Von wem dieser Ausspruch stammt, wusste der ehemalige Pfarrer aus Breslau, Herr Lischke, jetzt wohnhaft in Zerbst, der mir als Leser meines Buches herzlich verbunden ist, nicht mehr. In ihm steckt viel Wahrheit. Herr Pfarrer Dr. A. H. schrieb in einem gut durchdachten, für mich erfreulichen Brief u.a.: „Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und finde es höchst beachtenswert, dass Sie dieses Thema öffentlich machen. Es gibt mittlerweile zwar reichlich wissenschaftliche Literatur über diese Ereignisse, aber für viele Menschen, die keine historischen Fachbücher lesen, ist eine solche Veröffentlichung wichtig ....

 

Beachtlich ist Ihr Versuch, einen Überblick über Vertriebenenschicksale aus ganz Osteuropa zu geben, auch wenn das in dieser Kürze etwas fragmentarisch bleibt .... Ich würde dem Buch wünschen, dass es von Schulkindern im Geschichtsunterricht gelesen wird - oder von Konfirmanden im Konfirmationsunterricht ...“ Verblüffend, wie haargenau Herr Dr. A. H. mein Anliegen durchschaut hat. Auch mein zweites Buch „Lasst uns ihrer gedenken!“, mit dem ich aus Anlass der 60. Wiederkehr des „Tages der Befreiung vom Hitlerfaschismus“ (8. Mai 2005) die 55 Millionen Toten ehren will, kann nur ein kleiner „fragmentarischer Versuch“ sein.

 

Wieder werde ich in keinen Archiven grasen oder historische Schriften wälzen. Winzige „teure“ Andenken, mal ein Foto, mal eine Zeichnung, mal ein Feldpostbrief ..., die den Angehörigen von ihren Lieben übrig geblieben sind, sollen uns einen Einblick geben, was Menschen, die ihr Leben in diesem schrecklichen Krieg opfern mussten, durchlebt, gedacht und gefühlt haben.“

 

Aus der Vergangenheit gleichsam zurück in die Zukunft. Zurück? Ja, denn es geht um eine utopische Erzählung, die bereits vor nunmehr fast sechs Jahrzehnten erschienen war: Erstmals 1963 veröffentlichte Carlos Rasch im Verlag Neues Leben Berlin und zwar als Heft 215 der Reihe „Das Neue Abenteuer“ die spannende Science-Fiction-Erzählung „Der Untergang der Astronautic“. Das E-Book bringt die ungekürzte Originalfassung: Die Besatzung der Astronautic hat ihre Mission am Rande des Sonnensystems beendet und freut sich darauf, endlich zur Erde zurückfliegen zu können. Da empfangen sie fremde Signale aus einem anderen Fixsternsystem. Sie ändern ihre Flugrichtung, um die Signale besser empfangen zu können. Die überschnellen Teile, mit denen die anderen senden, stört den Atomantrieb ihres Raumschiffes. Noch bevor sie den Antrieb reparieren können, kollidiert die Astronautic mit einem Meteoriten aus der Plutobahn. Über das weitere Schicksal der Astronautic kann man in dem Buch „Asteroidenjäger“ nachlesen. Und so begann damals Carlos Rasch seine utopische Erzählung:

 

„Der Untergang der „Astronautic“

Die „Astronautic“ meldete sich nicht mehr. Es hieß, sie sei bis zum Rand des Sonnensystems vorgedrungen. Ihr letzter Funkspruch stammte aus dem Jahre 2211. Eine Station auf dem Mars hatte ihn aufgefangen. Er enthielt nichts, was auf eine Katastrophe schließen ließ. Jetzt schrieb man das Jahr 2213. Für die Besatzung wäre es das Jahr der Rückkehr zur Erde gewesen. Aber die „Astronautic“ war ein Wrack.

 

Sie waren neun. Die Gurte fesselten sie an die Sessel. Ihre Köpfe lagen an den hohen Lehnen. In wenigen Augenblicken musste das Triebwerk zu arbeiten beginnen. Nor sah zu Imola hinüber. Ihre Augen waren weit geöffnet, und ihr Blick hing erwartungsvoll am großen Bildschirm. Dort schwand das schmale, unregelmäßige Band der Milchstraße, das ihnen seit fast zwei Jahren, seit dem Abflug von der Erde, unverrückbar entgegengeschimmert hatte. Die Sternenwelt war in Bewegung geraten. Immer neue gestochen scharfe Fünkchen zogen über den Bildschirm hinweg. Die „Astronautic“ wendete, drehte im Flug den Rumpf, flog rückwärts in die Weite hinaus. Sie hatten die Bahn des Pluto erreicht. So weit waren Menschen noch nie geflogen. Jetzt durften sie umkehren. Das Programm der wissenschaftlichen Messungen und Beobachtungen war erfüllt.

 

„Jetzt!“ „Sie scheint!“ „Da ist sie!“ Im Halbkreis der Sessel streckten sich die Köpfe vor. Nur Nor sah unverwandt zu Imola hinüber. Ihre Augen glänzten vor Freude, und ein froher Schein lag auf ihrem Gesicht. Sie wandte den Kopf und lächelte ihm zu. „Sieh auch hin“, bat sie. Nor seufzte. Mitten auf dem Bildschirm, der fast die ganze Stirnseite des Steuerraums einnahm, stand die Sonne. Ihre Scheibe war winzig klein, aber ihr Licht grellte weißlich-gelb.

 

Noch flog das Forschungsschiff mit dem Heck voran in die galaktische Ferne hinaus. Gleich würden sie alle vom Andruck der Abbremsung in die Sessel gepresst werden. Da ertönte auch schon das warnende Klingen des Pilotrons, des automatischen Astro-Piloten. Wenig später war das Atmen bereits schwer. Lasten lähmten die Arme. Die Zeit war zäher Brei ...

 

„Null“, sagte Haton, der Kommandant, mühsam. Der bremsende Strahl des Triebwerks hatte den Flug des Raumschiffes zum Stillstand gebracht. Sekunden nur hing es bewegungslos im Raum. Dann strebte es stetig, mit sanft anwachsender Geschwindigkeit wieder der Sonne zu. Der Druck, der auf allen lastete, schwand. Haton gab das Zeichen zum Verlassen der Plätze. Jeder warf noch einen letzten prüfenden Blick auf die Instrumente seines Pultbereichs. Dann sprangen die Schnellverschlüsse der Gurte knackend auf. Die Kosmonauten erhoben sich aus ihren Sesseln, und ihre Stimmen schwirrten durch den Steuerraum.

 

Nor blieb sitzen. Nachdenklich glitt sein Blick am großen Sichtschirm aufwärts und verweilte auf den blank glänzenden Buchstaben darüber, dem Namen des Raumschiffes. Die Stimmen knäulten sich in seinem Ohr, und er dachte: Ich freue mich mehr als ihr über unsere Umkehr: Imola — was wird uns beiden die Erde bringen? Beo übertönte mit dröhnendem Bass lachend alle Stimmen. Er reckte seine riesige, breitschultrige Gestalt, streckte die Arme nach beiden Seiten aus und umarmte zugleich Ohrid, die Ärztin, und Zepar, den Mathematiker. „Die Erde! Die Erde!“, rief er ein ums andere Mal. „Wem die Sonne winkt, geht die Erde nicht verloren“, zitierte er ein Kosmonauten-Sprichwort.

 

„Wir hätten schon zwei Monate früher umkehren können“, hörte Nor die hohe Stimme Hyads. Es war Hyad anzumerken, dass ihn die gute Stimmung an Bord verdross. Wie töricht, dachte er, sich angesichts des Sonnenscheibchens so zu gebärden, als würde man morgen schon den Fuß auf den Boden des Heimatplaneten setzen. „Die Messergebnisse haben sich seit der Neptunbahn kaum noch verändert. Das war doch vorauszusehen.“ Sein magerer Körper schwang herum, und seine Blicke tasteten schnell über alle hinweg, Zustimmung suchend. „Viel früher wären wir zur Erde zurückgekehrt.“ Sein Finger stieß aufwärts in die Luft.

 

Beos Bass verstummte. Der Expeditionsleiter nahm die Arme von Ohrids und Zepars Schultern. Er strich sich über den glatten schwarzen Bart, der dicht und voll sein Gesicht rahmte. Nachdenklich sah er Hyad an. Ihre Messungen waren doch wichtig für die Photonenraketen, die in einigen Jahren noch weiter in den galaktischen Raum hinausfliegen sollten als die „Astronautic“´

 

Soweit zunächst. Und wie es weitergeht mit der „Astronautic“ und ihrer Besatzung, das kann man wie schon geschrieben in der wissenschaftlich-fantastischen Erzählung „Asteroidenjäger“ von Carlos Rasch nachlesen, die merkwürdigerweise erstmals bereits 1961 ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin erschienen war und die bei der EDITION digital ebenfalls als E-Book vorliegt. Wie es in der Beschreibung dazu heißt, löse dieses Buch auch einige offene Fragen aus der Science-Fiction-Erzählung „Der Untergang der Astronautic“. Aber vielleicht fangen Sie erst mal damit an? Insgesamt hat die EDITION digital 14 Titel von Carlos Rasch aus den Jahren von 1961 bis 2011 als digitale Version wieder aufgelegt.

 

Und damit sind wir bei den beiden Super-Preis-Angeboten angelangt, die in dieser Woche für jeweils nur 99 Cents zu haben sind: „Das Jakobsweg-Komplott“ von Ulrich Hinse und die Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz.

 

Erstmals 2013 war bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ erschienen: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes.

 

Zunächst aber stolpert Raschke in die spannende Geschichte – bei seiner Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“

 

Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren.

 

Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte.

 

Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr.

 

Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein.

 

Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung. Er hatte den Urlaub von zwei Jahren zusammengelegt, etliche Überstunden anwachsen lassen und als genug Zeit zusammengespart war, seinen Chef um den langen Urlaub gebeten. Der Direktionsleiter war nicht sonderlich begeistert gewesen, auf seinen Kommissariatsleiter so lange verzichten zu müssen, hatte aber dann doch knurrend den Antrag unterschrieben. Jetzt war er angekommen und bereit, allen zu zeigen, dass er mit achtundfünfzig Jahren noch in der Lage war, eine solche Leistung zu bringen.“

 

Das zweite in dieser Woche für nur 99 Cents ganz besonders preiswerte E-Book ist die Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“, das erste Buch von Johan Nerholz, das 2016 bei der EDITION digital ebenfalls sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe erschienen war: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja  in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren, auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben.

 

Das Buch, dem Mitte Februar dieses Jahr ein zweiter Teil folgen wird, beginnt mit einem bereits kurz erwähnten ziemlich mysteriösen Autounfall – oder war es doch ganz anders?:

 

„Der Tod der Bannherrin

An einem einsamen Feldweg stand ein alter Baum, dessen Stamm vollständig mit Moos überwuchert war. Er war schon lange ohne Leben und konnte jeden Augenblick umfallen, die Fäulnis war unübersehbar. In dieser einsamen Gegend gab es erst einige Kilometer entfernt Dörfer. In der feuchtkalten und nebeligen Dunkelheit konnte niemand sehen, was gerade am toten Baum geschah. So waren sich die Vögel, die auf dem Baum saßen, sicher, dass sie ungestört blieben. Ein riesiger Rabe und ein weiterer, viel kleinerer Vogel saßen dort und rührten sich nicht. Sie schienen auf etwas zu warten und dann kam tatsächlich noch ein Rabe angeflogen. Er ließ sich bei den oben sitzenden Vögeln nieder und schüttelte ausgiebig sein Gefieder.

 

„Es ist wahr. Sie sind beide tot“, sagte der angekommene Rabe. „Ist das alles?“ Der große Rabe sah den Neuankömmling erwartungsvoll an. Dieser fuhr fort: „In wenigen Augenblicken wird die Polizei der Menschen angekommen sein. Die Feuerwehr ist schon da. Sie sprechen von einem Unfall. Man sagt, dass die Kriminalpolizei unterwegs ist.“ Der Vogel japste und begann zu zittern. „Man wird nichts finden.“ Der dritte Rabe, ein weibliches Tier, hatte sich zu Wort gemeldet. „Bist du dir so sicher, Antarpha?“, fragte der Neue. „In solchen Fällen findet man nie etwas“, antwortete ihm die Rabenfrau. „Die anderen haben nichts gemerkt?“ Der große Rabe hatte sich wieder an den Neuankömmling gewandt. Der plusterte sich auf. Ihm schien das Wetter nicht zu gefallen. „Nein! Die Sache mit der Kleinen hat unser Ausbilder Taukius schnell und gründlich erledigt“, erläuterte er. „Wer war alles dabei?“ Der große Rabe war neugierig. „Schwer zu sagen, Rontur. Jedenfalls viele und nicht nur von uns! Alle haben das als letzten Dienst an ihr betrachtet. Es war noch keiner von den Menschen da, als Taukius handelte.“

 

„Was ist mit dem Kind?“, fragte Antarpha. „Das dürfte jetzt zu Hause sein. Niemand außer uns weiß, dass es dabei war.“ „Gut so!“, war die Rabenfrau wieder zu hören. „Die armen Großeltern der Kleinen! Werden sie es schaffen?“ In der Stimme des zuletzt angekommenen Raben klang großes Bedauern mit. „Das werden sie!“ Das Weibchen klang zuversichtlich. „Kennt jeder seine Aufgabe?“ Der große Rabe war hellwach. Er schien die letzten Worte seiner Gesprächspartnerin zu ignorieren. „Es ist lange her, dass wir so eine gefährliche Situation hatten. Aber ich denke, jeder weiß, was zu tun ist. Die Jungen funktionieren erstaunlich gut. Auch der Riesengeier Reikosch ist gekommen, als er von der Sache erfuhr und hilft uns.“

 

„Was tut er?“ Rontur schien überrascht zu sein. „Er überwacht den Luftraum! Sollten die Jungen einen Fehler machen, gleicht er diesen ganz sicher aus. In der Senke ist auch alles gut. Dort kümmern sich Griseldis und die Wasserhexe Iri um die Sicherheitsvorkehrungen. Da geht nichts schief.“ „Schön. Aber was hat Reikosch mit der Sache zu tun?“ Der große Rabe wunderte sich immer noch. „Nichts. Aber er dachte sich, ein bisschen Hilfe könne nicht schaden. Auch er kannte schließlich die Frau.“ Rontur blickte in die Dunkelheit und nickte versonnen. „Stimmt, und mit seiner Hilfe liegt er sogar richtig.“

 

„Schön, dass Reikosch dabei ist. Er ist ein alter Haudegen. Mit dem wird so schnell keiner fertig“, sagte die Rabenfrau. „Ich bedauere alles zutiefst. Aber nun können wir es wohl nicht mehr ändern.“ Der Neuankömmling warf einen hoffnungsvollen Blick auf den großen Raben. Dieser schüttelte den Kopf. „Das können und dürfen wir nicht. Es wird wohl in Zukunft für uns nicht einfacher werden.“´

 

Und wie man schon während dieser ersten Zeilen merkt, liefert „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz ein spannendes Lese-Abenteuer. Viel Vergnügen und viel Vorfreude auf den in Kürze erscheinenden Teil 2.

DDR-Autoren: Newsletter 19.01.2018 - Frauen ohne Männer, Zeichenunterricht als Schneiderlohn und wo ist die