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Flusspferde eingetroffen. Lachen mit Möckel von Klaus Möckel
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
29.07.2024
ISBN:
978-3-68912-134-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 656 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Fantasy/Humorvoll, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Satire
Belletristik: Humor, Satirische Romane und Parodie (fiktional), Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Dystopische und utopische Literatur, Klassische Science-Fiction-Literatur
Absurdität, DDR, Dystopie, Erzählungen, Fantasie, Gesellschaftsbild, Gesellschaftskritik, Humor, Ironie, Kriminalroman, Märchen, Menschliche Abgründe, Phantastische Geschichten, Satire, Schriftsteller, Schwarzer Humor, Überzeugungskraft, Utopie, Vielfältigkeit, Zeitkritik
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Kehl bog auf den Parkplatz neben der Post ein, und wie vorauszusehen, erfüllte sich sein Wunsch, eine Lücke zu finden, nicht. Eine totale Auslastung jeglichen Meters nutzbarer Fläche. Die Autos standen sogar auf dem Umgrenzungsstreifen und in langer Reihe zwischen den einander gegenüber parkenden Wagen, so dass man sich fragen musste, wie sie herausfinden sollten, wenn ihre Besitzer abfahren wollten. Aber zurück konnte Kehl auch nicht mehr, denn die anderen drängten nach.

Er wand sich an einem Opel vorbei, umkurvte den letzten Wagen der Mittelreihe und hatte auf einmal freie Bahn. Ein Ford rechts von ihm schickte sich an, seinen Platz zu verlassen. Aber ein Mazda wartete bereits.

„Du musst schneller sein", tadelte Sohn Pit vom Hintersitz aus und reckte rauflustig den Kopf. Er betrachtete solche Übungen als eine Art Kampfspiel.

„Wie denn? Hast doch gesehn, dass er näher dran war."

„Wer schneller ist, mahlt zuerst", behauptete der Elfjährige altklug.

Kehl wollte ihn energisch zurechtweisen, aber seine Frau, durch ihre dunkle Sonnenbrille hindurch scharf Ausschau haltend, sagte plötzlich: „Da vorn!"

„Wo?"

„Na, neben dem Mercedes!"

„Gut, das wird klappen."

Kehl legte den Gang ein und schoss vor. Auch wenn die andern weit weg waren und es folglich so aussah, als wollte ihm keiner den frei werdenden Platz streitig machen. Er rollte seinen weißen BMW so nahe an den abfahrenden Suzuki heran, dass der Mühe hatte, sich aus der Lücke herauszulavieren. Pit beobachtete das Manöver des fremden Fahrers, der ärgerlich gestikulierte, mit unübersehbarer Schadenfreude.

Alles schien klar, doch dann erwies sich, dass sie trotzdem zu früh triumphiert hatten. Kehl war in der Eile zu nahe an den Mercedes herangerückt und musste zurückstoßen, um sicher einbiegen zu können. Aber während er noch nach hinten schaute, pirschte sich vorn blitzschnell ein Seat Ibiza heran und besetzte frech die Lücke. Kehl blieb die Luft weg über solch eine Unverschämtheit, seine Frau setzte vor Entrüstung die Brille ab. Nur Pit fand den Mann im Ibiza clever. „Wieder geschlagen", sagte er voller Genugtuung zum Vater.

Kehl blaffte den Sohn an und ließ die Scheibe herunter, um dem Stiesel da ein paar deftige Worte zu sagen. Trotz der Strafe, die man sich jetzt unter Umständen für so etwas einhandeln konnte. Doch was half's, der Platz war besetzt. Wütend rollte er weiter. Erst zwanzig Minuten später gelang es ihm mit Hilfe seiner Frau, die ausgestiegen war, den Wagen doch noch unterzubringen.

Der Ausflug in die Stadt, etwas überraschend, aber mit großer Erwartung in Angriff genommen, wurde ein Reinfall. Sie trafen Hartmanns nicht an, die an diesem Tag eigentlich hätten zu Hause sein müssen, und kauften statt des gewünschten beigefarbenen Kostüms für Frau Kehl ein braunes, das ihr nicht stand. Das Mittagessen nahmen sie an einer Imbissbude ein, um den überhöhten Preis des Kostüms auszugleichen, und prompt bekleckerte Pit sich Hemd und Hose. Bei dem Geschimpfe und Gezeter hinterher ließ Kehl das Schlüsselbund liegen, was sie jedoch erst später merkten.

Als sie es dann endlich zurückbekommen hatten, machten sie sich geschafft auf den Heimweg. Die Frau erbot sich, das Steuer zu übernehmen, doch das kam für Kehl nicht in Frage. Mit mürrischem Gesicht lancierte er den Wagen durch den beginnenden Berufsverkehr. Obwohl sie Zeit hatten, drückte er aufs Tempo, versuchte durch häufigen Fahrspurwechsel Meter gutzumachen. Die Ampel am Ortsausgang überspurtete er bei bereits aufleuchtendem Rot.

Als sie endlich auf der Autobahn waren, wagte Frau Kehl ein Gespräch: „Dabei hat Christa geschrieben, dass sie erst nächste Woche in Urlaub fahren", sagte sie.

„Hat geschrieben, hat geschrieben. Wir hätten vorher anrufen sollen!"

„Wo denn", erwiderte die Frau, „die sind doch so was von lahm, sie besitzen noch immer kein Telefon."

„Na, in seiner Werkstatt. Das ist ja jedem Kind klar."

„Und wo krieg ich die Nummer her?"

„Über die Auskunft, mein Schatz. So macht man das im Allgemeinen."

Die Frau wollte zu einer heftigen Entgegnung ansetzen, aber in diesem Augenblick schaltete sich Pit mit dem Zwischenruf ein: „Achtung, der Seat, er will uns überholen!"

Kehl, der bei dem Streitgespräch mit seiner Frau von 130 km/h auf 98 km/h abgefallen war, sagte aufgeschreckt: „Was ist?"

„Guck doch in den Spiegel, er hat uns gleich."

 

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